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Ghost of Tsushima – Letzte Ehrerbietung für die PS4

Ghost of Tshushima PlayStation 4 Pro Titel
In Ghost of Tsushima kämpfen PlayStation-Spieler im alten Japan als Samurai oder aus dem Schatten agierender Geist, um die Insel Tsushima von mongolischen Invasoren zu befreien. Ob dieser letzte PlayStation 4-Exklusivtitel dem Haus Sony Ehre oder Schande bringt, haben wir beurteilt.

Ghost of Tsushima ist nicht mehr und nicht weniger als der letzte PlayStation 4-Exklusivtitel. Als solcher soll er die Unruhen vergessen machen, für die The Last of Us Part 2 sorgte und als neue IP zeigen, dass Sony auch in der kommenden Generation zu Recht auf große Spielerlebnisse setzt, die ihren Kaufpreis und die Wahl der Sony-Konsole rechtfertigen. Er soll die durchaus erfolgreiche Ära der Playstation 4 beenden und Spielern ein weiteres unvergessliches Spielerlebnis bescheren, wie es schon Dreams, God of War, Marvel’s Spider-Man, The Last of Us Part 2 und viele andere Games dieser Generation vollbracht haben.

Die ersten Weichen in Richtung Erfolg stellte Ghost of Tsushima mit 2,4 Millionen verkauften Exemplaren innerhalb der ersten drei Tage bereits. Diese Menge macht aus dem Open-World-Abenteuer die erfolgreichste Premiere einer neuen PlayStation 4-IP und zeigt, dass die Zeit großer Blockbuster-Titel alles andere als vorbei ist, auch wenn Microsoft mit dem Gamepass vermehrt auf ein „Netflix für Games“ setzt, das den Erfolg eines einzelnen Spiels verzichtbar macht. Mit der Ankündigung von Ratchet & Clank: Rift Apart, Marvel’s Spider-Man: Miles Morales und Gran Turismo 7 ist der Grundstein für einen guten PS5-Start bereits gelegt.

Ein einzelner Samurai gegen eine mongolische Übermacht

Ein Mongolen-Angriff auf Tsushima hat das Leben von Jin Sakai, Samurai und Kopf des Sakai-Klans, für immer verändert. Als von seinem Onkel zum Samurai ausgebildeter Krieger stehen Ehre, die Beherrschung von Emotionen und der aufrechte Gang in den Kampf im Angesicht des Todes an oberster Stelle. Der Angriff zwingt den ritterlichen Samurai zum Umdenken. Auf seinem Weg, Verbündete zu rekrutieren, die Mongolen zurückzudrängen und sein Volk zu beschützen muss er sich neue Fähigkeiten aneignen. Selbst wenn dies bedeutet, dass er ehrlos aus den Schatten agiert, sich hinterrücks an Gegner anschleicht und sich verschiedenen Ablenkungsmanövern bedient.


Mitreißende Geschichte ohne Reibungspunkte

Ghost of Tsushima erzählt in vielen gelungen inszenierten Zwischensequenzen die Geschichte des „Samurai auf Abwegen“. Um Verbündete zu rekrutieren, macht er deren Probleme zu seinen eigenen,. Diese kämpfen im Gegenzug auch in seinem Kampf gegen die Mongolen. Dabei ist die Geschichte zwar fesselnd und beeindruckend hochwertig in Szene gesetzt. Die Story-Tiefe eines The Last of Us Part 2 bringt der Open-World-Titel jedoch nicht mit. Dies fällt jedoch dank interessanter Charaktere, Japan-Flair und vor allem der lebendigen Spielwelt nur bedingt ins Gewicht.

Die Spielwelt von Ghost of Tsushima ist malerisch und erzählt ihre eigenen Geschichten – Quelle: PlayStation / Sucker Punch

Eine offene Spielwelt, die dank Sucker Punch eigene Geschichten erzählt

In der japanischen Mythologie nimmt die Natur als göttliche Macht einen hohen Stellenwert ein. Dies verkörpert die Spielwelt von Ghost of Tsushima deutlich. So ist es der Wind, der Jin als buchstäblich richtungsweisende Macht zur Seite steht. Hierfür setzt Sucker Punch auf Partikel-Effekte. Diese kamen bereits in Infamous Second Son in Form von Funken zum Einsatz. In Ghost of Tsushima gestalten sie die gesamte Welt. Blätter, Glühwürmchen, Funken, Sandkörner und Blüten schweben durch die Spielwelt und werden zum Beispiel durch den Spieler aufgewirbelt oder vom Wind getragen.

