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Rocketman Review – Elton John darf, was Freddy nicht konnte

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Erfolge wie Mama Mia, La La Land und Bohemian Rhapsody haben gezeigt, dass Musikfilme trotz der Action-Blockbuster von Marvel und DC ihr Publikum haben. Die Herausforderung besteht darin, gleichzeitig den Erwartungen an Musik und Film gerecht zu werden. Erreicht Rocketman dieses Ziel?

Erinnert ihr euch an den Illumination Animationsfilm Sing? Im Film sang ein Gorilla den Elton John Klassiker I’m still standing. Der Sprecher dieses Gorillas stand ein Jahr später mit der Ikone vor der Kamera. Der Film hieß Kingsman 2 und die Stimme ist die von, ihr könnt es euch bereits denken, Taron Egerton. In der Paramount Pictures Produktion Rocketman schlüpft Egerton nun in die Haut und die schrillen Outfits des Superstars. Dabei entsteht mehr als ein Bohemian Rhapsody 2.0. Rocketman ist nicht weniger als der Film, den sich Kino-Zuschauer wünschen und der als Reginald Kenneth Dwight geborene Sänger verdient.

I’m still standing better than I ever did

Rocketman lässt uns bereits an der Kindheit von Elton John teilhaben. Das erste Ausrufezeichen setzt dabei Kit Connor, der den jungen Reggie mimt. Nicht selten hat unsere Familie einen maßgeblichen Anteil an unserer Entwicklung. Das war auch bei Reggie nicht anders. Das Herz seines Vaters, der als Soldat nur selten zu Hause und daher kaum mehr als ein Erzeuger ist, schlägt für Jazz. Die Mutter des Jungen (Jessica Chastain) lässt sich bei der Erziehung von ihrer Mutter Ivy unter die Arme greifen. Ein wichtiger Punkt in Reggies Leben ist die Entdeckung des Pianos. Zu seinem Interesse kommt ein außerordentliches Talent. Dieses wird gefördert und so folgen zunächst kleinere Auftritte und später der ganze Ruhm als Weltstar. Innere und äußere Einflüsse wie Familie, Sexualität und Freundschaft machen aus Reggie den Künstler Elton Hercules John, den wir alle kennen und viele lieben. Rocketman verliert aber nie die Themen Menschlichkeit und Schwäche aus den Augen. Das macht den Film zu einem ganz besonderen.

Elton John, seine Mutter Sheila und Manager John Reid – Quelle: Paramount Pictures.

I’m a rocket man

Obwohl, oder gerade weil Elton John Rocketman selbst als Produzent begleitete, muss sich der Film nicht der schwierigen Aufgabe stellen, welches Bild er von seinem Hauptcharakter zeigen darf. Anders als Freddy, konnte Regisseur Dexter Fletcher, der uns Bohemian Rhapsody schenkte, seinen Superstar dieses Mal fragen. Eine Tatsache, die Rocketman spürbar in neue Umlaufbahnen gebracht hat. Das Thema Sexualität wird mutig und doch angenehm normal, was es heutzutage auch sein sollte, angesprochen. Gleichzeitig werden Süchte und toxische Familienzustände als tägliches Problem aufgezeigt. Wir bekommen keinen Superstar gezeigt, der menschliche Probleme hat. Stattdessen erleben wir einen Menschen mit Problemen, der trotzdem oder vielleicht auch gerade deshalb zu einem unvergleichlichen Musiker gewachsen ist. Die Einbindung Eltons größter Hits erfolgt dabei nicht nur durch Bühnenauftritte. Da wo es passt, beschreiben die Musikstücke sein Leben ganz in Musical-Manier. Auf den Kitschfaktor von Mama Mia verzichtet Fletcher dabei. Dennoch begeistert Rocketman mit Herz, Filmkunst und musikalischer Vielfältigkeit.

Goodbye Yellow Brick Road

Taron Egerton geht nach Kingsman und Robin Hood ganz neue Wege. Er scheut kein Risiko. Als charmanter Geheimagenten-Emporkömmling ist es schließlich einfach um die Gunst des Publikums zu buhlen. Mit seinem Auftritt in einem Musikfilm setzt er nicht nur seine bisherigen Fans aufs Spiel. Er droht auch die riesige Fanbasis von Elton John und den Star selbst zu enttäuschen. Gut, dass Egerton ein famoser Sänger ist und diesen riesigen Schritt noch souveräner meistert, als wir es uns hätten wünschen können. Dabei kommen wir nicht nur in den Genuss seiner Gesangskünste. Auch das Charisma von Elton John und die Probleme unter denen er litt, gibt er Gesicht und Körper. Richard Madden macht als Manager und Businessmann außerdem eine gute Figur und Jessica Chastain weist uns nicht selten auf unsere persönliche Vergangenheitsbewältigung hin.

Auch Luxus ist für den Job des Weltstars ein wichtiger Faktor – Quelle: Paramount Pictures

Open up your heart and let your feelings flow

Wir durften Rocketman in seiner Originalversion genießen. Dies ist gefühlt auch die authentischste Art, in der man den Streifen erleben kann. Die Dolby Atmos Vertonung macht den Kinobesuch zu einem besonderen Erlebnis, das nicht nur Fans von Elton John beglückt. Zur deutschen Version können wir leider nichts sagen. Da Lieder einen Großteil des Films ausmachen, sollte dieser Bereich jedoch nicht allzu stark ins Gewicht fallen. Was jedoch ins Gewicht fällt, ist die Filmkunst, die mit Bohemian Rhapsody mehr oder weniger den Boden aufwischt. Das Schauspiel und die Bilder selbst sind freier. Der Zuschauer darf interpretieren und sich in die Protagonisten hineinversetzen. Wir sind nicht länger stiller Zuschauer. Wir sind ein Teil des Films und lieben es.

Unser Fazit zu Rocketman

Hätte Bohemian Rhapsody auch dann bei den Oscars gepunktet, wenn Rocketman bereits Konkurrent gewesen wäre? Wir wissen es nicht. Im direkten Vergleich ist das musikalische Biopic der Film, der uns näher an seinen Star heranführt und uns tiefer in seinen Bann zieht. Durch eine kritischere, tabulose Auseinandersetzung mit dem Leben des Hauptprotagonisten lebt der Film regelrecht auf. Wer Elton John vorher nicht leiden konnte, respektiert ihn, wer ihn mochte, liebt ihn und wer ihn liebte, vergöttert ihn. Taron Egerton wird lange brauchen, um einer Rolle nochmals so sehr den eigenen Stempel aufdrücken zu können und wir sind froh, dass wir Teil dieser musikalischen Reise werden durften.


Wer mit Musikfilmen aller Art nichts anfangen kann, sollte ruhig einen Blick auf Mega Time Squad werfen. In diesem Gangsterfilm kollidieren typische Genrebestandteile mit dem Thema Zeitreise. Es entsteht ein durchaus kurzweiliges Abenteuer.

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