In Football Manager 2020 lenkt ihr als Manager die Geschicke eures Vereins und schreibt dabei selbst Geschichte. Die Spieltiefe und der Umfang der Einflussnahme sind regelrecht beeindruckend. Warum das von Sports Interactive entwickelte Game außerdem mehr als nur einen Blick wert ist, verrät euch unsere Review.
Während sich Fußball-Games wie FIFA und PES hauptsächlich auf das Geschehen innerhalb der 90 Minuten konzentrieren und unter der Spielerschaft seit mehr als 20 Jahren einen riesigen Rückhalt genießen, kamen Simulationsfreunde in dieser Zeit nicht immer auf ihre Kosten. Diese Situation hat sich vor allem 2018 geändert, als SEGAs Football Manager-Reihe sich die Bundesliga-Lizenz für Fußball-Simulationen sichern konnte. Endlich hat der Publisher das Game auch hierzulande vertrieben. So mussten Fans nicht länger auf Importe zurückgreifen und die Serie erreichte durch den hiesigen Absatz eine größere Spielerschaft. An diesem Punkt setzt der Football Manager 2020 nun an und lässt euch bei der Spieltiefe kaum Wünsche übrig. Darüber freuen sich erstmals nicht nur Spieler auf PC und Mac, sondern auch die Stadia-Gemeinde ist mit von der Partie.
Die Vorgesetzten als Fluch und Segen
Bevor ihr eure ersten Amtshandlungen in Football Manager 2020 erledigt, gilt es, euer eigenes Ich zu definieren. Ihr wählt einen Namen, eine Nationalität und gestaltet euch Stück für Stück nach euren Vorlieben. Selbst das Einfügen eures Gesichtes ins Spiel ist möglich. Dafür nehmt ihr ein Protraitfoto, markiert wichtige Stellen wie Mund, Augen und Nase und danach wird euer Bild wie abgezogene Haut auf euer digitales Ebenbild verpflanzt. Das Ergebnis hat uns allerdings nicht so gut gefallen, wie ein aus den Vorlagen erstelltes Ebenbild. Deshalb verwarfen wir die Gesichtsmontage schnell und wählten unseren Verein.
Habt ihr euren neuen Arbeitgeber gewählt, startet ihr in die Umfangreiche Saisonvorbereitung. Bis ihr zum Beispiel als Bundesliga-Manager euer erstes Pflichtspiel gestaltet, vergeht viel Zeit. Diese könnt ihr jedoch optimal nutzen, um euch mit den verschiedenen Bildschirmen und Masken vertraut zu machen. Sobald ihr erstmalig an eine neue Aufgabe herangeht, startet ein kurzes Tutorial. Aufgrund des nicht immer selbsterklärenden Ablaufs empfehlen wir, dieses, das wie der Rest des Spiels komplett in deutscher Sprache programmiert ist, auch zu lesen. Wer nicht gerne liest, ist ohnehin beim Football Manager 2020 fehl am Platze. Informationen nehmt ihr lediglich über Textboxen auf. So legt ihr auch zu Beginn der Saison eure Ziele fest. Schnell merkt ihr, dass ihr nicht nur mit den Spielern zusammenarbeitet. Die Datenbank des Football Managers umfasst Vorstände, Fitnesstrainer, Trainer der Jugendmannschaften, Scouts und mehr. Wer also nicht mit Rummenigge, Salihamidzic und Co. zusammenarbeiten möchte, sollte vom FC Bayern Abstand nehmen. Die Detailtreue ist übrigens so hoch, dass nicht nur alle Spielerkader zum Saisonstart aktuell sind, sondern Spieler wie Coutinho sogar erst später in die Saison starten.
Lizenzen voller Leben und dem Streben nach Realität
Wichtige Lizenzen wie die der Bundesliga mit an Bord zu haben, ist eine Sache. Eine andere Sache ist es, diese mit Leben zu füllen. Dies schafft der Football Manager 2020 sehr gut. Durch die neue Vereinsstrategie wird der Charakter und die Ambitionen, die sich ein Verein im wahren Leben erarbeitet hat, auch ins Spiel gebracht. So unterwerft ihr euch mit der Wahl eures Teams auch dessen Kultur und seid verpflichtet, für Vereinskulturziele, laufende Ziele und das Umsetzen des Fünfjahresplans alles zu geben. Dies kann im Spiel für eure eigene Erfolgsbewertung ebenso wichtig werden, wie das Erreichen der Saisonziele. Somit ist langfristiges Denken und Planen angesagt.
