Uncharted 4: A Thieve’s End war genau der Kracher, den sich viele von Naughty Dog gewünscht beziehungsweise erwartet haben. Wir durften unseren mutigen und cleveren Schatzjäger gemeinsam mit seinem Bruder Sam auf der Suche nach Libertalia, der Sagen-umwobenen Piratenstadt, begleiten. Während Nathan dabei ein letztes Mal auf die Probe gestellt wurde und beweisen musste, wie weit er für seine Familie gehen würde, warf das Action-Adventure jedoch eine große Frage auf. Wie geht es mit Nathan Drake und der beliebten Serie weiter? Ohne diejenigen von euch zu verärgern, die Uncharted 4 noch nicht gespielt haben, sagen wir nur, dass das Ende einen ziemlich abschließenden Charakter hatte. Nach dem Abspann von Uncharted 4: A Thieve’s End wussten wir nur, dass ein DLC unterwegs ist, der eventuell diese Frage beantwortet. Mit der Zeit ist aus einem DLC der Titel Uncharted: The Lost Legacy entstanden.

Uncharted: The Lost Legacy – Alte Bekannte in neuem Gewand

Bei Uncharted: The Lost Legacy handelt es sich um mehr, als um einen einfachen Standalone-DLC. Dies wird zunächst am Preis deutlich, der sich mit knapp 40 Euro zwischen dem üblichen Preis für eine Story-Episode und einem Vollpreis-Titel befindet. Während The Lost Legacy sich mit Uncharted 4: A Thieve’s End grafisch auf einer Ebene befindet, gibt es ein paar wenige erfrischende Neuerungen und ein absolutes Novum für die Serie. Wir schlüpfen erstmals nicht in die Haut des schlagfertigen Nathan Drake, sondern übernehmen die Kontrolle über die uns sehr wohl bekannte Chloe Frazer. Nicht weniger bekannt ist uns ihre Gefährtin Nadine Ross, die in Uncharted 4 noch eine der größten Gegenspieler der Drake Brüder war. Frauenpower ist im Grabräuber-Genre ja nicht gerade etwas Neues. Dennoch waren wir gespannt, welchen Umfang Uncharted: The Lost Legacy bietet und wie sich die ehemaligen Nebencharaktere in der Hauptrolle schlagen.

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Eine Zweckgemeinschaft auf der suche nach einem Zahn

Was in unserer Überschrift so klingt, wie meine Familie nach meiner längst vergessenen Schlittenfahrt, ist die kürzeste Zusammenfassung, die man zu Uncharted: The Lost Legacy liefern kann. Natürlich wird dies dem Umfang und Facettenreichtum der Story nicht ganz gerecht. Nichtsdestotrotz haben die toughe Schatzräuberin Chloe und die harte Söldnerin Nadine scheinbar nicht allzu viele Gemeinsamkeiten. Zunächst ist es einzig und allein ihr Ziel, das sie vereint. Beide sind auf der Suche nach Ganeshas Stoßzahn. Um dieses Artefakt aus der hinduistischen Mythologie zu finden, entsteht das ungewöhnliche Duo. Während Chloes Wurzeln sie nahezu dazu nötigen, Ganeshas Stoßzahn zu finden, ist es hauptsächlich eine offene Rechnung mit Asav, die Nadine antreibt. So führt uns die Geschichte von Uncharted: The Lost Legacy also nach Indien, wo wir nicht nur zwei Schatzsucher erleben, sondern vor allem zwei Frauen, die ganz neue Seiten an sich erkennen und zu einem echten Team werden.

Verwundbar, menschlich, liebevoll – keine doppelte Lara

Jeder, der bei Naughty Dogs Entscheidung zu zwei weiblichen Grabräubern eine Verwischung der Grenzen zur Tomb Raider-Serie befürchtete, kann sich beruhigt zurück legen. Uncharted: The Lost Legacy bleibt ein Uncharted. Die Unterschiede zu Lara, die hauptsächlich im Alleingang agiert, sind groß. Ein großer Teil der Emotionen wird in Uncharted seit jeher durch liebevolle und humorvolle Dialoge übermittelt. Hier macht The Lost Legacy keinen Unterschied. Durch ein komplett neues Duo und dessen Entwicklung weht sogar frischer Wind. Neben der Suche nach Ganeshas Stoßzahn gibt es noch mehr zu entdecken. Gemeint sind die Hintergründe von Nadine und Chloe, die nur durch einen Namen verbunden werden – Drake. Da ist es kaum verwunderlich, dass wir diesen Namen auch im neuen Ableger nicht nur einmal hören. Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr Uncharted einlegt und mit einem neuen Abenteuer startet? Das Gefühl nach Hause zu kommen? So ist es auch bei Uncharted: The Lost Legacy.

