Mit der guten, alten, ersten Playstation verbinden die Meisten von uns viele tolle Erinnerungen und unglaubliche Spielerlebnisse. Zwischen all den Remakes und Reboots machte eine Kickstarter-Kampagne des Indie-Entwickler-Studios Sushee auf sich aufmerksam. 17 Jahre nach den PS1-Klassikern Fear Effect und Fear Effect 2: Retro Helix ist der neue Teil, Fear Effect Sedna, erschienen. Wir haben es für euch auf der PS4 getestet. Ob der Mythos zur Legende wird, erfahrt ihr hier.
Wer ist eigentlich Sedna?
In der traditionellen Religion der Inuit gilt Sedna als die Göttin der Ozeane. Sie war einst eine wunderschöne Frau. Dies war ihr jedoch bewusst, weshalb sie auch jeden Mann, der um ihre Hand anhielt, abwies. Eines Tages verheiratete ihr Vater sie gegen ihren Willen mit einem unbekannten, in einen Umhang gehüllten, Mann. Nachdem ihr Vater Sedna dem Mann überbrachte und sie seine Frau wurde, lüftete er das Geheimnis. Er war kein Mann sondern ein Rabe. Sedna schrie und weinte vor Angst. Ihr Vater kam mit seinem Boot zurück um sie zu retten. Der Rabe wollte seine Frau allerdings nicht hergeben. Er beschwor heftige Stürme mit seinen Flügelschlägen und Sedna fiel vom Boot, an das sie sich mit letzter Kraft klammerte. Angsterfüllt schlug ihr Vater mit dem Paddel auf ihre gefrorenen Hände. Diese zerbrachen und Sedna sank in die Tiefe. Voller Zorn sitzt sie bis heute am Grund der Ozeane, die Sie als Göttin beherrscht.
Schön… und was hat das mit Fear Effect Sedna zu tun?
Um diese Frage der Überschrift zu beantworten, müssen wir uns die Story von Fear Effect Sedna anschauen. Die 2 Söldnerinnen Hana und Rain treffen sich zu einem Auftrag. Nachdem Sie diesen Erfolgreich beendet haben, kommen sie nach Hause und bemerken, dass sie nicht alleine sind. Ein unbekannter Mann, der dem Anschein nach mit den Triaden zusammenhängt, macht den beiden ein verlockendes Angebot. Der chinesische Botschafter in Paris besitzt ein kunstvolles Artefakt, das der Auftraggeber gerne hätte. Leichter gesagt als getan. Trotz der Unterstützung des Söldners Deke läuft die Mission schief.
Durch Hanas alten bekannten Alex findet die Gruppe heraus, dass seit einem längeren Zeitraum immer mehr Artefakte verschwinden. Das Team kann nicht anders, als der heißen Spur zu folgen. Somit heißt das nächste Ziel Grönland. Dort treffen sie nicht nur ihren guten Freund Glas. Sie werden auch in einen paranormalen Komplott gezogen.
Was hier so einfach klingt, ist sehr komplex. Fear Effec Sedna vermag es nämlich leider nicht, es euch erzählerisch gut zu vermitteln. Spieler der zwei alten Teile werden all diese Gesichter bekannt vorkommen. Neueinsteigern allerdings werden die Zusammenhänge und die zwischenmenschlichen Beziehungen zu keinem Zeitpunkt im Spielverlauf nahe gebracht. Eine Ausnahme macht die Liebesbeziehung von Hana und Rain. Eine Charaktervorstellung, -entwicklung oder eine kurze Zusammenfassung der Vorgeschichte fehlen hier komplett. Das erschwert es uns sehr, Emotionen aufzubauen. Dazu kommt, dass sich Erzählweise, Dialoge und Humor extrem aufgezwungen anfühlen. Dazu gleich mehr.
Haltet Augen und Ohren offen!
Eines muss man sagen. Die Cyberpunk-Atmosphäre wurde optisch sehr gut eingefangen. Doch konzentrieren wir uns zunächst auf das Leveldesign. Im Vergleich zur starren Kameraführung der PS1 Ableger, stören die isometrisch aufgebauten Level sicher niemanden mehr. Auch die Tatsache, dass sich das Level in die Laufrichtung einblendet, ist hier ein gelungenes Stilmittel.
Die Cutscenes sehen wirklich gut aus und schaffen, trotz der vielen Neonlichter, eine düstere Atmosphäre. Die Charakter sind in diesen aber eher mittelmäßig animiert.
