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Rage 2 – Brachiale Action im kargen Ödland

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Rage 2 war eines der heißesten Eisen, die Bethesda auf letztjähriger E3 im Feuer hatte. Ein Jahr später ist der Titel auf dem Markt. Wie viel des gezeigten Wahnsinns konnte sich bis heute retten? Wir haben dem Spiel auf die Neon-Zähne gefühlt.

Unsere Vorfreude auf Rage 2 hat sich ebenso lange gehalten wie der Ohrwurm zu Andrew W.K.s Ready to Die. Der Musiktitel unterstrich effektiv das, was Bethesda uns Gamern mit Rage 2 versprach. Nämlich einen Shooter, der uns nicht dazu nötigt, hinter Felsen, Wänden und Kisten auf unsere Chance zu warten. Stattdessen dürfen wir unsere Gegner direkt und selbstbewusst mit der puren Macht unserer Argumentationsverstärker und übernatürlicher Fähigkeiten dem Erdboden gleichmachen. Den perfekten Spielplatz für dieses Vorhaben sollten uns die Just Cause-Veteranen der Avalanche Studios basteln. Das Gunplay stammt aus der Feder der Doom-Macher id Software. Dieses Rezept klingt nach einer durchaus schmackhaften Komposition. Was sollte jetzt noch schiefgehen …

https://www.youtube.com/watch?v=M7eXH25_KC0

Walker, Wasteland Ranger

Nachdem ein Asteroid ganze 80 Prozent der Erdbevölkerung ausgelöscht hat, ist die Welt kaum wiederzuerkennen. Blutrünstige Gangs beanspruchen den verbliebenen Lebensraum für sich und die sogenannte Obrigkeit herrscht dank technischer Vorherrschaft unbarmherzig und skrupellos. Die Ranger sind die einzige Hoffnung für alle, die zu schwach sind, für ihre Freiheit zu kämpfen. Leider besteht diese Gilde mittlerweile jedoch nur noch aus einer einzigen Person. Ihr seid Walker, der letzte Ranger und riskiert alles, um die Unterjochung der Menschen durch die Obrigkeit zu beenden. Auf diesem Weg erwarten euch Fahrzeugschlachten, Kugelhagel und riesige Gegner. Zum Glück seid ihr eine mobile Waffe der Verwüstung und bereit, in ein paar mächtige Ärsche zu treten.

Das Ödland wird seinem Namen gerecht

Die offene Spielwelt von Rage 2 ist weder groß noch verdient sie die Bezeichnung offen. Stattdessen macht das Ödland seinem Namen alle Ehre. Sobald wir die Straßen verlassen, erwarten uns tiefe Schluchten oder Berge, deren Erklimmung sich nicht lohnt. Stattdessen erreichen wir kartierte Fragezeichen kaum abseits der Wege. Das befahrbare Areal wirkt nur wie ein Schauplatz für Fahrzeugkämpfe und die vielen, sich wiederholenden, Aufgaben des Spiels. Erkundungsfreudige Spieler kommen nicht ansatzweise auf ihre Kosten. Das lenkt den Fokus schnell auf die Storymissionen und die Nebenaufgaben von Rage 2. Euer Ziel ist es, einen finalen Schlag gegen die Obrigkeit auszuführen. Die Mission wurde bereits vor dem Ende der Ranger geplant und verlangt noch Vorarbeit. Drei Questgeber helfen euch auf eurem Weg zum Ziel, der erfrischend kurz ist. Schnell wird klar, dass Rage 2 nur eine Anforderung an euch stellt. Erledigt alles, was sich euch in den Weg stellt. Danach sammelt ihr etwas ein, startet eine Maschine oder erweitert euer Arsenal beziehungsweise eure Fähigkeiten. Das führt zu einer Spielerfahrung, die sich auf einen einzigen Aspekt konzentriert – den Kampf.

Explosionen sind die deutliche Sprache, die Rage 2 spricht

Rage 2 polarisiert – Wo Schatten ist, ist auch Licht

Erinnert ihr euch an eine der letzten Szenen des Films Kingsman? Kurz vor dem Ende des Films explodieren unzählige Köpfe und sorgen für ein kunterbuntes Farb-Feuerwerk. Diese Szene beschreibt den Kampf von Rage 2 wie wenig andere. Das Doom-inspirierte Gunplay von id Software lässt euch wirklich alles aufleveln. So erledigt euer Wingstick später problemlos drei Ziele, eure Shotgun wird zur Allzweck-Waffe und im Overdrive genannten Super-Modus wird selbst eure Pistole zum letzten Gegenstand, den eure Gegner zu Gesicht bekommen. Es ist möglich, das ganze Spiel, das mit vier Schwierigkeitsgraden aufwartet, mit der Shotgun erfolgreich abzuschließen. Aber warum sollten wir? Die Wummen, die Rage 2 mitbringt sind kraftvoll, Explosionen optisch und akustisch brachial und es bereitet Spaß, immer wieder neue Wege zu gehen. Belohnt werdet ihr mit einem Action-Feuerwerk. Euer Bodycount stellt den von Rambo in den Schatten und selbst Chuck Norris erblasst vor Neid, wenn ihr loslegt. Trotz der lahmen Welt, der kurzen Story und den repetitiven Nebenaufgaben haben wir nach dem Abspann keinen Grund gesehen, unser Abenteuer-Ödland zu beenden.