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Bemüht Schießeisen und Gehirnzellen abwechselnd

Beim Gameplay gibt es in Lost Legacy keine großen Überraschungen. Natürlich bleibt Naughty Dog dem gewohnten Wechselspiel aus Rätsel- und Schießeinlagen treu. Erneut sprechen sich dabei eure KI-Widersacher untereinander ab und versuchen euch das Leben schwer zu machen. Genauso verlasst ihr euch erneut auf eure ruhige Hand und eine Deckung, die euch die meisten Kugeln vom Leib hält. Die Rätsel sind diesmal komplett ohne das bei uns sehr beliebte Tagebuch zu lösen und hätten ruhig ein wenig knackiger sein können. Die Lösungen waren nämlich meist offensichtlich. Nichtsdestotrotz wird die Rätselauflösung in toller Art und Weise visualisiert und sorgt für einen schönen Belohnungseffekt. Eine kleine Neuerung ist die Tatsache, dass ihr die Waffen-Kisten gegnerischer Truppen nicht mehr einfach so öffnen könnt. Stattdessen seid ihr nun auf Chloes Fingerspitzengefühl angewiesen. Dies ist einfacher gelöst als zum Beispiel in Skyrim und daher keine riesige Umstellung. Im Gefecht ist es jedoch schwieriger mal eben an Nachschub zu kommen.

Optisch und technisch allererste Sahne

Optisch bringt Naughty Dog ein gewohnt hochklassiges Niveau auf unsere Bildschirme. Es ist beeindruckend, wie zuverlässig das Entwickler-Studio technisch anspruchsvolle Spiele einwandfrei auf unserer PlayStation 4 laufen lässt. Wenn es in dieser Hinsicht etwas zu bemängeln gibt, dann sind das weder die tollen Lichteffekte oder die Wasseranimationen noch die Gestaltung des Urwaldes, den unser PS4 Pro zum Leben erweckt. Einziger möglicher Kritikpunkt ist es, dass manche Schauplätze oder Straßen beziehungsweise Landschaften denen von Uncharted 4: A Thieve’s End einfach zu ähnlich sehen. Natürlich jammern wir hier auf hohem Niveau. Aber dieses Gefühl in einer anderen Ecke der Welt auf ein sehr ähnliches Terrain zu treffen, raubt einen Teil der Illusion. Dass sich bei dem tollen Gameplay nicht viel ändert, konnten wir leichter verschmerzen als das. Nichtsdestotrotz spielt sich Uncharted: The Lost Legacy toll und sieht auch wunderbar aus.

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Die Suche nach Ganeshas Stoßzahn macht Laune

Uncharted: The Lost Legacy ist mit einer Spielzeit von 7 bis 10 Stunden nicht ganz so umfangreich wie andere Uncharted-Titel. So ist der Weg zum gesuchten Artefakt etwas geradliniger aber keineswegs weniger liebevoll als sonst. Gewohnter Maßen gibt es viele Sammelgegenstände und an wichtigen Punkten macht ihr mit eurem Sony-Smartphone Bilder der Umgebung. Auch einzelne historische Fakten oder mythische Hintergründe fließen immer wieder mit ein. Insgesamt bezeichnet Naughty Dog Uncharted: The Lost Legacy also zu Recht als eine vollwertige Uncharted-Erfahrung. Auch wenn sie einen kleineren Umfang und somit auch einen kleineren Preis hat. Nadine und Chloe funktionieren als tragendes Duo mindestens so gut wie als Nebencharaktere und ihre Verbindung ist ein toller Teil des Spiels. Zudem gibt es immer wieder bezaubernde Momente mit der lebendigen Umgebung, die sich eindrucksvoll in den Köpfen einbrennen. So schafft Naughty Dog unvergessliche Momente. Als Zusatz befindet sich sogar das gesamte Multiplayer-Konstrukt von Uncharted 4 im Lieferumfang.

Unser Fazit zu Uncharted: The Lost Legacy

Die beste Nachricht vorweg: Uncharted: The Lost Legacy besitzt das Uncharted-Gen. Alles, was die Serie so beliebt macht, macht das Abenteuer von Chloe Frazer und Nadine Ross zu einer tollen 7-10 stündigen Abenteuer-Reise durch Indien. Lediglich die Vertrautheit mancher Landstriche, Straßen und Szenen sorgen für eine kleine Abwertung. Dass sich in der Spielmechanik nicht viel geändert hat, finden wir nach dem überragenden Uncharted 4: A Thieve’s End gut. Neuer Wind wird durch kleine Gameplay-Nuancen und vor allem durch zwei neue Hauptcharaktere in die Serie gebracht. Auch wenn wir nicht wissen, wie die Zukunft von Uncharted nun aussieht, wissen wir zumindest, dass ihr mit Uncharted: The Lost Legacy ein tolles Spin-Off geboten bekommt, bei dem ihr nichtmals überlegen müsst, ob ihr zwei weibliche Hauptcharaktere gut findet, da ihr viel zu sehr damit beschäftigt seid, als Chloe Frazer Ganeshas Stoßzahn zu erbeuten.


Natürlich ist Uncharted nicht das einzige Erlebnis, dass Sony für PlayStation 4-Nutzer bereit hält. Ganz besonders freuen wir uns auf Detroit: Become Human, welches wir auf der Gamescom ausgiebig anspielen konnten. Auch für Sonys PlayStation VR steht euch einiges bevor. Wenn wir nun noch die neuen Party-Games aus der PlayLink-Reihe berücksichtigen, müsst ihr euch um neues Futter keine Gedanken machen.

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