Ein junger Recke steigt auf sein Pferd und muss insgesamt 16 übergroße Monster besiegen. Sein Ziel ist es, ein Mädchen wiederzubeleben. Das Konzept klingt einfach und birgt auf den ersten Blick nicht das Potenzial, die Gaming-Welt nachhaltig zu prägen. Wenn der Kopf hinter diesem Konzept jedoch Fumito Ueda heißt, entsteht eines der beliebtesten Videospiele aller Zeiten – Shadow of the Colossus.
Während auch wir uns bereits auf PlayStation 2 und PlayStation 3 in den Kampf gegen die riesigen Geschöpfe gestürzt haben, hält uns nichts davon ab, erneut zum Controller zu greifen. Dieses Mal jedoch auf der PlayStation 4. Die Verantwortung für das erstmals auf der E3 2017 gezeigte Remake liegt abermals in den fähigen Händen von Bluepoint Games, die neben Shadow of the Colossus bereits Uncharted, God of War und Metal Gear Solid aufpolierten. Wir haben geprüft, ob PlayStation 4-Besitzer nun zugreifen sollten.
Eine Reise, die euch verändert
Wenn ihr Wander, den Helden des Spiels, das erste Mal zu Gesicht bekommt, befindet dieser sich gerade auf einer Reise. Er ist auf dem Weg in ein fernes Land. Im dortigen Tempel soll eine Macht hausen, die in der Lage ist, Tote zum Leben zu erwecken. Auf diese Gabe ist Wander angewiesen. Er reist nämlich nicht allein. Auf seinem Pferd Agro befördert er die Leiche der jungen Mono. Der Held ist jedoch fest entschlossen ihren Tod rückgängig zu machen.
Im besagten Tempel angekommen, trifft der Hauptprotagonist auf die fremde Macht namens Dormin. Dormin spricht, wie jeder Protagonist, eine fiktive Sprache. Dies lässt das ganze Geschehen noch mysteriöser wirken und passt perfekt ins Gesamtbild. Er ist Wander bei seinem Vorhaben behilflich. Sein guter Wille allein genügt jedoch nicht. Mono kann nur ins Leben zurückkehren, wenn Wander die 16 Götzen des Tempels zerstört. Diese sind jedoch nur Ebenbilder von 16 Kolossen, die in der Welt des Spiels auf ihn warten.
Shadow of the Colossus lässt Erlebnisse für sich sprechen
Die dialogreichen Phasen konzentrieren sich auf Beginn und Ende des Spiels. Dazwischen erhaltet ihr nach jedem erledigten Koloss neue Eindrücke. Allerdings müsst ihr auf eine typische Story weitestgehend verzichten. Bedeutet dies, dass Shadow of the Colossus euch einfach machen lässt, ohne euch an das Spiel zu binden? Nein! Das Abenteuer hat ganz eigene Wege euch an Bildschirm und Controller zu fesseln. Dies sogar so sehr, dass ihr das Ende zu früh erreicht.
Das Abenteuer fesselt euch durch Ungewissheit. Ihr wisst weder, wie die Welt, in der ihr unterwegs seid, funktioniert noch um welchem Preis ihr die tote Mono rettet. Ihr müsst Kolosse erklimmen, um euer Ziel zu erreichen. Es ist allerdings ungewiss, ob dieses Ziel erreichenswert ist. Alles was ihr nicht wisst, wollt ihr herausfinden. Selbst wenn das bedeutet majestätische Wesen wie die Kolosse zu stürzen. Jeder tote Koloss verrät euch etwas über die Welt in der ihr lebt und über euch selbst. Für uns ist das Spiel, mit seiner Art zu erzählen, einzigartig.
Ein gewöhnungsbedürftiger Ritt mit Schwert und Bogen
In die Steuerung von Shadow of the Colossus müsst ihr euch zunächst einfinden. Vor allem, was das Reiten betrifft, haben wir beispielsweise bei The Witcher 3 und Assassin’s Creed Origins schon leichteres Handling erlebt. Das bedeutet aber nicht, dass ihr nicht über die Zeit automatisch lernen würdet, euren einzigen Freund, den vierbeinigen Agro, zu steuern. Intuitiver funktioniert das Steuern von Schwert und Bogen. Die leuchtende Klinge erfüllt eine ganz wichtige Aufgabe. Es bündelt Lichtstrahlen nämlich immer dann, wenn ihr in Richtung des nächsten Kolosses unterwegs seid.
Nicht minder wichtig ist eure Fähigkeit, euch festzuhalten. So erreicht ihr euer Ziel auf den steinernen Riesen nur, wenn ihr in den richtigen Momenten eine Pause einlegt. Die Tatsache, dass eure Gegenspieler fliegen oder euch anderweitig abschütteln wollen, erleichtern euch diese Aufgabe nicht gerade. Habt ihr zum Ende eurer Ausdauer kein sicheres Plätzchen gefunden, fallt ihr in die Tiefe.
