Tokyo Mirage Sessions #FE Encore im Test
Die Rollenspielreihen von Atlus haben dank Persona 5 seit 2017 endlich die verdiente Aufmerksamkeit bekommen. Zum einen erscheint Ende März eine erweiterte Version von Persona 5, namens Persona 5 Royal und zum anderen befindet sich Shin Megami Tensai V für die Nintendo Switch in Entwicklung. Beide Serien haben bereits vor Jahren einen Ableger bekommen, den jedoch wenige gespielt haben. Tokyo Mirage Sessions #FE Encore ist ein Crossover aus Atlus-Spielen und Nintendos Fire Emblem, welches dank Fire Emblem: Three Houses eine gute Portion Aufmerksamkeit bekommen hat. Das JRPG ist bereits 2016 für die WiiU und damit am Ende des Lebenszyklus der erfolglosen Konsole erschienen. Mit Tokyo Mirage Sessions #FE Encore wagt der Titel nun den Sprung auf die Nintendo Switch.
Wie ihr sprecht kein Japanisch? – Hier helfen die üblichen Textboxen
Time to Shine
Die Popkultur Japans und Deutschlands sind sehr unterschiedlich. Eine große Instanz der japanischen Popkultur sind Idols. Sänger, Schauspieler oder einfach Stars. Diese spielen in Tokyo Mirage Sessions #FE Encore eine zentrale Rolle, da die Gruppe an Protagonisten für Fortuna Entertainment arbeitet und das Unternehmen sie zu Idols machen will. Der Aufstieg zum Idol ist zwar ernst gemeint, jedoch auch eine Tarnung, da Fortuna Entertainment quasi als „Mirage Polizei“ arbeitet. Mirages sind Wesen aus einer anderen Welt, welche das Performa der Menschen stehlen will. Performa ist die Energie in Menschen, mit welcher sie ihre Emotionen ausdrücken können. Die Idols-Gruppe begibt sich in Zwischenwelten, genannt Idolsphere, um sie aufzuhalten. Was auf den ersten Blick Ähnlichkeiten mit der narrativen Struktur von Persona 5 aufweist, zeigt sich bereits früh als gänzlich anders.
Während sich die Spiele von Persona und Fire Emblem viel Zeit in ihrer Erzählung lassen, überstürzt Tokyo Mirage Sessions alles. Während es bei Persona 5 knapp sechs Stunden dauert, bis sich der Spieler frei bewegen und agieren kann, ist nach nichteinmal zwei Stunden der Prolog von Tokyo Mirage Sessions #FE Encore bereits Verganenheit. Grundsätzlich gilt beim JRPG, dass das Pacing sehr überstürzt ist und es die Geschichte nicht schafft, die Verbindung zwischen Erzählung und Dungeon Crawling passend zu knüpfen. Das Spiel gibt dem Spieler somit das Gefühl, dass jeder Part nur eine Übergangsphase ist. Eine klare Linie sucht man vergebens. Das selbe gilt für die Charaktere, deren Entwicklung zwar erfolgt, jedoch zu schnell und nicht nachvollziehbar von Statten geht. Die grundlegende Idee der Mirages und Performa wirkt interessant, aber nur wie ein über die verschiedenen Spielphasen gelegter Schleier.
Grafisch muss sich Tokyo Mirage Sessions #FE Encore nicht verstecken
SESSION!
An und für sich besitzt Tokyo Mirage Sessions #FE Encore eine beachtliche Anzahl an Systemen, welche jedoch schnell monoton werden. Angefangen mit dem wichtigsten Punkt: dem Kampfsystem. Hier kämpfen die Protagonisten und werden von Fire-Emblem-Charakteren unterstützt. Sowohl die Charaktere als auch die Gegner haben physische und elementare Anfälligkeiten. Wenn der Spieler diese nutzt, startet eine sogenannte Session und die anderen Charaktere greifen mit entsprechenden Fertigkeiten an. Das ist zwar ein sehr eigenes System, aber es rendert die Kämpfe sehr monoton. So läuft es oft auf die selben Aktionen hinaus. Neue Fertigkeiten erlernen sowohl die Charaktere, als auch die Fire-Emblem-Charaktere, welche ebenfalls Mirages sind. Da die Mirages auch als Waffen agieren, können neue Argumentationsverstärker mit der Performa von Gegnern erschaffen werden. Das hat jedoch nicht die Tiefe wie ein Monster Hunter, sondern ist mehr ein Auswählen aus einer Liste mit vorgefertigten Waffen.
