Bevor die ersten Sekunden von Killer’s Bodyguard über die Leinwand liefen, konnten wir eine gewisse Skepsis nicht verbergen. Zwar war der Trailer lustig und hat viel versprochen. Wir wussten dennoch nicht, ob es sich nicht wieder um einen dieser Trailer handelt, der die wenigen guten Szenen des Films zeigt und uns im Kino mit den weniger guten, ungeliebten Szenen zurücklässt. Hinzu kam die Frage, ob die hohe „Motherfucker-Dichte“ auch im Kino über fast zwei Stunden noch lustig ist. Andererseits hat Ryan Reynolds nicht nur in Deadpool gezeigt, wie delikat er ein humorvolles und derbes Action-Gericht aufzutischen vermag. Sein Filmpartner Samuel L. Jackson hingegen ist eine wahre Schauspiel-Wundertüte, die dann ihre Größe entfaltet, wenn sie richtig eingesetzt wird. Dies hat nicht nur Quentin Tarantino oft genug bewiesen. Wir waren überaus froh, dass sich unsere Befürchtungen nicht bewahrheiteten und Killer’s Bodyguard eine aussagekräftige Bewerbung zur Action-Komödie des Sommers abgab.

Ryan Reynolds und Samuel L. Jackson als Duo Infernale

Die Story von Killer’s Bodyguard ist schnell erzählt. Im Zentrum steht der 1A Bodyguard Michael Bryce (toll gespielt von Ryan Reynolds) und der Auftragsmörder Darius Kincaid (nicht weniger gut gespielt von Samuel L. Jackson). Die Wege der beiden haben sich, als ewige Kontrahenten und Asse auf ihrem Gebiet, schon häufig gekreuzt. Sie können sich also mit Fug und Recht als Erzfeinde bezeichnen. Da Kincaid jedoch als Kronzeuge gegen den diabolischen Diktator Vladislav Dukhovich (Gary Oldman) in Den Haag aussagen muss, ist der Auftragskiller eher gegen seinen Willen auf die Hilfe von Bryce angewiesen. Als Zuschauer erleben wir somit ihren gemeinsamen 24 stündigen Überlebenskampf auf dem Weg von England zum holländischen Gericht. Für die beiden gilt es also den Bösen dingfest zu machen, die Herzen ihrer geliebten zu gewinnen bzw. zu halten und vor allem darum, am Leben zu bleiben. Letzteres wollen die Schergen von Dukhovich mit wirklich allen Mitteln verhindern.

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Killer’s Bodyguard, eine Action-Komödie, wie sie selten geworden ist

Wenn wir an eine aktuelle Action-Komödie denken, die einen ähnlichen Weg einschlägt, wie Killer’s Bodyguard, fällt uns als erstes Kingsmen ein. Allein der Vergleich mit dem Film ehrt Killer’s Bodyguard bereits, ist aber unseres Erachtens berechtigt. Wie Kingsmen auch, setzt Killer’s Bodyguard auf urkomische unerwartete Situationen und tolle Charaktere. Der überwiegende Teil der humorvollen Seite wird von den beiden Hauptcharakteren getragen. Sowohl Ryan Reynolds als auch Samuel L. Jackson können an ihre besten Auftritte anknüpfen und bleiben sich selbst treu. Das heißt, wir bekommen von Ryan Reynolds den trockenen und ruhigen Deadpool-Humor, während Samuel L. Jackson uns mit seinen Hasstiraden und Schimpfwort-Feuerwerken bombardiert. Dies funktioniert nur deshalb so gut, weil es einerseits genügend Szenen mit unterhaltsamen auch ruhigeren Dialogen gibt. Andererseits hauchen beide den mitreißenden Action-Szenen ordentlich Leben ein. So übertrifft das Endresultat den Trailer um Längen und der Film enthält glücklicherweise viel weniger Bodyguard Anspielungen als zunächst befürchtet.

Bryce und Kincaid auf den Spuren von John McClane und Co.