Im Vergleich zur bekannten Fassung bekommt ihr übrigens eine überarbeitete Steuerung geboten. Die Ausweichrolle wird nämlich nun mit der Kreis-Taste ausgeführt. Ihr springt mit X und ruft die Karte per Touchpad auf. Die altbekannte Steuerung steht euch jedoch optional weiterhin zur Verfügung. Dies ist eines von vielen Beispielen, dass es sich nicht einfach um ein Remaster handelt.
Klettert, erklimmt und nutzt die Schwachstellen
Der Anfängerguide für Koloss-Jäger ist schnell zusammengefasst. Zunächst sucht ihr den Lebensraum des Kolosses in der Spielwelt. Dann müsst ihr durch Klettereinlagen zu ihm gelangen. Wenn ihr ihn gefunden habt, erklimmt ihr ihn und bringt ihn zu Fall. Dass sich dies in der Praxis durchaus abwechslungsreich gestaltet, könnt ihr uns glauben. Genau wie die Kolosse selbst, sind auch ihre Lebensräume sehr unterschiedlich. Es gilt diese also zu verstehen und für euer Vorankommen zu nutzen.
Die Schwachstelle der Kolosse werden euch bei Helligkeit durch ein unmissverständliches Leuchten signalisiert. Allerdings vernehmt ihr dieses nur, wenn ihr auch euer Schwert ausrüstet. Habt ihr effizient eure Kraft gesammelt, um dann stoßartig zuzustechen, seid ihr schnell mit der Schwachstelle fertig. Allerdings bedeutet dies nicht gleichzeitig, dass ihr dem riesigen Ungetüm bereits den Gnadenstoß verpasst habt. Diese können nämlich über mehrere Schwachstellen verfügen. Habt ihr alle erfolgreich malträtiert, steht ein Hüne weniger zwischen euch und Mono.
Sie sind so flauschig!
Die Detailverliebtheit von Bluepoint Games hievt Shadow of the Colossus optisch auf ein ganz neues Level. Die PlayStation 2-Version hatte noch mit Framerate-Einbrüchen zu kämpfen. Die neue Version ist ein echter Leckerbissen. Sie läuft butterweich und mit HDR-Funktion über den Bildschirm. Wir haben auf der PS4 Pro auf den Cinematic Modus zurückgegriffen, der tolle Bilder auf unseren Bildschirm gezaubert hat. Während man sich bei Full-HD auf bis zu 60fps freuen kann, ist es bei 4K die Hälfte.
Man sieht deutlich, dass das Team nicht einfach nur Texturen ausgetauscht hat. Shadow of the Colossus erstrahlt in neuem Glanz. Dieser macht sich auch in der ehemals eher kargen Umgebung bemerkbar. Diese wirkt mit Wiesen, Blumen und Lebenwesen lebendiger als je zuvor. Ganz besonders hat uns das Fell der Kolosse gefallen. Wenn wir uns daran hochziehen, reagiert es physikalisch korrekt. Zusätzlich ist es toll anzusehen, wie es im Wind verweht. Wir haben uns neu verliebt.
Tolle Fotos und weitere Spielereien
Shadow of the Colossus lebt von imposanten Momenten. Damit ihr diese auch für die Ewigkeit festhalten könnt, hat Bluepoint Games einen Fotomodus ergänzt. In diesem habt ihr die Auswahl aus verschiedenen Filtern, könnt nach Belieben aus dem Spiel heraus- oder an das Geschehen heranzoomen und zusätzliche Effekte ergänzen. In Windeseile schafft ihr so eigene kleine Kunstwerke, die eure Erlebnisse porträtieren.
Ihr habt zusätzlich die Möglichkeit das ganze Spiel in einer veränderten Optik zu spielen. So wird die Darstellung dunkler, bunter oder bekommt einen nächtlichen Schleier. Selbst ein Noir-Modus ist mit von der Partie.
Lasst das Orchester erklingen
Der Soundtrack des Spiels bleibt nahezu unangetastet. Im Vergleich zur PS2-Fassung ist die 7.1-Fähigkeit zwar eine Neuerung, diese war jedoch auch schon auf der PS3 mit von der Partie. Das ist für uns allerdings alles andere als ein Grund zur Kritik. Der Soundtrack ist und bleibt genial. Für ein audiovisuelles Kunstwerk ist der Ton unverzichtbar und was ihr auf die Ohren bekommt ist beinahe unvergleichlich.
Das Team hat es geschafft die Welt in genau die richtigen Töne zu verpacken. Dies geht so weit, dass ihr das Gesamterlebnis wahrnehmt, ohne zu bemerken, dass ihr überhaupt etwas seht oder hört. Ihr erlebt einfach.
Unser Fazit zu Shadow of the Colossus für die PlayStation 4
Neben Shadow of the Colossus erscheinen diesen Monat auch noch andere interessante Titel. Hier unsere Übersicht.
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