Ein großer Aspekt des Spiels sind die Dungeons, welche einen großen Teil des Spiels einnehmen. Während die Dungeons in Persona eine narrative Grundlage für ihr Design hatten, sind sie in Tokyo Mirage Sessions „einfach da“. Zwar gibt es ein paar Elemente in jedem Dungeon, welche sich auf die Geschichte zurückführen lassen, doch das ist nur ein kleiner Teil. Ihr größter Schwachpunkt ist, dass sie sich zu sehr auf ein Gimmick verlassen, aber dafür wichtige Aspekte außer acht lassen, wie Level Design und Übersichtlichkeit. Deswegen fallen sie insgesamt negativ ins Gewicht und können sogar frustrierend werden, weil es nicht immer klar ist, welcher Logik der Dungeon folgt und welchen Weg der Spieler einschlagen soll.
REINCARNATION
Tokyo Mirage Sessions #FE Encore Verbirgt seinen Release auf einer Heimkonsole wie der Wii U geschickt. Es gibt zwar viele Ladepausen, aber diese sind sehr kurz. Viel auffälliger sind bestimmte Designentscheidungen. Außerhalb der Dungeons sind NPCs nicht mit Charaktermodellen dargestellt, sondern als farbige Silhouette. Das lässt die Welt nicht lebendig sondern als Kulisse erscheinen. Zudem ist die Welt abseits der Dungeons in viele kleine Bereiche eingeteilt, welche durch kurze aber häufige Ladezeiten getrennt sind.
So gut wie Yakuza fängt der TItel die japanische Hauptstadt nicht ein.
Positiv anzumerken ist, dass alle Dialoge vertont sind. Es gibt zwar nur eine japanische Sprachausgabe, aber diese ist gelungen. Trotz der Sprachausgabe und dem Schauplatz Tokio kommt im Spiel keine Authentizität auf, wie sie zum Beispiel die Yakuza-Spiele schaffen. JRPG-typisch haben alle Bereiche, Szenen und Charaktere ihren eigenen Soundtrack bzw. Theme. Diese treffen den Nagel jedoch nicht immer auf den Kopf. Die Boss- und Dungeon-Themes sind sehr generisch und bieten wenig erinnerungswürdige Tracks. Außerdem sind die Character-Themes mehr Style over Substance. Kirias Theme ist auch das Titletheme namens Reincarnation, welches innerhalb des Spieles als Musikvideo präsentiert wird. In ihrem Theme fehlt der Gesang, weswegen es oft falsche Emotionen vermittel. Die musikalische Untermalung weiß oft nicht, was genau sie aussagen will.
Unser Fazit zu Tokyo Mirage Session #FE Encore
Die Idee des Crossovers und seine Ansätze sind originell und interessant. Doch die Umsetzung von Tokyo Mirage Sessions #FE Encore bleibt viel zu oft hinter den Erwartungen zurück und verschenkt Potential. Das Spiel wirkt weckt zu seinem Beginn großes Interesse, doch beim Spielen ist schnell ersichtlich, dass es gut ist, doch nicht weit darüber hinaus geht.
Solltet ihr Tokyo Mirage Sessions #FE Encore schon gespielt haben, teilt uns gerne eure Meinung zum Titel mit. Wer sich nach weiterem JRPG-Futter sehnt, sollte dringend auch einen Blick auf Dragon Quest XI werfen. Der Titel ist nämlich nicht nur für die Nintendo Switch, sondern ebenfalls für Sonys PlayStation 4 erhältlich.
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