Die Actionszenen des Films müssen sich vor Genre-Größen wie Stirb Langsam und Co. nicht verstecken. Es gibt rasante Verfolgungsjagden zu Wasser und zu Land, treffsichere Schusswechsel und nicht zuletzt harte Auseinandersetzungen ohne Waffengewalt. Nicht sparsam eingesetzte Härte macht den Film, neben dem Gebrauch von heftigen Schimpfwörtern, für Kinder ungeeignet. Alle anderen dürfen sich dafür auf toll choreografierte Gefechte und eine Menge Bildgewalt freuen. Dabei traut sich der Film immer wieder, je nach Situation, die eigene actionbetonte oder humorvolle Seite hervor zu heben. So entsteht eine kurzweilige beinahe zweistündige Achterbahnfahrt. Erwähnenswert ist zudem, dass alle Actionszenen nicht nur genutzt werden, um das aktuelle Geschehen zu zeigen, sondern auch um das völlig unterschiedliche Vorgehen beider Charaktere zu verdeutlichen. Es gibt kein Thema bei dem die zwei einer Meinung wären. Dementsprechend unterschiedlich ist auch ihr Verhalten in und außerhalb des Kampfes. Das sorgt für eine sehr persönliche Note und wertet auch Actionsequenzen auf.

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Killer’s Bodyguard – Mehr als nur ein Stopfen fürs Sommerloch

Fernab von beiden Hauptcharakteren weiß Killer’s Bodyguard in vielerlei Hinsicht zu begeistern. Dazu gehören auch die weiteren im Film vorhandenen Charaktere. Da wäre zum Beispiel Kincaids Frau Sonia, die von Salma Hayek herrlich schräg gespielt wird. Auch die Tatsache, dass die typische Liebesbeziehung, die in kaum einem Film fehlen darf, mit von der Partie ist und sich selbst nicht zu ernst nimmt, passt perfekt. Nicht zuletzt auf den schrägen Gedanken, überhaupt einen Bodyguard an die Seite eines (laut eigenen Angaben) mehr als 250 fachen Auftragskillers zu stellen, muss man erst einmal kommen. Zusätzlich ist fast jeder im Film vorkommender Charakter gut durchdacht. Das tröstet schnell darüber hinweg, dass die Intentionen mancher Charaktere schon vorab klar sind und sich handlungsbezogene Details leicht erahnen lassen. Es ist einfach die Addition vieler gelungener Teilaspekte, die in Killer’s Bodyguard das tolle Gesamtbild ergeben.

Schön brav, sonst gibts was auf die Ohren

Während bei den Szenen dank der verschiedenen Schauplätze England und Holland mit verschiedenen Städten ordentlich Abwechslung geboten ist, gehen die tollen Umgebungen manchmal durch die rasante Geschwindigkeit des Films etwas unter. Was weniger untergeht, sind die deutlichen Platzierungen von Fahrzeugen gewisser Marken. Wir können uns vorstellen, dass der Film einiges an Budget verschlungen hat und dies gewissermaßen zur Kostenminimierung beigetragen hat und dennoch bleibt an dieser Stelle etwas Beigeschmack. Was genau im richtigen Maße eingesetzt ist, ist die Musik des Films. Auch hier haben wir uns an Kingsmen und Deadpool erinnert gefühlt. Gerade wenn im Autoradio ein Lied beginnt, dies eine gesamte Rückblende läuft und in der Gegenwart vom Autoradio fortgesetzt wird, ist das ein gelungenes Detail. Zudem hören wir auch immer wieder die Protagonisten selbst singen. Dies lockert viele Szenen durch viel Persönlichkeit auf und macht die Hauptcharaktere noch sympathischer. Die restliche Untermalung hat ebenfalls gut ins Gesamtbild gepasst.

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Unser Fazit zu Killer’s Bodyguard


Killers Bodyguard ist einer der besten Filme, die wir bislang testen durften. Dies liegt zum einen an den charakterstarken und unterschiedlichen Hauptdarstellern, die toll gemimt werden. Auch bei Action-Sequenzen und der Balance zwischen Humor und Spannung trifft die Komödie unseren Nerv. Abgerundet wird das tolle Erlebnis von einer interessanten Story und teilweise schrägen Nebencharakteren, die ihre eigenen teils lustigen Hintergründe mitbringen. Insgesamt haben wir so nicht nur einen der lustigsten Filme der letzten Zeit, sondern auch einen der spannendsten Filme gesehen. Jeder, der auf den Humor des Trailers steht und etwas mit Action-Filmen anfangen kann, wird im Kino seinen Spaß haben. Der Deutschlandstart ist übrigens am 31. August 2017.


Solltet ihr euch, ebenso wie wir, zu cineastischen Erlebnissen hingezogen fühlen beachtet auch unsere Reviews zum Horror-Drama Halley und zum Kino Blockbuster Spider-Man Homecoming.