Auch Füchse und Vögel nehmen Jin als Sprachrohre Tsushimas an die Hand und führen ihn zu wichtigen Orten wie heißen Quellen oder Schreinen, die ihre eigene, wichtige Rolle spielen. Wie bei Partikel-Effekten übernimmt auch die Weitsicht als technischer Aspekt eine Gameplay-Funktion ein. Jin kann so weit blicken, dass er anhand von Lichtern, Feuern, Rauchsäulen und fernen Gebäuden schnell interessante Orte ausmacht. Benötigt er einen Überblick über ein Gebiet, hilft ihm sogar der Foto-Mode und dessen Möglichkeit aus dem Geschehen herauszuzoomen.

Ghost of Tsushima öffnet Jins Blickfeld, zwingt ihn jedoch zu nichts

Als Samurai ist Jin Sakai zum Start des Spiels das komplette Gegenteil eines Assassinen. Alles, was die Arbeit eines Meuchelmörders ausmacht, widerspricht dem Kodex der ehrenvollen Krieger und Ritter im Dienste der Herrscher. Mit seinen neuen Herausforderungen ändern sich die Mittel, zu denen er greifen muss. Sein Fähigkeiten-Repertoire vergrößert sich kontinuierlich, bis er einem ausgebildeten Assassinen in nichts nachsteht. Dabei bleiben ihm sein Katana und die seit seiner Jugendzeit erworbenen Kampfkünste jedoch erhalten. Er kann weiterhin seine Gegner ehrenvoll herausfordern und zu Beginn eines Kampfes Gegner mit einem Schlag erledigen (Herausforderungskampf). Er kann jedoch auch gleich aus den Schatten agieren, was manche Missionen Spielern ohnehin von Beginn an abverlangen. Bestraft wird die teils geforderte „ehrlose Herangehensweise“ nur durch verschiedene Zwischensequenzen. Nachteile haben Spieler durch die Dezimierung von mongolischen Streitkräften als Ghost jedoch nicht. Das eröffnet Jin schnell viele Möglichkeiten der mongolischen Übermacht Herr zu werden. Das Heranschleichen an Gegner, gezielte Kopfschüsse aus der Ferne und ehrenvoller Nahkampf sind bleibende Optionen, die für Abwechslung und Langzeitmotivation sorgen. Diese ist bei der etwas in die Länge gezogenen Story durchaus gern gesehen. Kämpfe gegen mehr oder weniger gut gerüstete Gegner mit Schwertern, Speeren, Schilden, Äxten und Bögen machen einen großen Teil des Spiels aus. Spieler reiten, schwimmen oder klettern von Kampf zu Kampf. Nebenaufgaben, lohnenswerte Sehenswürdigkeiten das Austoben mit dem tollen Fotomodus lockern diese Tatsache auf.

Geht ihr nicht wie ein ehrenvoller Samurai vor, bestraft euch Ghost of Tsushima maximal in Form von mahnenden Zwischensequenzen Quelle: Sony / Sucker Punch

Open World nicht neu erfunden, aber belebt

Die offene Spielwelt von Ghost of Tsushima sieht es vor, dass jeder Spieler den Jin Sakai spielen darf, den er spielen möchte. Zwar agiert Jin immer mit Katana und dem kürzeren, dolchähnlichen Tanto, trotzdem gestalten Spieler seine Art zu kämpfen selbst. Für verschiedene Gegner-Typen empfehlen sich unterschiedliche Kampf-Haltungen (Stein, Wasser, Mond und Wind), die jeweils aufgelevelt werden können. Das Aufleveln ist auch für Waffen, Rüstungen, Ghost- und Samurai-Fähigkeiten vorgesehen. Dort empfiehlt es sich, durchaus Entscheidungen zu treffen und verdiente Punkte nicht gleichmäßig zu verteilen. Dies erhöht wiederum den Wiederspielwert. Bei der Spezialisierung helfen auch die Talismane, die man durch das erreichen in der Spielwelt verteilter Schreine erhält. Durch verschiedene Bestandteile der Spielwelt, die wie Shinto-Schreine und Bambus-Stände perfekt in das feudale Japan passen und die Atmosphäre gekonnt verdichten, werden nahezu alle Charakterwerte durch das Spielen mit der Zeit beeinflusst und weiterentwickelt. Das feudale Japan belohnt Spieler auf eine natürliche und nachvollziehbare Weise für ihre Reise. Dennoch gehören repetitive Aufgaben, abzuarbeitende Fragezeichen und das aufdecken einer vernebelten, riesigen Karte zu den Open-World-Aspekten von Ghost of Tsushima, die nicht jedem Spieler gefallen müssen.

