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Oats Studios – Volume 1 Neill Blomkamps Sammlung

Oats Studios – Aller Wahrscheinlichkeit nach habt ihr diesen Namen noch nie gehört. Kaum verwunderlich, da das unabhängige Filmstudio erst dieses Jahr von Neill Blomkamp gegründet wurde. Diesen könntet ihr möglicherweise als den Regisseur von District 9, Elysium und Chappie kennen. Mit Oats Studios möchte er sich nun an einem relativ ungewöhnlichen Geschäftsmodell versuchen. Im Juni dieses Jahres veröffentlichte er Oats Studios – Volume 1, eine Kurzfilmsammlung, auf Youtube und Steam. Dabei kostet es für den regulären Zuschauer keinen Cent, Blomkamp möchte sich hingegen mit einem Modell ganz ähnlich dem von Patreon finanzieren.

Wem eins der experimentellen Kleinstwerke gefallen hat, der kann auf Steam einen der DLCs kaufen. So erhält man Bonusmaterial wie Concept-Art oder Skripte und kann damit gleichzeitig das Filmstudio unterstützen. (Nähere Informationen zu den Inhalten der DLCs gibt es hier).
Ob sie mit diesem eher ungewöhnlichen Wirtschaftsvorhaben Erfolg haben werden, ist auch den Beteiligten noch unklar. Gönnen würden wir es ihnen aber.

Blomkamps letzte beiden Filme wurden zwar von Kritikern eher schlecht bewertet, aber mit District 9 hat er bewiesen, dass er ein durchaus fähiger Regisseur sein kann. In Volume 1 hat uns bei Weitem nicht alles gefallen, aber die Kurzfilme zeigen durchaus Potenzial.

Rakka

Rakkas Prämisse ist, gelinde gesagt, sehr klischeehaft. Im etwa 20 Minuten langen Kurzfilm erhält man einen Einblick in eine von Aliens eroberte Erde.  Eine technologisch überlegene Rasse erscheint wie aus dem Nichts und rottet fast die gesamte Menschheit aus. Die Übrigen werden entweder versklavt oder in grausamen Experimenten gequält. Aber natürlich gibt es eine kleine Gruppe von Überlebenden, die eine Art Guerillakrieg gegen die Außerirdischen führen.

Das hat man schon etliche Male gesehen und sorgte bei uns daher eher für Gähnen. Hinzu kommt noch, dass für den größten Teil des Filmes eine Erzählerin über das Bildmaterial spricht. Dadurch fühlt sich das ganze Werk teilweise wie pure Exposition an.

So war Rakka durch und durch eine Enttäuschung und wir hätten dem Rest von Volume 1  fast keine Chance gegeben, wäre da nicht die Atmosphäre. Die Musik allein war schon genug, um uns ein Schaudern über den Rücken zu jagen. In Kombination mit einigen erschreckend brutalen und bewundernswert kreativen Filmaufnahmen konnte sie uns über die langweilige Prämisse und übermäßige Exposition hinweghelfen.

Cooking with Bill

Cooking with Bill sticht augenscheinlich aus dem Kurzfilmpaket heraus. Nicht nur ist es diesmal kein einzelner Film, sondern eine Reihe von nur minutenlangen Videoclips, aber auch der Inhalt steht im starken Kontrast zum Rest von Oats Studio Volume 1.

Es ist eine Parodie auf Werbekochshows, die man häufig auch noch heute im Fernsehen zu sehen bekommt. Die 80-er Ästhetik lässt aber davon ausgehen, dass es sich eher an den älteren Versionen dieser Dauerwerbesendungen orientiert.

In jeder Minifolge stellt Bill mit seiner Assistentin ein Gerät vor. Diese sind immer etwas abgedreht und haben übertriebene beziehungsweise unglaubwürdige Funktionen, wenn sie denn überhaupt als Küchengerät durchgehen. Im Verlauf der Shows geht jedoch jedes Mal irgendetwas plötzlich schief und die Stimmung schlägt um. Es wird brutal, ekelhaft und oft verstörend.

Cooking with Bill ist durchaus interessant und da die Clips kostenlos sowie sehr kurz sind, gibt es auch keine große Einstiegshürde. Man merkt aber sofort, nach welcher Formel es aufgebaut ist und diese ist unserer Meinung nach weder besonders lustig noch erschreckend.

