Unser Award ehrt die besonderen Auftritte der E3 2017
Jede E3 hat ihre Höhen und ihre Tiefen. Nach einer ereignisreichen Show möchten wir das Ganze mit euch Revue passieren lassen. Dabei betrachten wir sowohl die Höhepunkte, als auch die Tiefpunkte. Und was könnte es dafür Passenderes geben als die Verleihung unserer ersten, jährlichen E3 Awards? Bei der Auswahl kam es manchmal zu internen Debatten, während andere Entscheidungen nicht mehr als einen Blick in die Runde und ein gemeinsames Nicken erforderten. Wir möchten euch nicht weiter auf die Folter spannen und präsentieren euch stolz unsere Sieger der E3 2017.
Cringe Award
Danny sagt: Mittlerweile ist es bei mir Tradition, dass ich beim Schauen der E3 nach den peinlichsten Momenten Ausschau halte. So ist auch dieser Award entstanden. In den vergangenen Jahren hätten den Cringe-Award zwei Fußballer erhalten: Der verwirrte Pelé und der total unbeteiligte José Mourinho auf der EA-Bühne waren schon ziemlich peinlich. Gleich danach kommt immer die Vorstellung von Just Dance auf der Ubisoft-Bühne. Da EA diesmal keinen Fußballer an Bord hatte, konnten die ewigen Zweiten rund um Just Dance sich endlich einmal den Cringe-Award sichern. Diese Tanzperformance, die am Anfang noch vielversprechend mit tanzenden Sub-Zero-Verschnitten startete, dann jedoch durch pink gekleidete Hüpfmädels und einem heruntergekommenen Panda unterstützt wurden, artete schnell in ein Cringefest aus. Das I-Tüpfelchen war dann eine unterirdische Performance von Bebe Rexha. Also ich habe mich amüsiert.
Bestes Indie-Game
Danny sagt: A Way Out ist für uns eine der größten Überraschungen der E3. Hazelight und der Macher von Brothers: A Tale of Two Sons Jose Fares scheinen hier ein besonderes Erlebnis in der Entwicklung zu haben. Außerdem erfordert es schon einigen Mumm ein Spiel herauszubringen, das man nur im Coop-Modus spielen kann. Der stimmungsvolle Trailer und Gameplay-Szenen, die Lust auf mehr machen, sorgen dafür, dass sich A Way Out als Indie-Game der E3 durchsetzen konnte. Konkurrenz hatte es von The Last Night bekommen, was in seiner Cyberpunk-Pixel-Optik wirklich fantastisch aussah. Aber leider haben wir kein richtiges Gameplay zu sehen bekommen, daher geht der Award verdient an A Way Out.
Unspektakulärste Ankündigung
Danny sagt: Viele haben ja gehofft, dass ein neues Metroid angekündigt wird. In einem gewissen Sinne haben diejenigen jetzt auch was sie wollten, aber die Ankündigung erfolgte wohl nicht so spektakulär wir erhofft. Alles was man vom neuen Metroid zu sehen bekommen hat, ist nämlich das Logo und das sieht nicht einmal sonderlich spannend aus. Metroid Prime 4 ist somit wohl die Ankündigung der E3, bei der man sich gerne etwas mehr gegönnt hätte. Dicht gefolgt natürlich vom Pokémon RPG für die Switch, das sogar nur in einem Nebensatz erwähnt wurde. Da wir hier aber nicht mal einen Namen wissen und daher von einer Ankündigung keine wirkliche Rede sein kann, geht der Titel der langweiligsten Ankündigung an Metroid Prime 4.