Langfristiges Arbeiten ermöglicht auch das neue Leistungszentrum. Wie im Profifußball üblich, scoutet ihr dort dem nächsten Mpappé, Haaland oder Sancho und erspart euch durch stetige Aufmerksamkeit große Ausgaben am detaillierten Transfermarkt von Football Manager 2020. Ihr seht bereits jetzt, dass eure Aufgaben zu denen auch noch das Erstellen von Trainingsplänen, das Auseinandersetzen mit der Presse und natürlich auch das Coachen gehören, alles von euch abverlangen. Glücklicherweise ist der Rest des Vereins ebenso für euch da, wir ihr für den Verein. So deligiert ihr Teile der Arbeit, für die ihr einfach keine Zeit habt, an fähige Co-Trainer oder andere Teile des Mannschaftsstabs, den ihr natürlich ebenfalls nach euren Vorstellungen Scouten könnt.
Bringt die Mannschaft auf eure Seite
Neben dem Erfolg, der sich nur in Daten messen kann, spielen im Football Manager 2020 natürlich auch andere Aspekte eine große Rolle. So hangelt ihr euch regelmäßig durch verschiedene Dialogoptionen, um verschiedene Ziele zu erreichen. Es ist zum Beispiel immens wichtig, dass ihr die Stimmung des Teams, dessen Motivation und auch die interne Hierachie im Auge behaltet. Wie im wahren Leben wird es euch die Mannschaft und der Starspieler selbst nicht ewig durchgehen lassen, wenn ihr ihn auf die Tribüne versetzt. Eure Mannschaft gilt es, mit dem richtigen Feingefühl, immer wieder neu zu motivieren und in der Spur zu halten. Nur so dankt sie es euch und ihren nicht unwichtigen Fans mit guten Leistungen.
Eure Leistungen rechtfertigt ihr außerdem auch gegenüber der teilweise bissigen Presse-Meute. Seid ihr zu selbstbewusst, stellt sie euch schnell als hochnäsig dar. Seid ihr zu zaghaft, unterstellt sie euch wohlmöglich eine zu distanzierte und desinteressierte Haltung eurer Mannschaft gegenüber. All diese Vorgänge bringen euch das Manager-Leben sehr realistisch und detailgetreu näher. Sie führen aber auch dazu, dass es nahezu unmöglich ist, Football Manager 2020 für ein paar Minuten zu starten. Meistert ihr die Tiefen des Games jedoch, wollt ihr das überhaupt nicht mehr. Die Simulation motiviert dank der vielen zu erreichenden Zielen sowieso ewig.
Das Spiel selbst kommt nicht zu kurz
Während die Detailtreue in Football Manager 2020 überragend ist, mangelt es an Übersicht und grafischer Qualität in Spielbegegnungen. Die Masken wirken teilweise überladen und vor allem für Neuanfänger gerne auch mal überfordernd. Ihr Farbschema lässt sich ändern und weiß zu gefallen. Einen Teil der Komplexität sollte das Team in der nächsten Überarbeitung durch interaktive Inhalte etwas auflockern. Hier darf man sich gerne ein wenig an PES und FIFA orientieren, die in Sachen Präsentation, als eines ihrer Steckenpferde, einen guten Schritt weiter sind.
Die Spiele selbst anzuschauen, bereitet wenig Freude. Es ist jedoch nicht unwichtig an ihnen teilzuhaben. Nicht zuletzt deshalb, weil man als Trainer auch während der Partien zumindest geringen Einfluss auf das Spiel nehmen kann. Auch Auswechslungen sowie lobende und kritisierende Ansprachen während des Spiels vermögen dessen Ausgang maßgeblich zu beeinflussen. Meist nutzten wir die Möglichkeit des Schnellvorlaufs, um uns nicht allzuviel anschauen zu müssen und dennoch wichtige Möglichkeiten des Eingriffs nicht zu verpassen.
Unser Fazit zu Football Manager 2020
Ihr tretet digital lieber selber gegen das runde Leder? Dann werft einen Blick auf Pro Evolution Soccer.