Molly’s Game widmet sich der Skiläuferin Molly Bloom, die zwar an der Olympia-Teilnahme scheitert, dafür aber das Spiel ihres Lebens beginnt. Endet diese turbulente Achterbahnfahrt hinter schwedischen Gardinen oder schafft sie es doch noch mit blauem Auge davon zu kommen?

Stellt euch vor, dass ihr wirklich gut in etwas seid. Wir sprechen von einer Fähigkeit, die ihr bis zur Perfektion beherrscht und die euch weltberühmt macht. Ihr trainiert jeden Tag wirklich hart, damit ihr noch besser werdet. Dann kommt euer großer Tag. Ihr steht kurz davor ein Ziel zu erreichen, das nie so nah vor euren Augen war. Plötzlich sorgt eine winziger Zufall für euren Untergang. Ihr werdet so weit zurückgeworfen, dass ihr eure Fähigkeit nie wieder ausüben dürft. An diese Stelle gelangt die Skiläuferin Molly Bloom und muss sich überlegen, wie sie ihr Leben fortsetzt. Zufällig kommt sie mit dem Pokern in Kontakt. Obwohl sie das beliebte Kartenspiel nicht spielt, ist es doch Molly’s Game.

Molly’s Game kennt Gewinner und Verlierer

Als Tochter eines Psychologen, der von seinen Kindern nur Bestleistungen erwartet, entwickelt sich Molly Bloom zur hervorragenden Sportlerin. Dies sogar, obwohl ein gesundheitliches Handycap bereits im Kindesalter dazu geführt hat, dass ihr Ärzte von weiterem Skilaufen abrieten. Sie ließ sich jedoch von einer Kleinigkeit, wie einer von Titan unterstützten Wirbelsäule, nicht abhalten und schaffte es bis zur aussichtsreichen Teilnahme an der Olympia-Qualifikation.

An diesem Tag änderte sich ihr Schicksal. Ein Unfall zwang sie nun endgültig zur Aufgabe und brachte sie um die Olympia-Teilnahme. Nach Jahren des inneren Zwanges nach immer besseren sportlichen Leistungen gönnt sich Molly nun endlich eine Auszeit. Von einem Kellner-Job gerät sie ans Pokern. Obwohl sie nie selbst die Karten in die Hand nimmt, entwickelt sich das Spiel zu ihrem, zu Molly’s, Game. Sie bringt Schauspieler, Popstars, Finanz-Riesen und Kriminelle an einen Tisch. Eines Tages steht das FBI bis auf die Zähne bewaffnet vor der Tür. Kann und will Anwalt Charlie Jaffey die intelligente Veranstalterin vor dem Gefängnis-Aufenthalt bewahren?

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Hier hadert Anwalt Charlie Jaffey noch mit seiner potenziellen Klientin

Aus hochklassigem Spiel wird schnell bitterer Ernst

Schon zu Beginn zeigt Molly’s Game seine Stärken. Der Film startet mit schnellen Schnitten, die die zentrale Person des Films, Molly Bloom, selbstironisch und rasant vorstellen. Dabei fürchtet sich der Streifen aus dem Hause Universum Film nicht, den Zuschauer mit ins Boot zu holen und unterstellt ihm eine Auffassungsgabe, die es ihm ermöglicht, auch bei schnellerer Erzählweise mitzukommen. Gleichzeitig verdeutlicht dieses Stilmittel, wie schnell Aufstieg und Fall beieinander liegen können.

Zu dem Zeitpunkt, an dem wir durch diese Art des Erzählens einen befriedigenden Kenntnisstand haben, dürfen wir verschnaufen. Der Film nimmt nach einer Weile aktiv etwas Tempo heraus und nutzt die herausgearbeitete Zeit, um uns anhand von Rückblenden mit Mollys Vergangenheit vertraut zu machen. So bauen wir eine Verbindung mit dem Hauptcharakter auf. Das ist nicht ganz einfach. Hier liegt eine Schwierigkeit des Films. Molly Bloom ist auf ihre Art hochbegabt. Sie hat durch ihr Elternhaus die Chancen bekommen, die nur wenige in ihrem Leben bekommen. Zudem ist sie ist sehr intelligent, sieht gut aus und ist durchsetzungsfähig. Dessen ist sie sich jedoch bewusst. Das macht sie nicht besonders sympathisch. Anders als der kartenzählende Student des Films 21 ist sie emotional eher der profitgierige Professor. Molly steht allerdings mit dem Rücken zur Wand. Das erleichtert die Identifikation mit ihr.