Shenmue Award für die größte Überraschung der E3
Danny sagt: Es lag ja bereits in der Luft, dass es ein Nintendo und Ubisoft Crossover Spiel für die Nintendo Switch geben soll. Dass das Spiel allerdings ein Taktikspiel a la X-COM ist und die Universen von Mario und den Rabbids verknüpft, war bereits eine Überraschung. Noch überraschender war jedoch, dass dieses Spiel auch noch unglaublich gut aussieht. Hat man sich einmal daran gewöhnt, dass die verrückten Rabbids auf einmal im Mario-Universum gelandet sind, kommt das Spiel überaus lustig und charmant daher. Außerdem überzeugt das Gameplay. Deckungssystem, verschiedene Waffen und die Möglichkeit, durch die Kombination verschiedener Charaktere Hindernisse zu überwinden oder Gegner zu flankieren, scheinen ein Garant für Spielspaß zu sein. Dass ein zuerst so skurril wirkendes Spiel letztlich eines der besten Spiele der E3 werden zu scheint, ist unsere Überraschung der E3.
Malen-nach-Zahlen-Award für die vorhersehbarste Pressekonferenz der E3
Daniel sagt: Wie ihr vielleicht schon bemerkt habt, gehören Überraschungen für uns zu den Kennzeichen einer guten E3. Besonders die Pressekonferenzen bieten immer wieder Momente, welche niemand kommen sehen kann und uns dafür umso mehr im Gedächtnis bleiben. Der Malen-nach-Zahlen-Award zeigt dagegen, dass nicht jeder Publisher so viel Wert auf Überraschungen legt. Und dieses Jahr (wie auch sonst jedes Jahr) geht diese „Ehre“ zweifelsfrei an Electronic Arts!
Sport, mehr Sport, A Way Out, Sport, ein Mappack für Battlefield, noch mehr Sport, Need for Speed dann Star Wars. Sicherlich gibt es genügend Fans, welche jedes Jahr voller Spannung den neuen Änderungen bei FIFA, Madden, NBA und Need for Speed entgegenfiebern. Schockmomente oder Überraschungen erzeugen diese Titel jedoch nie. Auch das sehnlichst erwartete Star Wars Battlefront 2 wurde bereits im Voraus gezeigt. BioWare’s neue IP Anthem wurde lediglich für Microsoft’s Konferenz angekündigt. Lediglich das äußerst interessante A Way Out hatten wir nicht auf der Rechnung. Eine einzige neue Idee in einer Stunde voller Spiele reicht jedoch nicht um EA von diesem E3 Award zu verschonen. Was wohl Amy Henning’s Star Wars Titel gerade macht?
Meist vermisste IP
Daniel sagt: Einen weiteren Anti-Award finden wir im meist vermissten Spiel. „Finden“ ist dabei ironisch, da von vielen unserer am sehnlichsten erwarteten Spiele keine Spur zu finden war. Wie ihr in unseren Erwartungen im Vorfeld der E3 vielleicht bemerkt habt, gab es sowohl für mich als auch für Danny allem voran 3 Titel, welche wir unbedingt sehen wollten. Diese Titel waren CD Project’s Cyberpunk 2077, Hideo Kojima’s Death Stranding und Naughty Dog’s The Last of Us Part 2. Letztlich wurde unseren Hoffnungen zu Trotz nicht einer der genannten vorgeführt. Wieso hat also Naughty Dog die dubiose Ehre diesen E3 Award zu gewinnen? Naja ehrlich gesagt, weil wir einfach nicht verstehen, wieso das Spiel niemals erwähnt wurde!
Cyberpunk benötigt scheinbar noch sehr viel Zeit in der Entwicklung, was bereits zuvor bekannt war. Wir hatten auf Infos, einen Trailer oder sogar Gameplay gehofft. Dennoch ist es verständlich, auf eine Vorstellung zu verzichten, denn wer kommt schon zur E3 und zeigt nur ein lahmes Logo (Hust Metroid Prime 4 Hust)? Auch Kojima hatte kurz nach Veröffentlichung unseres Artikels verkündigt, dass Death Stranding nicht auf der E3 sein würde. The Last of Us verliert hier, weil wir nicht wirklich verstehen, wieso nichts gezeigt wurde. Director Neil Druckmann erklärte via Twitter:
Believe me, we’re super excited to show you more of Ellie and Joel’s 2nd journey, but right now it’s Chloe and Nadine’s time to shine.
