Lange hat’s gedauert, doch nun ist Monster Hunter endlich auf den großen Konsolen verfügbar. Hat sich das Warten gelohnt? Wie macht sich Capcom’s größtes Experiment seit Jahren? Findet es heraus mit unserem Monster Hunter World Review!
Willkommen in der neuen Welt!
In Monster Hunter World schlüpft ihr in die Rolle eines Jägers. Nachdem Ihr Euren Jäger selbst gestaltet habt, erfahrt Ihr den Sinn Eurer Expedition. Ihr seid per Schiff auf dem Weg in die neue Welt. Als Jäger sollt Ihr diese sichern und mehr über die ansässigen Monster erfahren. Die Reise verläuft jedoch nicht ohne Probleme, denn die riesige Bestie Zorah Magdaros überrumpelt das Schiff und bringt es zum Kentern. Der Lavakoloss offenbart sich als einer der Elder Dragons und ist aufgrund seiner Größe eine riesige Bedrohung für die Siedler des Kontinents. Es ist damit Eure höchste Priorität, mehr über die Bestie zu erfahren und für die Sicherheit der Siedler zu sorgen.
Da die Besiedlung der neuen Welt aber generell nicht ohne Probleme verläuft, habt Ihr reichlich zu tun. Wilde Bestien treiben auf der gesamten Insel ihr Unwesen und erschweren das Leben der Siedler. Wer kann sie aufhalten, wenn nicht Ihr? Ihr (und bis zu 3 weiterer Gefährten) seid ein Monster Hunter. Höchste Zeit, dem Namen gerecht zu werden!
Destiny + Dark Souls + Evolve = Großartig!
Im Kern ist Monster Hunter World ein Action-Rollenspiel. Falls Ihr noch nie einen Teil der Reihe gespielt haben solltet, seid Ihr womöglich dennoch mit Teilen des Gamedesigns vertraut. Obwohl die Story ganz nett gemacht ist, ist die Geschichte nicht der Hauptanreiz des Spieles. Stattdessen durchstreift Ihr mehrere großzügig angelegte Sandboxen, um immer stärker werdendes Equipment zu sammeln. Das erinnert an Destiny. Sobald Ihr in den Sandboxen seid, versucht Ihr das Zielmonster zuerst über diverse Spuren und Indizien in der Umgebung ausfindig zu machen. Danach gibt es einen großen und langen Kampf mit den sehr starken Feinden mit bis zu 4 Spielern, wie in Evolve. Das Kampfsystem ist dagegen geprägt von den verschiedenen Waffen, die Euch zur Verfügung stehen. Die Gegner sind nicht zu unterschätzen und können Euch mit nur wenigen Attacken niederstrecken, während Ihr verschiedene Statuseffekte und Eure Ausdauer managen müsst. Als Dark Souls / Bloodborne-Fan habe ich mich sofort wohl gefühlt.
Monster Hunter World ist dabei keinesfalls eine Nachmache der genannten Spiele. Zum einen existiert die Monster Hunter Reihe schon seit Jahren und auch länger als Destiny, Evolve und Dark Souls. Zum anderen vermischt Monster Hunter World diese Elemente zu einem kohärenten und tollen Ganzen, das den genannten Spielen (außer Dark Souls) schlichtweg überlegen ist. Der MMO-Aspekt des Lootsammelns treibt das Spiel voran und liefert eine konstante Motivation der Selbstverbesserung. Normalerweise bin ich von Lootsammelfesten recht schnell gelangweilt und empfinde diese als Grind. Bei Monster Hunter World habe ich dagegen auch nach 70 Stunden Spielzeit Lust auf mehr, ohne Langeweile. Zu verdanken ist das allem voran dem Gameplay und dem Missionsdesign.
Jede Mission ein Bossfight.
