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The Last of Us Part 2 – Umstritten, unangepasst, unerreicht

The Last of Us Part 2 Ellie Guitarre

The Last of Us Part 2 führt Spieler fünf Jahre nach dem ersten Abenteuer zurück in die Postapokalypse. Diese bleibt ein Feind des friedlichen Lebens. Was das für die Teenagerin Ellie und ihren Ziehvater Joel bedeutet, haben wir in unserem Test bewertet.

Die PlayStation 4 steht am Ende ihres Daseins. Sie befindet sich genau an dem Punkt, an dem die PlayStation 3 stand, als ihre Tage 2013 selbst gezählt waren. Im Juni des gleichen Jahres erwartete sie jedoch noch ein besonderer Exklusiv-Titel, eine neue IP aus dem Hause Naughty Dog. Diese neue IP trug den Namen The Last of Us und schickte Spieler ab dem 14. Juni auf eine Reise, die sie nie wieder vergessen würden. Es war die Reise von Ellie und Joel, einem sich zunächst fremden Duo, das nach und nach zu Freunden und Familie wurde, bis ihr Status nicht weniger war, als der eines Vaters und seiner geliebten Tochter. 

Fast genau sieben Jahre Später erscheint der zweite Teil der damals neuen IP, die im Anschluss noch ein PlayStation 4-Remaster und eine Erweiterung spendiert bekommen hat. Genau wie sein Vorgänger wurde er prompt von der Presse als ein Meisterwerk gefeiert. Während viele Spieler mit den Meinungen dieser übereinstimmen, gibt es jedoch auch lautstarken Protest. Manche Spieler fühlen sich aufgrund der andersartigen Handlung getäuscht, verletzt oder gar betrogen. Wir haben selbst einen Blick auf The Last of Us Part 2 mit all seinen Aspekten geworfen und uns eine eigene Meinung zum vorletzten PlayStation 4-Exklusivtitel vor Ghost of Tsushima gebildet.

Eine emotionale Reise, die neue, mutige Wege geht und dabei aneckt

Es ist kein Geheimnis, dass es die Story von The Last of Us Part 2 ist, welche die Gemüter der Spielerschaft erhitzt. Während einige Gamer den Umgang Naughty Dogs mit den aufgetauchten Leaks kritisieren, gibt es auch eine Minderheit, die das Thema gleichgeschlechtlicher Beziehungen leider auch im Jahre 2020 noch nicht als Normalität akzeptieren kann. Nicht jede kritische Stimme ist jedoch so fehlgeleitet wie die, die aus fehlender Toleranz und Nächstenliebe sprechen. Einige sind strikt nicht mit dem Schicksal einverstanden, das Naughty Dog für Ellie und Joel in The Last of Us Part 2 vorgesehen hat. Fünf Jahre nach ihrem letzten Abenteuer leben sie in einer lebendigen Gemeinschaft, die bis auf den Schutz der eigenen Grenzen vor Menschen und Klickern in Frieden, Freundschaft und Gemeinschaft leben. Ein Schicksalsschlag führt Ellie von dort auf den Pfad der Rache, den sie jedoch nicht alleine bestreiten muss. Meistens ist ihre Freundin Dina an ihrer Seite. Ihr Kampf ums überleben ist härter als je zuvor und verlangt Ellie fast schon zu realistische Entscheidungen ab. Damit entwickelt sich ein emotionales Abenteuer, das selten die im Vorgänger immer wieder entstehende Herzlichkeit aufkommen lässt. Gerade in diesem historischen Jahr 2020 werden Spieler von The Last of Us Part 2 auf realistische Weise immer wieder mit den Schwächen der menschlichen Rasse und der Reise in die seelische Dunkelheit derer konfrontiert, die mehr Leid erdulden müssen, als sie zu verkraften im Stande sind. Das macht The Last of Us Part 2 zu einem Titel, der ein größeres emotionales Spektrum auffährt als sein Vorgänger und von Spielern mehr Reife verlangt. Gleichzeitig gibt der Action-Titel ihnen ein neuartiges Spielerlebnis und erzählt auf diese beeindruckende Art eine ganz neue Geschichte, die vielen nicht gefällt, die aber nichtsdestotrotz einen Höhepunkt der Gaming-Historie darstellt.
Das volle Ausmaß der Geschichte erleben Spieler allerdings nur dann, wenn sie bereit sind, auch Abseits der Hauptgeschichte den einen oder anderen zusätzlichen Meter zu gehen. Erkundung wird belohnt und so finden Suchende auf natürliche Weise Story-Teile, die anderen verborgen bleiben. Auch das zeichnet das ausgezeichnete Story-Telling von Naughty Dog aus.