Der Charakter ihres Anwalts Charlie Jaffey ist leider nicht ganz so stark herausgearbeitet, wie das der Spielleiterin auf der Anklagebank. Nicht immer sind seine Motive klar. Mal sind wir uns sicher, dass es seine Gage ist, die zählt. Zu einem anderen Zeitpunkt zweifeln wir daran, dass Geld ihm wichtig ist. Ihm hätte man trotz der wahren Begebenheiten zum Wohle der künstlerischen Freiheit mehr Profil geben können. Sympathisch und passend ist er jedoch auf jeden Fall. So macht Molly’s Game von Beginn bis Ende einen sehr hochwertigen Eindruck und unterhält gut.

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Eines der großen Spiele

Jessica Chastain und Idris Elba gegen die Staatsanwaltschaft

Die drei größten Namen, die Molly’s Game zu bieten hat, sind mit Sicherheit Jessica Chastain, Idris Elba und Kevin Costner. Während letzterer immer besser in die Rolle des weisen, gealterten Vaters hineinwächst, liegt die Last des Films hauptsächlich auf den Schultern von Jessica Chastain. Glücklicherweise weiß diese mit der Last umzugehen. Egal ob die Rolle unglaublich gut zu Chastain passt oder sich die künftige Darstellerin von Beverly Marsh toll auf die Rolle vorbereitete, es passt perfekt. Dies ist auch wichtig, um die intelligenten Wortgefechte glaubwürdig auf die Leinwand zu bringen.

Idris Elba spielt den zurückhaltenden, aber jederzeit vertrauenswürdigen Anwalt Charlie Jaffey, dessen eigene Motive bis zum Ende nicht ganz nachvollziehbar sind. Natürlich ist der Fall sicherlich sehr prestigeträchtig. Auf Medien und Gesellschaft wird im ganzen Film jedoch nicht, beziehungsweise nur äußerst vernachlässigend, eingegangen. Die Lager sind klar geteilt. Molly und ihr Anwalt gegen die Staatsanwaltschaft und FBI. Da Molly Bloom jedoch mit Abstand die interessanteste Person des Films ist, fällt es nicht allzu stark ins Gewicht.

Die Welt der Schönen und Reichen

Molly’s Game ist ein Film, den wir uns gerne angeschaut haben. Das liegt ebenso an der intelligenten Kameraführung, wie an den gut geschriebenen Dialogen und der interessanten Story. Alles wirkt sauber und hochwertig. Die Synchronisation bietet außerdem die bekannten Stimmen und der Soundtrack ist im besten Sinne unauffällig. Bei uns hätte der Film zusätzlich gepunktet, wenn er die riesigen Summen, die über die Pokertische gingen noch etwas greifbarer gemacht hätte. Der lockere Filmstil hätte es zum Beispiel ermöglicht, den Gegenwert in Immobilien oder gar in Luxusautos zu zeigen.

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Kevin Costner als weiser Vater – Ein vertrautes Bild

Unser Fazit zu Molly’s Game

Insgesamt bietet Molly’s Game mehr als nur das Versprechen einer Verfilmung von wahren Begebenheiten. Es sind wirklich Begebenheiten, die es verdient haben, verfilmt zu werden. In diesem Fall wurden sie sogar so gut verfilmt, dass wir über die gesamte Laufzeit des Films gut unterhalten wurden. Natürlich hätten wir uns gefreut, wenn die Motive von Anwalt Charlie Jaffey deutlicher herausgearbeitet worden wären. Auch weitere gesellschaftliche Reaktionen hätten das Geschehen sicher aufgelockert. Trotzdem haben uns die intelligenten Dialoge, der unterhaltsame Stil von Regisseur Aaron Sorkin und die Darbietungen diverser Schauspieler wirklich überzeugt.


Neben Molly’s Game erschienen in diesem Monat auch die Streifen Black Panther und I kill Giants. Eine weitere Übersicht der Filme des Monats gibt es hier.

Solltet ihr auch den Erzählungen von Molly Bloom lauschen wollen, so schaut gerne einmal beim unten eingebundenen Amazon-Link vorbei. Molly’s Game ist ab dem 27. Juli für euer Heimkino erhältlich. Solltet ihr beim Online-Riesen zuschlagen, unterstützt ihr uns direkt.