Die meisten Missionen folgen demselben Muster, welches wir Euch in der folgenden Galerie darstellen möchten:
Dieser Kreislauf motiviert Euch für die komplette Länge des Spiels. Das funktioniert so gut, weil das Kampfsystem Spaß macht und die unterschiedlichen Waffen für Abwechslung sorgen. Jeder der 14 verschiedenen Waffentypen kommt mit einem eigenen Moveset und einem anderen Spielstil daher. Ihr habt die Wahl zwischen Fern- und Nahkampf, beweglicher und schwerer Ausrüstung und eher simplen oder komplexen Waffen. Die zahlreichen Upgrade-Trees für jede Waffe sowie unzählige Tränke und Ausrüstungsteile sorgen für noch mehr Optionen und Herangehensweisen. Wie zuvor erwähnt, erinnert mich das Kämpfen selbst an die Dark Souls Spiele, beziehungsweise an Bloodborne im Speziellen. Die Hiebe der verschiedenen Waffen fühlen sich präzise und wuchtig an. Die Steuerung ist intuitiv und äußerst reaktiv. Ihr könnt fast alle Aktionen durch eine Rolle canceln und flüssige, schöne und spaßige Kombos auf den Bildschirm zaubern – sofern Ihr Eure Waffe beherrscht.
Die Monster sind nicht einfach bloße Schadensschwämme. Sie haben eigene Stärken, Schwächen, Movesets, Vorlieben und Abneigungen. Nicht nur müsst Ihr wissen, wie Ihr das Meiste aus Eurer Ausrüstung herausholt, sondern auch wie Ihr jedes Monster am besten bekämpft. Auch die Umgebung spielt bei der Jagd mit zahlreichen kleineren Kreaturen, Fallen, Abkürzungen Hindernissen oder anderen Monstern eine wichtige Rolle. Durch dieses kernsolide Gameplay wird jede Mission und jeder Fight zu einem Bosskampf. So kommt keine Langeweile auf. Zwar werdet Ihr jedes Monster zahlreiche Male erlegen, ich tat es aber selten nur zum Grinden und zumeist, weil ich Lust drauf hatte.
Zwischen Benny Hill und Godzillas Monsterprügeleien
Die wohl größte Stärke des Spiels ist der Fakt, dass jede Mission ein bisschen anders verläuft. Ob ihr andere Monster bekämpft, Ihr in einem anderen Gebiet jagt, andere Waffen nutzt oder eine Mission mit Euren Freunden spielt, Ihr werdet stets andere Geschichten erleben. Wem mein Review zu XCOM 2 oder mein Special zur Pokémon Nuzlocke Challenge in Erinnerung geblieben ist weiß, dass ich ein riesiger Fan von dynamischem Storytelling bin. Monster Hunter World ist ein wenig wie eine Sandbox im eigentlichen Sinne. Wie auf einem Spielplatz gibt es zahlreiche Spielzeuge (die Monster und die Spieler) und zig Dinge, die mit Ihnen passieren können. Dafür braucht es jedoch keine Fantasie, sondern nur die Konsole und das Spiel. Die KI der Monster spielt dabei die größte Rolle. Die Ungeheuer verhalten sich wirklich wie wilde Tiere. Sie haben feste Abläufe und Wege auf der Map, die sie durchstreifen, feste Nester und Territorien, die sie verteidigen, bestimmte Reaktionen auf spezifische Items und Vorgehensweisen, unterschiedliche Reaktionen und Aggressionen gegen andere Monster und Spieler.
Ich erinnere mich an eine Jagd, bei der ich mit zwei Freunden ein Rathalos im Wald erlegen sollte. Der riesige Drache ist für sich alleine ein formidabler Feind, jedoch sollte es kein simpler 3 vs. 1-Kampf werden. Stattdessen entwickelte sich die Jagd zu einem Kampf mit vier Fronten und einer wilden Prügelei durch den ganzen Wald, als der dinoartige Anjanath und der flinke Tobi-Kadachi sich einmischten. Frenetisch wechselte unser Team von der Rolle der Jäger zu den Gejagten, dann zu faszinierten Zuschauern oder opportunistischen Assassinen. Rund 45 Minuten lieferten wir uns Verfolgungsjagden mit den drei Monstern, die teils episch waren und zum Teil an die Benny Hill Show erinnerten. Ein großes Chaos? Sicher, aber ein unfassbar spaßiges!
