Project Cars sprach bislang die Sprache von reinen Simulationen wie Assetto Corsa oder Gran Turismo. Nun möchte Project Cars 3 vor allem Neueinsteigern den Zugang erleichtern und orientiert sich an Arcade-Titeln wie Forza Horizon. Bringt dieses Umlenken die Serie auf die Ideallinie?
Die Liste erfolgreicher Racing-Games ist lang. Obwohl sich Serien wie Need For Speed, GRID, Gran Turismo, Forza, Assetto Corsa und andere alle dem gleichen Thema widmen, ist ihre Herangehensweise an qualmende Reifen, dem Kampf um Bestzeiten und das Meistern verschiedenster Boliden erfreulich abwechslungsreich. Ähnliche Unterschiede spiegeln sich auch in den Fangemeinden der Serien wieder. Während Spieler von Gran Turismo Sport professionelles Racing in digitaler Form genießen, wollen sich Fans von Forza Horizon in eine offene Spielwelt stürzen, kleine Fehler durch ein Zurückspulen verschwinden lassen und das Horizon-Event genießen. Die Project Cars-Serie verschrieb sich bis zu Project Cars 3 Freunden der puren Simulation. Der neue Titel lässt Reifenabnutzung samt wirkender Kräfte verschwinden und ruft Avatare auf den Plan, die Spieler selbst gestalten können.
Eine solche Neuausrichtung ist ein mutiger Schritt, der das Potenzial hat, echte Serienfans zu enttäuschen und Serien-Neulinge nicht im gewünschten Maße zu überzeugen. Vieles, was Project Cars 3 verspricht, klingt verheißungsvoll. Mehr als 200 Boliden, 140 Strecken-Variationen und das Versprechen sich mit dem gleichen Wagen durch den Karriere-Modus zu hangeln, können in viel Racing-Spaß münden. Spaß hatten wir mit Project Cars 3 auch. Die Konstrukteurs-Wertung gewinnt PC3 jedoch nicht.
Project Cars 3 - Neues Modell statt einfaches Facelift
Zu Beginn eurer Karriere lässt Project Cars 3 Spieler einen eigenen Avatar erstellen. Zur Wahl stehen das Geschlecht, verschiedene Charaktere, Helme und zu guter Letzt das Herkunftsland. Die Erstellung nimmt nicht viel Zeit in Anspruch und hat auf das Spiel selbst keinen Einfluss. Lediglich in Momenten in denen ihr euch selbst seht, wird dieser kosmetische Effekt sichtbar. Direkt im Anschluss wählt ihr einen von vier Schwierigkeitsgraden, diese lassen sich jedoch auch stufenlos konfigurieren. Der nächste Schritt ist bereits der Einstieg in die verschiedenen Modi des Spiels.
Online erwartet digitalen Rennfahrern ein gewohntes Bild. Neben schnellen Rennen und geplanten Events gibt es auch benutzerdefinierte Lobbies. Im Spielmodus Rivals erwartet Spieler eine Serien-Neuheit. Spieler haben täglich die Chance besondere Herausforderungen zu meistern und dabei Rivalenpunkte zu verdienen. Erfolgreiche Spieler sehen sich auf den verschiedenen Bestenlisten des Modus in die Höhe klettern. Ein Karriere-Modus ist für Project Cars kein Novum. Project Cars 3 geht hier jedoch neue Wege, denen wir den nächsten Abschnitt widmen.
Den besten Blick auf eure Boliden erhalten ihr im Showroom. Er ist Dreh- und Angelpunkt eures Fuhrparks – Quelle: Bandai Namco
Erfahrungspunkte, Geld und viel Freiheit
Der Karriere-Modus ist das Herz des neuen Project Cars. PC3 verspricht Spielern, dass zehn Rennserien mit jeweils vier Touren plus Meisterschaft mit dem gleichen Boliden gemeistert werden können. Dies ermöglicht das Upgrade-System des Spiels. Nach und nach lässt sich ein Fahrzeug immer weiter aufrüsten. Dabei überschreitet es Schritt für Schritt mit seiner Bewertung die Stufen-Grenzen und wird damit zum Fahrbaren Untersatz der nächsten Stufe. Upgrades kaufen Spieler mit Ingame-Währung deren Erhalt mit dem Erfahrungssystem des Titels verknüpft ist. Letzteres hat unseres Erachtens mindestens eine Stufe zu viel. Die Punkte-Abrechnung nach dem Spiel hat gleich mehrere Bildschirme und letzten Endes ist nur der Fahrerlevel und die verdienten Ingame-Moneten interessant.