Schnelles Gameplay als oberste Direktive

Detailverliebte Grafikfetischisten werden von Bethesdas Rage 2 nicht beglückt. Der Titel konzentriert sich unmissverständlich auf sein High-Speed Gunplay, das auch bei unserer Xbox One-Version butterweich über unser Display lief. Bugs erwarteten uns zumeist im Audio-Bereich. Besonders in ruhigen Gesprächs-Situationen hatten akustische Verortung und Lautstärke deutliche Aussetzer. Ein Absturz unterbrach den Abspann. Dieser zwang uns zum erneuten Boss-Fight, den wir jedoch auf uns nahmen. Rage 2 sticht aus der Masse der Games mit seinen Neon-Farbtönen deutlich hervor und hält in dem Bereich, was die ersten Eindrücke versprachen. Die spielerische Freiheit beschränkt sich darauf, dass wir alles aufleveln können, was wir unser Eigen nennen. Außerdem können wir, anders als in Days Gone, jedes Vehikel nutzen und später sogar durch die Lüfte düsen. Die meisten PS offenbart Rage 2 weiterhin bei unzähligen Gegnern und voller Waffengewalt.

Das Erledigen von Fahrzeug Konvois bringt etwas Abwechslung ins Game

Es kommt nicht immer auf die Größe an

Wir betonten bereits, dass der Umfang, den Rage 2 mitbringt für ein Open-World-Game für heutige Verhältnisse beinahe lächerlich klein ist. Gleichzeitig verwendeten wir in diesem Zusammenhang das Wort erfrischend. Warum lautet unsere Bezeichnung nicht enttäuschend oder ernüchternd? Ganz einfach – Wir leiden viel zu häufig unter einer Open-World-Ernüchterung. Wir beschweren uns nicht über viel Spiel fürs Geld. Eine überschaubare Hauptstory und optionale, gerne auch gut geschriebene, Nebenaufgaben erscheinen uns als perfekter Kompromiss. Nebenaufgaben wie die Seekämpfe von Assassin’s Creed sind ebenso eine Geschmackssache wie die Konvois von Rage 2. Viel zu oft werden wir zu solchen Vorgängen genötigt. Spielbestandteile werden uns aufgezwungen. Dies macht auch Rage 2 in begrenztem Maße. Aber dank der kurzen Hauptstory, deren Missionen sich von Nebenaufgaben kaum unterscheiden, kann sich keine Ermüdung einstellen. Viele arbeitstätige Gamer werden dem Team hinter Rage 2 für diese Interpretation der Open-World danken. Wir wünschen uns stattdessen direkt kompakte Areale, die dafür mehr Interaktion mit einer lebendigen Umwelt ermöglichen. Ein Grund, warum wir einen Blick ins Großstadtleben von Night City (Cyberpunk 2077) kaum erwarten können.

Love to hate it or hate to love it

Es gibt eine Reihe von Gründen, warum wir jeden verstehen, der den postapokalyptischen Shooter von Grund auf verabscheut. Rage 2 ist brutal, seine offene Spielwelt ist öde, seine Aufgaben bieten gerade soviel Abwechslung wie verschiedene Toastsorten und der Abspann läuft zu schnell über den Bildschirm. Ein Feature lässt jedoch all dies im Hintergrund verschwinden. Das Highspeed Gunplay macht einfach richtig viel Laune. Wenn die Gegner wie die Fliegen fallen und wir wieder einmal einen neuen Weg ausgetüftelt haben, um uns unseren Widersachern zu entledigen, können wir uns ein hämisches Lächeln und das angenehme Gefühl der Macht nicht verkneifen. So kann sich nur Chuck Norris fühlen, der zum Roundhousekick ansetzt oder Rambo, der zum Maschinengewehr greift. Als Ranger sind wir uns unserer Aufgabe bewusst. So wissen wir nicht, wie unsere Waffen heißen. Wir kennen nämlich nur die Geräusche, die sie machen, wenn wir eine Gruppe Gegner ins Jenseits befördern.


Das Rage 2-Kontrastprogramm bietet euch übrigensDays Gone. Die Welt ist größer und ihr seid nur ein kleines Licht in dieser lebensfeindlichen Umgebung. Infizierte Bären und Freaker bilden die Spitze der Nahrungskette. Unsere Review haben wir euch verlinkt.

Solltet ihr selbst Lust haben, euch feindlichen Gangs und der Obrigkeit zu stellen, könnt ihr Rage 2 gerne über den untenstehenden Amazon-Link erwerben. Auf diesem Wege unterstützt uns nämlich direkt. Nachteile entstehen euch außerdem nicht.

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