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The Occupation – Interaktiver Thriller im Test

The Occupation White Paper Games Interaktiver Thriller Interactive PS4 PlayStation 4 Pro Test Review Kritik 1

The Occupation scheut sich als interaktiver Thriller nicht, große Themen anzupacken. Als Journalist erforscht ihr die Hintergründe eines Terroranschlags. Dieser kostete 23 Menschen das Leben und schlug politisch riesige Wellen. Ob ihr beim Aufdecken der Wahrheit als Retter der Stunde voll auf eure Kosten kommt, lest ihr in unserer Review.

Indie-Titel sind zahlreich und stehen dafür, uns Spielern etwas zu geben, das bei den Tripple-A Produktionen nur selten möglich ist. Sie gehen ein großes Risiko ein. Obwohl wir uns selbst hauptsächlich auf die großen Kollegen stürzen, schafft es ab und an ein besonderer Indie-Titel auf unseren Testparcours. So ist es auch mit The Occupation von White Paper Games. Das Konzept des Spiels trotzt nämlich nur so von Ambition. Da bleibt nur noch die Frage, wie dieses Konzept umgesetzt wurde und ob sich das Risiko am Ende des Tages auszahlt.

In The Occupation seid ihr der Anwalt der Wahrheit

The Occupation macht euch zum Vollblut-Journalisten Harvey Miller. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, die genauen Hintergründe eines Terroranschlags ans Tageslicht zu bringen. Dieser Anschlag tötete nicht nur 23 Meschen. Er startete auch eine politische Diskussion. Der Hauptverdächtige ist nämlich ein Einwanderer. Grund genug, eine umstrittene Verordnung in Kraft treten zu lassen, die sämtliche Bürgerrechte massiv schwächt. Während zu Beginn selbst das Tatmotiv noch unbekannt ist, arbeitet ihr euch in Echtzeit immer weiter vor, befragt Kollegen des Hauptverdächtigen und schnüffelt, was das Zeug hält. Ziel des Ganzen ist die Wahrheitsfindung und der Schutz der Menschenrechte.

Ihr Entscheidet selbst, was ihr mit der Zeit macht, die euch gegeben ist. – frei nach Gandalf dem Weißen

Behaltet Armbanduhr und Pager im Blick

The Occupation kommt nicht nur im Echtzeit-Gewand daher. Das Spiel gibt euch sogar die Freiheit, selbst zu entscheiden, wie ihr mit eurer Zeit umgeht. Generell habt ihr an diesem, für euch so wichtigen, 24. Oktober 1987 lediglich ein paar Interview-Termine. Bereits zu eurem ersten Termin erscheint ihr jedoch deutlich zu früh. Das gibt euch die Möglichkeit, eure Nase in die Angelegenheiten anderer zu stecken. So macht ihr weder vor Schubladen noch vor Akten und Computersystemen halt. Nicht einmal die Sicherungskästen entgehen eurem Zugriff. Viele Vorzüge und Schwächen des Titels offenbaren sich euch schon in den ersten Spielminuten. Während das englische Voiceacting nämlich wirklich vorzüglich ist, sind es immer wieder kleinere Glitches und vor allem das Verhalten des Sicherheitspersonals, das die Illusion des Spiels zerstört. So bewegen wir uns zum Beispiel rückwärts in Windeseile auf Tische und Schränke, obwohl wir lediglich ein Stück Abstand gewinnen wollten. Außerdem wirken Wachleute wie Marionetten, die sich vor allem dann, wenn wir ausreichend entfernt sind, schwebend fortbewegen. Aus der Nähe werden wir sie dafür selten los. Das bringt uns häufiger zum Sicherheitschef, als uns lieb ist. Dieser ist dafür ungewöhnlich geduldig mit einem Journalisten, der unter anderem durch Lüftungsschächte kriecht.