Firebase

Hier kristallisieren sich die Stärken, welche sich in Rakka schon angedeutet haben, weiter hervor. Regisseur Blomkamp schafft es wieder von der ersten Sekunde an, eine unglaublich angespannte Stimmung zu erzeugen. Dieses Mal wird sie aber nicht von einer langweiligen und ausgelutschten Prämisse zurückhalten. Stattdessen haben sich die Schreiber bei Oats Studios ein durchaus spannendes und merkwürdiges Mysterium ausgedacht. Dieses ist zwar leicht unglaubwürdig, aber mit genau der richtigen Prise Übernatürlichem versehen, um uns am Haken zu behalten.

Firebase spielt während des Vietnamkrieges. Der Film beginnt mit etwas, was zu Anfang noch wie echte Aufnahmen von eben jenen Schlachtfeldern aussieht. Bald sieht man darauf jedoch übernatürliche Ereignisse, wie in der Luft schwebende Metallteile und Leichen, die sich in etwas Unmenschliches transformiert zu haben scheinen. Darauf erfährt man von jemandem oder etwas, das diese Phänomene hervorzurufen scheint und dem einzigen Soldaten, der diese Kraft aufzuhalten vermag.

Auch Firebase hat weder eine großartig geschriebene Geschichte noch Charaktere. Mit einem Mysterium, das bis zuletzt interessant bleibt, CGI, welches selbst die meisten Hollywoodfilme blass aussehen lässt, und der schon so oft erwähnten dichten Atmosphäre ist es aber wirklich empfehlenswert und in unseren Augen eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu Rakka.

God: Serengeti

God: Serengeti ist ein erneuter Ausreißer aus der sonst eher von Horror dominierten Kurzfilmsammlung. Im Grunde ist es eine Minikomödie von nicht einmal fünf Minuten.
Es dreht sich um Gott, seinen Butler Jeffrey, wie befremdlich das auch klingt, und wie die beiden mit den Menschen umgehen. Anders als Cooking with Bill fanden wir diesen Teil der Sammlung tatsächlich witzig. Das liegt vor allem am Schauspieler Sharlto Copley, der Gott spielt. Wünschenswert als Herrscher über die gesamte Menschheit ist er sicherlich nicht, lustig ist sein Auftreten aber allemal.

Ihm dabei zuzusehen, wie er sich über die Menschen amüsiert, wird die wenigsten in Lachen ausbrechen lassen, schmunzeln mussten wir aber andauernd. Das kommt durch die gut geschriebenen Dialoge und die schon erwähnte hervorragende Leistung von Copley.

Zygote

Zygote ist der Höhepunkt von Oats Studio Volume 1 und unser Favorit. Das kommt daher, dass sich der Film auf die Dinge konzentriert, die in der Kurzfilmsammlung am besten funktioniert haben: Horror, Atmosphäre und herausragendes CGI. Der Film spielt in einer Forschungsstation irgendwo in der Antarktis. Sobald er beginnt, ist diese jedoch schon fast vollkommen zerstört. Als Zuschauer beobachtet man die zwei letzten Überlebenden, die auf der Flucht vor irgendetwas sind.

Im Verlauf der etwa 20 Minuten entwickelt sich das Ganze zu einer Katz und Maus Jagd, die überaus intensiv und Angst einflößend ist. Obwohl das Monster für unseren Geschmack ein wenig zu früh enthüllt wurde, funktioniert der Horrorstreifen überaus gut. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Bestie ein wahres CGI-Kunstwerk ist. So etwas Widerwärtiges, Furchterregendes und gleichermaßen Einfallsreiches haben wir schon lange nicht mehr in einem Horrorfilm gesehen. Auch die Schauspielleistungen von Dakota Fanning sind besonders hervorzuheben, da sie einen beachtlichen Teil der Atmosphäre alleine auf ihren Schultern trägt und ihren Job wirklich gut macht.

Fazit zum Oats Studios – Volume 1

Obwohl alle Filme ihre eigne Schwächen haben, sind sie es wert, einmal angeschaut zu werden und wir haben es nicht bereut, unsere Zeit in Oats Studios Volume 1 investiert zu haben.
Falls es Blomkap und seinem Studio gelingen sollte, mit ihrem ungewöhnlichen Finanzierungsmodell erfolgreich zu sein, können wir uns sicherlich auf weitere Werke freuen. Vor allem im Genre des Scifi-Horrors.

Falls ihr jetzt an etwas traditionelleren Filmen interessiert seid, können wir euch Okja und Spider-Man Homecoming empfehlen.

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