Das alles könnte man verzeihen, wenn da nicht die Synchronisation wäre.
Alle Synchronsprecher reden sehr Monoton. Es wirkt als wäre der Kontext des Gespräches unklar. Akzente zu treffen, wird zwar krampfhaft versucht, schlägt aber massiv fehl. Auch wenn einer der Charaktere wieder einer einen Einzeiler in den Raum wirft oder einen Witz reißen muss, geht durch die Synchronisation die Pointe komplett verloren.
Im großen Kontrast hierzu steht der Soundtrack, der wirklich gelungen ist. Durch die tollen Synthesizer-Sounds, wird die Stimmung gut unterstrichen bzw. überhaupt erst aufgebaut.
Genug von Story und Technik – Wie spielt sich Fear Effect Sedna?
Das Spiel ist eine Mischung aus Rätsel-, Schleichspiel und Tactical-Shooter. Vom taktischen Part spürt man allerdings nicht viel. Der oben bereits erwähnte, erste Auftrag des Söldnerpärchens Hana und Rain fungiert als Tutorial. Dieses kommt schnell auf den Punkt. Es ist nicht aufgebläht und damit perfekt gelöst.
Die Standartwaffen haben unendlich Munition, müssen aber regelmäßig nachgeladen werden. Die Spezialwaffen der einzelnen Charaktere, zwischen denen wir wechseln können, haben allerdings ein Munitionslimit. Das Schleichen und sich hinter Möbeln und Mauern Verstecken sind von großer Wichtigkeit. Vor allem, um den Blicken der Wachen zu entkommen und diese heimlich ausschalten zu können.
Mit einem Druck aufs Gamepad können wir die Zeit einfrieren, taktische Bewegungsmaßnahmen vornehmen oder durch die Kombination von zwei Spezialattacken eine Synchroattacke planen. Das Kämpfen ist sehr eintönig und technisch sehr unausgereift. Schade ist auch, dass eingebaute Spielmechaniken nicht genutzt werden, weil es sich einfach nicht lohnt.
Es wird zu Beginn ein Furcht-Meter (zu englisch Fear-Effect) System vorgestellt, das aber in keiner Weise spürbare Auswirkungen auf das Gameplay hat. Im Prinzip ist es eine coole Herzfrequenz-Animation über dem HP-Balken und wäre, ohne Erwähnung des Fear-Effects, als solche positiv im Gedächtnis geblieben. Apropos HP-Balken – dieser sinkt durch das wenig intuitive Kampfsystem sehr schnell. Damit wir nicht vorzeitig den Löffel abgeben, werden wir förmlich unter der Flut von Medikits begraben.
Die integrierten Rätsel machen meist wirklich viel Spaß und haben beim Versagen eigene Todesanimationen. Ob Geometrie-, Rhythmus- oder Farbrätsel, hier ist für jeden etwas dabei. Da die Hinweise zur Lösung in den Leveln eingebaut sind, kommt man in der Regel schnell zum gewünschten Ergebnis. Jedoch sind auch hier wieder ein paar Ausreißer dabei, die nicht durch ihre Komplexität, sondern durch eine schlechte technische Umsetzung frustrieren.
Wird Fear Effect Sedna der Göttin gerecht? – unser Fazit
Fear Effect Sedna ist kein schlechtes Spiel. Das Potential wurde nur leider nicht ausgeschöpft. Der tolle Soundtrack und die schöne optische Atmosphäre gehen durch die Synchronisation einfach unter. Auch Spaß an den Rätseln gerät durch das Kampfsystem, das dem Spieler taktisches vorgehen und Offenheit vorgaukelt, verloren. Letzteres ist im Endeffekt nur ein wildes Wegrollen und Schießen. Der Bezug zu den Charakteren und der Geschichte fehlt völlig, wodurch keine Motivation zum weiterspielen aufgebaut wird. So wie die Inuits an die Göttin Sedna glauben, glauben wir, dass Genreanhänger und natürlich Fans der ersten Stunde der Fear Effect Reihe auf jeden Fall zugreifen sollten.
Ihr Cyberpunk Fans wollt mehr lesen? Wie wäre es mit unsere Preview zum am 25.05.2018 erscheinenden Detroit Become Human?.
Wenn Ihr euch ein eigenes Bild machen wollt, könnt ihr Fear Effect Sedna für 19,99€ im PSN-Store holen. Wir wünschen euch viel Spaß!