Ich erinnere mich zurück an die Microsoft E3 Pressekonferenz aus dem Jahr 2015. Die HoloLens wurde der Gemeinschaft der Gamer vorgestellt. Im ersten Moment war ich geschockt; ich dachte, das müsse ein Fake sein. Ich erinnere mich, dass so ziemlich alle überrascht waren. Doch was ist aus der Zukunft geworden, die uns Microsoft mit der HoloLens versprochen hat?
HoloLens — Zu hohe Ambitionen?
Die HoloLens wurde bereits im Januar 2015 angekündigt. Man hatte das Gefühl, sie sei frisch aus William Gibsons Cyberpunk-Romanen entsprungen. Ein Headset, das uns nicht eine virtuelle Realität vorgaukelt, sondern unsere Realität erweitert. Dabei hatte die HoloLens bereits damals erhebliche technische Vorteile gegenüber den VR-Brillen der Konkurrenz: keine Kabel und eine Gesten- bzw. Stimmsteuerung. Wenig später folgte auf der E3 die erste Vorstellung für den Consumer-Bereich. Man zeigte uns, wie man mit der HoloLens Minecraft spielen konnte. Wie ein Gott konnte man die Welt von Minecraft auf einem Tisch betrachten und verändern. Man fühlte, da war etwas großes im Gange — ungeahntes Potential.
Wenig später stellte Microsoft die Demo eines First-Person-Shooters vor. In Project X schoss man auf Roboterspinnen, die aus den eigenen vier Wänden krabbelten. Oder die Möglichkeit NFL-Spiele zu sehen und dabei durch die HoloLens sich weitere Informationen zum Spiel anzeigen zu lassen, versprachen uns eine neue Zukunft, in der die Realität um einige Ebenen an Informationen angereichert wird.
Doch der Traum scheint vorerst geplatzt — zumindest für den normalen Kunden. Der Mann, der hinter der HoloLens steckt, ist Alex Kipman. Dieser gab auf der diesjährigen Microsoft Build Konferenz bekannt, dass man sich vorerst auf die Bereiche Forschung, Business und Bildung konzentrieren wolle. Schaut man sich Microsofts Made for HoloLense Bereich an, sieht man zwar die ein oder andere App, die auch für den normalen Kunden interessant sein könnte. Doch die meisten Anwendungen richten sich an Entwickler oder Unternehmen. So findet man Virtually Here, eine App in der man Häuser virtuell besichtigen kann, bevor man sie kauft; oder einige Programme in denen man sich die Anatomie verschiedener Körperteile genauer ansehen kann.
Zu hoher Preis für reines Entertainment
Kipman hat schon früher gesagt, dass der Preis der HoloLens schlicht zu teuer sei, um sie an eine breitere Kundschaft zu verkaufen. Das Developer Kit kostet stolze 3 000$ und bei uns in Europa ist die HoloLens auf 5 490€ veranschlagt. Kein Wunder, dass es keine Consumer-Anwendungen gibt. Selbst für einen Hardcore-Gamer dürfte dieser Preis zu hoch sein. Alex Kipman geht davon aus, dass man den Consumer-Bereich wieder ins Auge fassen kann, wenn der Preis des Headsets unter 1 000$ fällt. Wer will schon Apps für eine Zielkundschaft entwickeln, die es noch gar nicht gibt?
Daher wird die HoloLens jetzt vor allem für Firmen genutzt, um Image-Werbung zu betreiben. Große Unternehmen wie Real Madrid oder die PGA Tour verwenden HoloLens-Anwendungen auf Messen und Events, um Werbung für ihr Unternehmen zu machen. Auch Microsoft hat seine Strategie umgestellt. Nach dem Erfolg anderer VR-Headsets, möchte Microsoft mehrere kostengünstige VR-Headsets anbieten. In wenigen Wochen auf der E3 sollen Ankündigungen gemacht werden, die Microsofts VR-Plattform Mixed Reality betreffen.
Den Fans des Cyberpunk bleibt der nächste Schritt in eine digitalisierte Realität also weiterhin verschlossen. Das HoloLens-Projekt lebt von seinen hohen Ambitionen, kann diese aber aufgrund der hohen Entwicklungskosten noch nicht voll ausschöpfen. Dann müssen wir uns bis auf weiteres eben mit unhandlichen VR-Headsets begnügen.