Auch beim Thema Barrierefreiheit setzt The Last of Us Part 2 neue Maßstäbe. Dafür sorgen mehr als 60 Einzelfeatures. / Quelle: Naughty Dog

The Last of Us Part 2 - Alles aus der PlayStation 4 Pro herausgeholt

Bevor wir auf die Technik des Titels und damit auf ein Standard-Bewertungskriterium eingehen, müssen wir einen Aspekt von The Last of Us Part 2 bewerten, der Blog-Inhaber und Influencer mit Handicaps bereits öffentlich zu Tränen gerührt hat: Die Einstellungen zur Barriere-Freiheit. Es gibt Presets für Schwerhörige, Spieler mit eingeschränkter Motorik und Spieler mit Sehschwäche. Insgesamt sind es rund 60 einzelne Punkte, die denen das Spiel zugänglich machen, denen ein Erlebnis wie The Last of Us Part 2 ansonsten vorenthalten bleiben würde. Die Einstellungs-Optionen sind vorbildlich und während viele Spiele einzelne der eingebetteten Punkte mitbringen, ist The Last of Us Part 2 das erste, das all diese Punkte vereint. Zukünftige Titel werden sich daran messen müssen und gehen hoffentlich einen ähnlichen Weg.

Ein technisch beeindruckender Titel
The Last of Us Part 2 fordert die PlayStation 4 und ihre Pro-Variante wie kaum ein anderes Spiel. Diese dreht also voll auf und erreicht nicht selten akustische Spitzenwerte, wie wir sie zum Beispiel von God of War kennen. Dies liegt natürlich am Kühlkonzept der Konsole und nicht an der Leistung des Entwicklers, dennoch hoffen wir, dass die PlayStation 5 hier einen ordentlichen Schritt in Richtung akustischer Unauffälligkeit macht. Was Naughty Dog aus der PlayStation 4 herausholt ist beeindruckend. Das virtuelle Seattle ist weitläufiger als die Bereiche von The Last of Us und die Vegetation ist lebendiger. Hohes Gras, Flüssigkeiten und Partikel interagieren mit der Berührung des Spielers und der Gegner. Wettereffekte wie Regen, Schnee oder Wind sind glaubwürdig und die Animationen des Spiels wirken hochwertig und rund. Dies ist vor allem dann zu bemerken, wenn Ellie im Kampf viele verschiedene Bewegungen ohne spürbare Aussetzer im Animationsablauf kombiniert. Nicht selbstverständlich sind auch die gelungenen Reflexionen in Spiegeln und spiegelnden Oberflächen wie Wasser. Gelungene Darstellung von Wasser und auch Blut, das über den Boden läuft oder sich auch in Wasser verteilt sind ebenfalls eine Spezialität von The Last of Us Part 2. Naughty Dog hat es geschafft, technisch an jedem Aspekt eine Schippe zuzulegen. Dies gilt auch für die optisch noch glaubwürdigeren Charaktere. Während der Vorgänger alles erdenkliche und mehr aus der PlayStation 3 herausholte, setzt das Studio dies bei der PlayStation 4 fort. Auch die Akustik des Spiels ist erstklassig und nutzt, was die PlayStation 4 zu bieten hat. Auch hier blicken wir hoffnungsvoll in die Zukunft samt „3D Audio“ der PlayStation 5. Für PS4 wirkt sich das Engagement in verschiedenen Audiosettings von Mono und Stereo für Kopfhörer bis hin zu 7.1 für Surround-Systeme aus. Ein technischer Aspekt, der sich vor allem im Gameplay des Titels bemerkbar macht, ist die Gegner KI. Menschliche Widersacher sprechen sich effektiv ab und durchkämmen die Umgebung sinnvoll. Sind sie euch auf den Fersen, habt ihr ein Problem. Diese Tatsache macht das Spiel noch intensiver sowie aufregender und damit auch besser. Technisch hat sich Naugty Dog zweifellos selbst übertroffen. Sofern Ghost of Tsushima hier nicht noch mehr überzeugen kann, hat sich Naughty Dog auch auf der PlayStation 4 ein Denkmal gesetzt und wir dürfen gespannt sein, wie es mit der PlayStation 5 weitergeht