Wir können außerdem nicht behaupten, dass wir unsere Zeit immer perfekt genutzt hätten. Das macht zwar ein erneutes Spielen interessanter, hinterlässt jedoch das negative Gefühl, dass wir uns in Lüftungsgängen, Aufzugsschächten und beim Durchwühlen von Aktenschränken etwas verzettelt haben. Nicht selten trug auch die Spielmechanik ihren Teil dazu bei. Wir haben zwar die Mini-Anzeigen sowie die deutschen Untertitel stark vergrößert. Dafür waren Ziffern und Befehle nicht mehr länger dort, wo sie sein sollten. Sie schwebten häufig in der Luft. An all dies muss sich der Spieler erst gewöhnen. Nichtsdestotrotz hat es die Story von The Occupation geschafft, uns bei der Stange zu halten. Das Spiel war ein Abenteuer für uns.

Die Wachleute von The Occupation kommen direkt aus der digitalen Hölle

Optisch erfrischend und dennoch technisch ernüchternd

Wie häufig sehen wir Indie-Titel, die sich butterweich spielen, da sie auf einfachste Steuerungskonzepte bauen. Dafür müssen Spieler bei ihnen meist optisch Einbußen in Kauf nehmen. Optisch und atmosphärisch wirkt The Occupation hingegen meist sehr stimmig. Das Spiel zieht uns nicht zuletzt durch die Ego-Perspektive in seinen Bann. Unterstützt wird dies noch durch eine gute Vertonung mit stimmiger Verortung der Schallquellen. Die Steuerung hingegen ist unnötig komplex und viele Vorgänge sind umständlich gelöst. Hier wurde für uns zu sehr auf Immersion gesetzt. Es hätte uns gereicht, eine Schublade auf Knopfdruck zu durchsuchen anstatt sie erst langsam herauszuziehen, und sie dann Akte für Akte zu durchforsten. Auch hätte sich bei Eingaben gut und gerne eine Bildschirmtastatur öffnen können. Stattdessen mussten wir meist jede Ziffer auf einem versetzten Tastenfeld eintippen. Bei technischen Konzepten, in denen alles Reibungsfrei funktioniert, können solche Spielereien ihre Wirkung entfalten. Wenn Bewegungen aber unsauber sind und teils unnatürlich wirken, zerstört es eher den Spielfluss, als ihn zu bereichern.

Die Umgebungen, die ihr durchsucht, wirken dafür, dass sie sich meist im selben Gebäudekomplex wiederfinden, sehr abwechslungsreich. Auf die Dauer fällt dennoch auf, dass ihr immer das gleiche macht. Dies bewegt sich aber in einem sinnvollen und logischen Rahmen. Angefeuert wird The Occupation übrigens von der Unreal Engine 4, was wir bei vielen Lichteffekten und der teilweise zerstörbaren Umgebung wohlwollend zur Kenntnis genommen haben.

Hier sucht ihr nach allem, was euch hilft, Klarheit zu bekommen.

Unser Fazit zu The Occupation

Die Idee hinter The Occupation ist aufregend und mitreißend. Letztendendes sind es die eigenen Ambitionen, die einer noch besseren Bewertung im Weg stehen. Der Titel traut sich, mit einem Terroranschlag ein durchaus ernstes Thema aufzugreifen. Selbst politische Folgen und Vorgänge werden in einer Art journalistischer Professionalität behandelt. Das erforderte nicht nur die weitestgehende Distanzierhung von Emotionen, sondern auch einen Rahmen, der diesen Realismusgrad unterstützt. Der Artstyle des Spiels schafft dies. Die Welt ist in sich schlüssig. Die Charaktere sind glaubwürdig und überraschend dreidimensional. Lediglich wir selbst bleiben blass. Leider stolpert The Occupation über seine spielerischen Detailverliebtheit. Wir hätten auf das Sicherheitspersonal verzichten können. Auch die feingliedrige und dafür hakelige Steuerung könnte verschlankt werden. Es ist mehr die Neugierde, als die Spannung, die uns ans Spiel fesselte. Deshalb wäre weniger hier mehr gewesen. Unter dem Strich können wir den Titel jedoch jedem Empfehlen, der sich vom Konzept angesprochen fühlt und technische Abstriche in Kauf nimmt.


Ihr wollt keinen Thriller, sondern steht auf bunte Fighting-Action? Dann werft gerne einen Blick auf unsere Review zu Jump Force.

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