Technik als künstlerisches Element gekonnt eingesetzt

Aus technischen Gesichtspunkten ist Ghost of Tsushima nicht perfekt. Die Texturen von Felsen oder anderem Untergrund haben beispielsweise nicht die Qualität der Charakter-Modelle und -Kleidung. Außerdem wirken einige Bewegungsanimationen von Jin außerhalb von Kämpfen unrund. Jins Füße versinken in Steinen und Animationsübergänge nach Bewegungsänderungen außerhalb des Kampfes sind abrupt. Abseits dieser Kritik macht Ghost of Tsushima vieles richtig. Dies beginnt bei rein technischen Aspekten wie einem extrem kurzen Ladevorgang nach dem Bildschirmtod. Die beeindruckende Weitsicht und das beeindruckend realistische Himmelszelt samt Tag/Nacht-Wechsel und sich ändernden Wetterbedingungen wissen ebenfalls zu überzeugen. Einen riesigen Stellenwert nehmen jedoch Partikel-Effekte ein.

Bereits in Infamous Second Son hat Sucker Punch bewiesen, dass es das Team versteht, mit Partikel-Effekten umzugehen. Diese tragen in Ghost of Tsushima das feudale Japan fast im Alleingang als Blätter, Blüten, Insektenschwarm oder Pflanzen. Wenn die Sonne im Land der aufgehenden Sonne untergeht, sich das Abendrot in Pflanzen spiegelt und es Blüten, Blätter und Gräser in ein stimmungsvolles Licht taucht, hält man als Spieler den Atem an und genießt die Szenerie. Diese malerischen Situationen können Spieler dank umfangreichem Foto-Modus jederzeit nutzen und ihre Erlebnisse mit animierten Hintergründen festhalten. Egal, ob die Rüstung dabei von Blut oder Schlamm verschmiert ist oder wie neu glänzt. Wer auf solche Farb-Erlebnisse nicht setzt, nutzt den Kurosawa-Modus, der das Open-World-Game in ein Schwarz-Weiß-Erlebnis der Regie-Ikone verwandelt.

Der Schwierigkeitsgrad entscheidet über das Spielerlebnis

Wer eine Herausforderung sucht, findet diese auch in Ghost of Tsushima. Der Schwierigkeitsgrad des Spiels kann jederzeit verändert werden. Euer Katana ist tödlich. Dies gilt auch für die Waffen eurer Gegner. Der einfache Schwierigkeitsgrad ist dabei so gewählt, dass auch wenig trainierte Spieler auf ihre Kosten kommen und im Kampf bestehen können. Bereits die mittlere Stufe ist fordernder als durchschnittliche Open-World-Kämpfe. Dies liegt unter anderem daran, dass jeder Gegner einen Rüstungs- und einen Lebensbalken besitzt. Durch die niedrige Einstiegshürde durch den untersten Schwierigkeitsgrad und die deutliche Verbesserung von Jins Fähigkeiten. Ist die Wahl einer deutlich höheren Herausforderung ein uneingeschränkt positiver Aspekt des Spiels..

Unser Fazit zu Ghost of Tsushima

Ghost of Tsushima erfindet das Open-World-Game nicht neu. Eine riesige vernebelte Karte mit vielen Fragezeichen lädt zum Erkunden ein und verdeutlicht dabei gleichzeitig die Schwächen einer offenen Spielwelt mit repetitiven Aufgaben und Abhängigkeit von motivierender Story und einem Gameplay, das den großen zeitlichen Aufwand lohnt.

Glücklicherweise gelingt Sucker Punch dies bei Ghost of Tsushima zum großen Teil. Die Story hat ihre Längen und wirkt künstlich verlängert. Die Spielwelt macht den Aufenthalt in dieser jedoch zu einem besonderen Gaming-Erlebnis, was technische Aspekte wie Weitsicht und Partikel-Effekte sowie die Interaktion des Spielers mit der Spielwelt begünstigen. Nicht alle Texturen wirken hochwertig und nicht jede Animation ist rund und dennoch macht Ghost of Tsushima als neues Open-World-Game im feudalen Japan dank seiner Atmosphäre, gelungenem Schwertkampf und großer spielerischen Freiheit vieles richtig. Wir sind schon gespannt, in welche Richtung es Sucker Punch in Zukunft verschlägt.

Neben Ghost of Tsushima brachte diese Generation viele Open-World-Spiele mit, die Spieler regelrecht fesselten. Zu diesen gehören auch Death Stranding und Days Gone.

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