Wenn man sich das Cover und den Namen von Haus des Zorns anschaut, denkt man zunächst an Dämonen, vielleicht an ein besessenes Kind, oder auch an das pure Böse. Startet man dann kurz darauf den Film, folgt eine große Überraschung. Es wimmelt von „normalen“ Familien mit ganz „normalen“ Problemen. Der Junge, den man zunächst als Hauptcharakter registriert, entpuppt sich als Nebencharakter und seine behandelnde Ärztin, die ihm das Leben nach einem Sportunfall rettete, rückt mit ihrer Familie ins Zentrum.
Schnell stellt sich die Frage, wo der Film hin möchte. Von Familien-Komödie und Drama über Abenteuerfilm bis hin zum Horror-Streifen scheint alles möglich zu sein. Selbst der englische Originaltitel und deutsche Beiname The Harvest verrät nicht mehr über das Werk aus dem Hause Koch Media. So zog uns die Ungewissheit tief in die Geschichte von Haus des Zorns – The Harvest. Eine Geschichte, die uns in ihren Bann zog.
Der gelähmte Andy wohnt nicht allein im Haus des Zorns
Maryann, die sich nach dem Tod ihrer Eltern ein neues Leben bei ihren Großeltern aufbauen muss, steht in ihrer neuen Heimat noch ganz ohne Freunde da. Sie gibt sich jedoch nicht mit dieser Situation zufrieden. Auch das Internet und ihr PC sind keine geeigneten Zeitvertreibe. Sie macht stattdessen das beste aus ihrer Situation und durchstreift die nähere Umgebung. Auf einer ihrer Touren entdeckt sie ein weiteres Haus. Es wirkt bewohnt und ihre Neugierde sowie die Hoffnung auf neue Bekanntschaften bringen sie dazu einen Blick durch eines der Fenster zu werfen.
Im Inneren des Hauses erblickt sie Andy. Dieser ist zwar bettlägerig, weiß sich anscheinend mit Spielzeug und einer Spielekonsole ganz gut zu beschäftigen. Im jugendlichen Übermut klettert sie durch sein Fenster und lernt sogar seine Familie kennen. Ihre Freundschaft scheint von Andys Eltern leider alles andere als erwünscht. Im Inneren des Hauses verbirgt sich ein grausames Geheimnis.
Haus des Zorns verzichtet auf übermäßigen Einsatz von Blut
Fragt ihr uns nach dem wichtigsten Stilmittel von Haus des Zorns, denken wir direkt an die Atmosphäre. Diese ist so dicht, dass wir sie fast mit einem Messer schneiden können. Während die Charaktere noch sanft und mit der notwendigen Geduld eingeführt werden und der Beigeschmack von schöner, heiler Welt entsteht, ändert sich dieser Eindruck nach und nach. Die Lage spitzt sich zu und einzelne Schlüsselszenen geben uns als Zuschauer immer wieder Situationen und Informationen, die es einzuordnen gilt.
Folglich versuchen wir alle Teile des Puzzles zusammen zu setzen und selbst wenn wir die Rollen im Haus des Zorns verteilt haben, ergibt sich noch lange kein klares Bild. Regisseur John McNaughton und sein Drehbuch verstehen es ausgezeichnet, die richtigen Informationen zurück zu halten. Erst im letzten Teil des Films ergibt sich ein schauriges Verständnis, dass der dichten Atmosphäre und dem Film selbst gerecht wird.
Michael Shannon und Samantha Morton mit toller Leistung
Die tolle Atmosphäre von Haus des Zorns entsteht nicht zuletzt durch die überzeugende schauspielerische Leistung der Hauptcharaktere. Besonders Michael Shannon, den ihr aus Nocturnal Animals und nicht zuletzt als Superman-Gegenspieler General Zod kennen könntet sowie Samantha Mortan (Minority Report), machen einen vorbildlichen Job. Nicht nur, dass sie in der Lage sind, ganz alltägliche Gefühle auch ohne Worte an uns Zuschauer zu übertragen. Im Laufe des Films wirkt ihr schauspielerisches Repertoire beinahe unbegrenzt.
Wir können uns einige Filme von Horror-Altmeister Stephen King vorstellen, in denen beide eine gute Wahl gewesen wären. Natürlich leisten auch die beiden Jungdarsteller ihren Anteil. Die Rolle von Maryanns Familie kann allerdings nicht an die Performance der Kollegen anknüpfen. Obwohl es sich um klare Nebenrollen handelt, trüben sie das glasklare Gesamtbild ein wenig. Ohne viele Effekte wird hier in einer zwei Häuser umfassenden Kulisse viel erreicht.
Elternliebe mit grausamen Konsequenzen
Wer sich im Genre der Horror-Filme auskennt, ist sich der häufigen Vernachlässigung von filmischen Qualitäten bewusst. Während diese im Found-Footage- oder im Trash-B-Movie-Bereich manchmal beabsichtigt ist, ist dies manchmal auch den zu knapp bemessenen Budgets geschuldet. Obwohl wir selbst Haus des Zorns eher im Bereich der Psycho-Thriller einordnen würden, gibt es an Kameraführung und Beleuchtung nichts auszusetzen.
Handwerklich wurde gute Arbeit geleistet und sowohl Innen- als auch Außenaufnahmen könnten auch aus einem Hollywood-Blockbuster kommen. Die Filmmusik ist zudem genau so unauffällig wie sie sein sollte. Sie unterstreicht Situationen ohne sich in den Vordergrund zu drängen. In diesem Sinne ist Haus des Zorns ein sehr ehrlicher Film, der das hält, was Regisseur und Crew dem Zuschauer versprechen. Vielleicht sogar mehr, als es der untreffende Titel macht.
Unser Fazit zu Haus des Zorns – The Harvest
Solltet ihr generell großen Gefallen an Horror-Filmen finden, solltet ihr ebenfalls einen Blick auf unsere Reviews zu Verónica und Halley werfen. Wer zudem etwas mehr nackter Haut und einer humorvolleren Auslegung des Genres nicht abgeneigt ist, darf sich auch Peelers genauer ansehen.
Während Haus des Zorns erst am 23. November verfügbar ist, hindert euch natürlich niemand daran, die Blu-ray oder die DVD bereits jetzt bei Amazon vorzubestellen. Solltet ihr über den unten eingefügten Link zuschlagen, unterstützt ihr uns direkt. Nachteile entstehen euch dabei nicht.