— Neil Druckmann (@Neil_Druckmann) 13. Juni 2017
Man wollte scheinbar nichts von The Last of us zeigen, um Uncharted: The Lost Legacy nicht das Spotlight zu stehlen. Das hört sich zwar zunächst schön und gut an, ergibt aber für mich recht wenig Sinn. Was teilen sich Uncharted und The Last of Us außer der hohen Qualität, einer tollen Story und den Entwickler? Naja Day’s Gone freut sich für die Aufmerksamkeit.
Kill-it-before-it-grows-E3 Award
Daniel sagt:Eine E3 ist enthüllt oftmals nicht nur Spiele, sondern offenbart oftmals auch den Zeitgeist einer Branche. Die starke Konzentration an Ankündigungen und Präsentationen zeigt Trends und gemeinsame Inspirationen sowohl bezüglich des Gameplays und des Settings von Spielen, als auch bezüglich der Präsentationsweise und den Geschäftspraktiken der Publisher. So war 2013 das Jahr der Bogenschützen und 2015 das Jahr der Sandboxen. Natürlich sind nicht alle Trends positiv und manche Trends müssen dringend sterben und im Keim erstickt werden. Dafür gibt es diesen E3 Award!
Und dieses Jahr geht er an einstimmig an einen Rückfall in ein altes Verhalten: Ankündigungen von Spielen ohne Gameplay. Innerhalb der letzten 2 bis 3 Jahre wurden lange Gameplaypräsentationen überall. Die Pressekonferenzen konzentrierten sich auf einige, wenige Spiele, womit Fans sich einen vernünftigen Eindruck von neuen Titeln machen. Spiele wie Watchdogs, Fallout 4 oder Uncharted 4 zeigten uns, was diese Spiele ausmachen würde und machten uns die Wahl des Game of the Show oftmals schwer im besten Sinne – Selbst, wenn das Ergebnis manchmal anders war. Dieses Jahr hat Microsoft 42 neue Spiele gezeigt von denen die meisten weniger als eine Minute Zeit hatten.
Sony, Nintendo und Bethesda sind dabei genauso schuldig, jedoch bewarben die Trailer hier meistens zumindest bereits bekannte Marken. Wie soll ich mich auf ein Spiel freuen ohne es zu sehen, wenn ich noch nicht einmal weiß, welchem Genre es angehört?! Ich pfeife auf 42 neue Spiele, gebt mir 10 aber zeigt mir was von ihnen! Ankündigungen ohne Gameplay? Bitte tötet diesen Trend!
Wo-ist-der-Haken“- E3 Award
Daniel sagt: Vielleicht merkt man es an meinem vierten Anti-Award in Folge nicht, aber ich bin recht zynisch. Wer mag es mir in einer Szene mit Season Passes, Mikrotransaktionen, unrealistisch aufpolierten Spielen mit letztlichen Grafik-Downgrades und systematischen Lügen über Monate(Hust No Man’s Sky, Hust Aliens: Colonial Marines Hust) verübeln?
Der „Wo-ist-der-Haken“- Award geht an tolle Ankündigungen, die sich zu schön anhören, um wahr zu sein. Und wer sonst verdient einen solchen Preis als der zweimalige Verlierer der Wahl zum schlechtesten Unternehmens von Amerika? Herzlichen Glückwunsch EA, ihr macht etwas Tolles und ich kaufe es euch nicht ab!
Die Ankündigungen im Speziellen ist, dass jeder DLC zu Star Wars Battlefront II gratis sein wird. Eine tolle News, wenn man bedenkt, dass der Vorgänger von einem ernsten Mangel an Content geplagt wurde. Wie wird’s EA also versauen? Mein Tipp liegt auf exzessiven Mikrotransaktionen. Das Star Card System kehrt aus dem Vorgänger zurück und ermöglicht es euch, besondere Fähigkeiten freizuschalten. Diese haben mehrere Seltenheitsstufen und entspringen kaufbaren Lootboxen. Da liegt der berüchtigte Pay-2Win-Gedanke natürlich nahe. Gratis DLC ist spitze, aber mit Mikrotransaktionen für Gameplayvorteilen bewegt sich DICE auf dünnem Eis.
Hier geht’s zum Teil 2 der E3 Awards!