Die schicke, neue Welt
Auch bezüglich der Präsentation gibt sich Monster Hunter World keine Blöße. Auf der Playstation 4 Pro mit einem Fokus auf die Framerate läuft das Spiel butterzart, ohne dass ich je Einbrüche bemerkt habe. Die Weitsicht ist ebenfalls gut und auch die Animationen lassen keine Wünsche offen. Besonders hervorzuheben ist das durch die Bank großartige Design. Die Ausrüstung sieht cool aus und ist über die reinen Stats äußerst begehrenswert. Die Monster sind ausdrucksstark und weisen einen hohen Wiedererkennungswert auf. Die Umgebungen sind wunderschön, weitläufig und haben alle ein eigenes Flair. Dabei sind sie so detailliert und einprägsam, dass Ihr oftmals auch ohne die Karte oder die Scoutfliegen navigieren könnt.
Monster Hunter World’s Musik kommt orchestral und episch daher. Der Soundtrack verleiht jedem Kämpfen das nötige Ausmaß an Gravitas. Das Beste des Audio-Designs sind jedoch die Soundeffekte. Die Geräusche der Monster, der Umgebung, dem Einsetzen bestimmter Statuseffekte oder Waffen erlauben geschulten Jägern nicht nur die Situation einzuschätzen, sondern helfen häufig auch im Multiplayer. Ich konnte beispielsweise bei einem Freund feststellen, dass er unter einem Stun leidet, noch bevor er es mir sagte und ihn mit einem beherzten Hieb vor einer tödlichen Attacke schützen. Capcom’s Produktion ist allererste Sahne.
Ein Monster ohne Schwächen?
Monster Hunter World macht es mir als Kritiker nicht ganz einfach. Wieso? Weil ich bereits mehr als 70 Stunden gespielt und mehr als tausend Worte geschrieben habe und mir noch immer wenig zu kritisieren aufgefallen ist. Einfache Zielscheiben lassen sich eigentlich nur in zwei groß angelegten Set-Piece Missionen finden. Den zu Beginn des Reviews erwähnten Gigant Zorah Magdaros erlegt Ihr in sehr langweiligen Missionen, die stark vom Rest des Spiels abweichen. Eigentlich macht Ihr nichts anderes, als von einem Objekt zum anderen zu laufen und die Interaktionstaste zu drücken. Da die hier verfügbaren Ressourcen sehr selten sind, müsst Ihr die zweite Mission öfter spielen, als Euch lieb ist. Das ist zwar richtig lahm, aber macht eben auch nur einen winzigen Anteil der Spielzeit aus.
Ein kleines Usability Problem habt Ihr auch, wenn Ihr mit Freunden spielen wollt. Um gemeinsam zu jagen, müsst Ihr zunächst Teil der gleichen Session sein, bevor Ihr eine gemeinsame Quest startet. Darüber hinaus müsst Ihr selbst in der Story weit genug vorangekommen sein und alle Zwischensequenzen der Quest gesehen haben um beitreten zu können. Das sollte man eleganter lösen.
Ansonsten kann man dem Spiel vielleicht vorwerfen, dass man eine gewisse Geduld benötigt. Der Einstieg ist etwas zäh und es dauert, bis Ihr die zahlreichen Systeme und Nuancen des Spiels versteht. Auch könnte es den einen oder anderen stören, dass die Missionen eigentlich immer dem gleichen Ablauf folgen und Ihr viele Quests wiederholt. Das sind jedoch eher unterschiedliche, persönliche Präferenzen, die jeder Spieler hat, als wirkliche Schwächen des Spiels.
Monster Hunter World im Fazit
Fazit: Mit Monster Hunter World ist Capcom ein echter Geniestreich gelungen! Jeder Gamer, der Action-RPGs, Hack and Slays oder Koop-Spiele liebt, sollte Monster Hunter World eine Chance geben. Ein früher Kandidat für das Game of the Year!
Was haltet Ihr von Monster Hunter World? Haben wir Eueren Appetit geweckt? Falls ja könnt Ihr gerne [easyazon_link identifier=“B0721MKSKV“ locale=“DE“ tag=“gamspot-21″]diesen Link[/easyazon_link] nutzen, um das Spiel zu kaufen. So entstehen für Euch keine Nachteile, unterstützt uns aber ungemein!
Interessiert Ihr Euch vielleicht mehr für die künstlerische Seite der Monsterjagd? Dann solltet Ihr Euch unser Review zu Shadow of the Colossus nicht entgehen lassen.