Die technische Umsetzung von The Last of Us Part 2 ist erstklassig / Quelle: Naughty Dog

Intensiv, mitreißend und deutlich effektiver

Im Vergleich zum Vorgänger hat sich beim Gameplay von The Last of Us Part 2 vieles getan. Die größte Neuerung sind die vielen neuen Punkte rund um das lautlose Vorgehen. Gegner suchen euch effektiver, sind gefährlicher und somit alles andere als einfaches Kanonenfutter. Um diesen Punkt auszugleichen, stehen euch neue Optionen zur Verfügung, die euch das Leben einfacher machen. Ihr geht nicht nur hinter verschiedensten Objekten, Wänden oder Teilen von Ruinen in Deckung. Neuerdings versteckt ihr euch dort, wo der Tod lauert – im hohen Gras. Dort können euch Gegner und vor allem Hunde dennoch finden. Ein einfaches Campen ist also ausgeschlossen. Dies sorgt für eine besondere Dynamik. Große Agilität beweist Ellie  außerdem im Nahkampf. Sie kann Angriffen ausweichen und diese kontern. Überwältigte Gegner lassen sich auch als Schutzschilde benutzen. An der Handhabung von Waffen und selbstgefertigten Sprengstoffen und Ähnlichem hat sich nicht viel verändert. The Last of Us Part 2 bleibt den Wurzeln des Vorgängers treu. Der Action-Titel bringt auch neue Infizierte mit, die wir an dieser Stelle nicht spoilern wollen. Spieler können sich aber auf Gefechte freuen, die ihnen viel abverlangen. Zu diesen gehört auch der eine oder andere Bossfight. Dies muss dank fünf clever abgestufter Schwierigkeitsgrade jedoch niemanden einschüchtern. Abseits von Gefechten gilt es, viele Ressourcen zu sammeln. Für besondere Waffen oder Holster müssen häufig kleinere Rätsel gelöst werden. Neben diesen essenziellen Dingen lassen gefundene Briefe oder Sammelkarten Seattle lebendiger oder abwechslungsreicher werden. Einen Kritikpunkt gibt es jedoch trotzdem. Auf der Suche nach neuen Ressourcen müssen sich Spieler ab und an neu ausrichten, um die richtigen Schubladen oder Schränke zu öffnen oder die in der Welt verteilten Ressourcen korrekt anzupeilen. Dies stört das Abtauchen in der ansonsten fast schon zu realistischen Welt des Spiels ein wenig.

Unser Fazit zu The Last of Us Part 2

The Last of Us Part 2 ist ein Spiel, wie es in einer Hardware-Generation nur sehr selten vorkommt. Die Tatsache, dass die Story die Geister scheidet, ist in einer Zeit in der Vieles so gut wie jedem gefallen soll, fast schon erfrischend mutig. Anzuecken ist in diesem Fall durchaus positiv und wir gehören zu den Spielern, die aufgrund der erwachseneren, härteren Story nur noch begeisterter vom Spiel sind. Technisch macht The Last of Us Part 2 mit seiner hochwertigen Beleuchtung, sauberen Animationen, tollen Reflexionen und detailreichen Texturen einfach alles richtig. Bugs sind trotz der größeren Spielwelt Mangelware. Die Intelligenz der Gegner weiß zu überzeugen und das allgemeine Erlebnis ist beinahe konkurrenzlos. Sollte uns Ghost of Tsushima im Juli nicht überzeugen, bleibt The Last of Us Part 2 für uns das letzte perfekte Gaming-Erlebnis dieser Generation. Die PlayStation 5 tritt mit ihren Exklusives in große Fußstapfen.

Die PlayStation 4 Community hat allen Grund zur Freude. Viele exklusive Titel sorgen immer wieder für tolle Gaming-Erlebnisse. Werft also gerne auch einen Blick auf unsere Reviews zu Death Stranding, Concrete Genie oder Days Gone.

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