Obwohl jedes Auto jede Stufe durchfahren kann, ist nicht jedes Fahrzeug für sämtliche Rennen zugelassen. Es gibt sowohl Marken- als auch Jahrjangs-Events. Andere Ausschlusskriterien sind beispielsweise die Antriebsart oder die Fahrzeug-Herkunft. Auch einzelne Events unterscheiden sich in Hotlap, Rennen, Meisterschaften und anderen. Hier ist also ebenfalls für Abwechslung gesorgt. Weitere Serien und Touren schalten Spieler frei, indem sie Herausforderungen bezüglich Rundenzeiten, Platzierungen und Renngeschehen meistern. Durch Einsatz der Ingame-Währung können ungeliebte Herausforderungen jedoch jederzeit umgangen werden. Auch das gehört zu den Freiheiten von Project Cars 3.
Die Strecken von PC3 sind abwechslungsreich, lassen zuweilen jedoch Details vermissen. – Quelle: Bandai Namco
Technische Mängel und schlechte Streckenverhältnisse verhindern Platz 1
Das Fahrgefühl einzelner Boliden ist noch immer abwechslungsreich und ändert sich auch mit jedem Upgrade merklich. Außerdem sind die Fahrzeuge detailliert und unterscheiden sich auch in ihrer Akustik deutlich. Hier macht PC3 einen guten Job und empfiehlt sich für höchste Auszeichnungen. Leider kommt Project Cars 3 an vielen anderen Strecken nicht ungestraft durch den Rennspiel-TÜV. Die Streckenoberfläche ist bei der von uns getesteten PlayStation 4-Version vor allem im Trockenen nahezu matschig. Außerdem kommt es immer wieder vor, dass das System die von uns gewählte Fahrzeug-Lackierung nicht ordentlich darstellt. Weitere technische Probleme hat das Spiel bei seinen Regen-Effekten. Hier fehlt der Feinschliff, den die letzten Project-Cars-Ableger hatten. Auch wenn es nie einen Bug gab, der uns das Beenden eines Rennes komplett verbaut hätte, so zerstörten viele kleinere Fehler oftmals ein lupenreines Spielerlebnis.
Während eines Rennens erhalten wir immer die gleichen Durchsagen aus unserer Box, was dem Spiel wenig schadet. Einen Mehrwert haben Spieler durch die Durchsagen jedoch auch nicht. Der Verzicht auf eine virtuelle Ideallinie zu Gunsten eines Brems- und eines Scheitelpunktes der Kurven funktioniert im Renngeschehen gut. Abseits dieser Nebenfaktoren ist Project Cars 3 ohne virtuelle Unterstützung noch immer eine echte Simulation, die nur sehr begrenzt Fehler verzeiht. Hier hätte gerade für die Arcade-Ausrichtung des Spiels eine optionale Rückspul-Funktion wie bei Forza Horizon nicht geschadet. Wer A sagst, sollte schließlich auch B sagen.
Unser Fazit zu Project Cars 3
Am Ende des Renntages ist es nicht die Neuausrichtung mit der Project Cars 3 den Platz in der Mitte des Podiums verspielt. Die Upgrade-Mechanik bringt frischen Wind in den Karriere-Modus des Spiels und die Auswahl der im Spiel vorhandenen Straßen- und Renn-Fahrzeuge ist ebenso großzügig wie die der Strecken. Auch am eigentlichen Renn-Geschehen lassen sich wenig Kritikpunkte ausmachen. Der technisch nicht einwandfreie Zustand bringt Project Cars 3 um eine bessere Bewertung. Die Streckenoberfläche wirkt matschig, die Darstellung der Fahrzeug-Lackierung ist nicht immer korrekt und auch bei seinen eigentlich guten Wetter-Effekten bekommt Project Cars 3 immer wieder Probleme. Wer über diese Fehler hinwegsehen kann, erhält dennoch ein gutes Arcade-Racing-Game mit Simulations-Stärken.
Im gleichen Fahrwasser wie Project Cars 3 fährt auch das von uns getestete GRID. Als Lenkradempfehlung für Rennspiel-Enthusiasten empfehlen wir das Fanatec CSL Elite.