Silence – Scorseses Epos in unserer Review
Woran erkennt man gute Filme, wenn man weder Trailer noch Preview beziehungsweise Review gelesen hat und auch sonst nur wenige Anhaltspunkte hat? Zunächst wären da die Schauspieler, die sich mit ihrer Leistung auch für Film und Drehbuch verbürgen. Dann gibt es natürlich noch den Regisseur mit dem man mehr oder weniger positive Erfahrungen gemacht haben kann. Zu guter Letzt sind auch Genre und Thema nicht ganz unwichtig. Wenn wir all diese Punkte auf Silence anwenden, kann der Film nur eine Wucht werden. Nicht nur, dass Martin Scorsese selbst die Federführung übernommen hat. Als Schauspieler sind mit Adam Driver (Kylo Ren), Andrew Garfield (Spider-Man) und Liam Neeson (Schindlers Liste) ein paar wirklich bekannte Namen am Werk, die mehr als einmal bewiesen haben, dass sie in der Lage sind, einem Film ihren Stempel aufzudrücken. Die Vorzeichen für Silence sind also gut. Die Endabrechnung lest ihr in den kommenden Zeilen.
Silence führt uns ins Japan des 17. Jahrhunderts
Die Story des Dramas ist schnell erzählt und dennoch allein durch das Thema schon tiefgründig. Silence setzt sich nämlich mit der Christianisierung, beziehungsweise dessen Versuch, im Japan des 17. Jahrhunderts auseinander. In diesem Rahmen lernen wir zwei Pfarrer kennen (gespielt von Andrew Garfield und Adam Driver), deren größter Wunsch es ist, ihrem Mentor Padre Christovão Ferreira (gespielt von Liam Neeson) nachzueifern und ihren Glauben auch in dieser Ecke Asiens zu verbreiten. Selbst als sie von Verfolgung, Folter und Tötung von Christen hören, lassen sie sich nicht davon abbringen, ihren Mentor dort zu unterstützen. Gerüchten von seinem Tod oder gar davon, dass er der Kirche abgeschworen hat, wollen sie nicht glauben. So machen sich die zwei Jesuiten auf den Weg nach Japan. Diese Reise mit ungewissem Ende wird ihren Glauben auf eine härtere Probe stellen, als sie es sich zu Beginn vorstellen können und ihr ganzes Leben verändern.
Der ehrenhafte, stolze christliche Untergrund ist in Gefahr
Sollte er aufgedeckt werden, droht dem gesamten christlichen Untergrund Japans die Folter. Als Christen verdächtigte werden zum Beispiel zu heißen Quellen geschleppt, wo man sie langsam immer mehr verbrüht. Nur wer seinem Glauben abschwört, kann dem sicheren Tod entrinnen. Wählt man diesen Weg nicht, drohen Verbrennung oder Ertrinken. Die kleine Gruppe der Christen, die unsere zwei Priester aufgenommen haben und ihnen etwas von dem wenigen gaben, was sie besaßen, schwebt in großer Gefahr. Sie ist gezeichnet vom Leben im Schatten und von Armut. Nur ihr Glaube ist ihnen geblieben. Wie nicht anders zu erwarten, fliegt die Gemeinde, die durch die zwei Priester zu auffällig geworden ist, auf. Selbst der Märtyrertod einiger Christen kann nicht verhindern, dass die zwei Priester getrennt in japanische Gefangenschaft geraten. Dort beginnt der Inquisitor den jungen Sebastião Rodrigues mit allen Mitteln der Kunst zu brechen bis dieser macht, was er für richtig hält.
Ein toller Einblick in die japanische Natur
Wenn die Methoden des Inquisitors alles andere als richtig sind, hat man nicht das Gefühl, dass es in Silence einen wirklichen Bösewicht gibt. Die Charaktere sind tief gezeichnet und so bleiben uns selbst beim Inquisitor die Beweggründe für sein Handeln nicht verborgen. Er kämpft für ein, seiner Meinung nach, größeres Wohl. Jede Seite kämpft um ihren Glauben. Dabei wird die japanische Natur sehr gut herausgearbeitet. Der gegenseitige Respekt, selbst Gefangenen gegenüber, die Ehre, die über vielem anderen steht und der Verzicht von miesen Tricks verdeutlichen dies. Außerdem entstehen so wunderbare offene Diskussionen zwischen Gefangenem und Peiniger, die sich zeitweise auf Augenhöhe zu begegnen scheinen. Nicht selten wird dabei nur in Metaphern gesprochen, die von beiden Seiten nach belieben interpretiert und weiter verwendet werden. Wie ihr merkt, erhaltet ihr mit Silence einen anspruchsvollen Film, der sich traut, die eigene Zielgruppe einzuschränken.
Silence – Ein Film der ruhigen Töne
Wie der Name schon sagt, ist Silence ein Film der ruhigen Töne. Dies wird nicht nur bei der akustischen Untermalung deutlich, die beinahe minimalistisch daherkommt. Dialoge werden häufig geflüstert und selten wird offen gesprochen. Die offenen Dialoge, die es gibt, sind anspruchsvoll. Ganz selten wird einer der Protagonisten lauter und schafft so einen klaren Kontrast zum Rest des Films. Auch die gezeigten Bilder sind eher ruhiger Natur. Selbst Folgeszenen sind weit davon entfernt überzeichnet oder gar als Verkaufsargument genutzt zu werden. Der Anspruch des Regisseurs war es scheinbar selbst Folter real aber nicht übermäßig brutal darzustellen. Immer wieder durchbrechen Landschaftsaufnahmen oder andere Momente der Stille die Handlung und erlauben es uns mitzudenken und mitzufühlen. Selbst nach Ende des Film haben wir diese innere Ruhe noch ein wenig länger mitgenommen. Es war nicht daran zu denken direkt eine Komödie einzulegen. Stattdessen haben wir den Film für uns verarbeitet.
Andrew Garfield als Zentrum der Geschichte
Ziemlich schnell wird klar, dass weder Adam Driver noch Liam Neeson die Hauptrolle spielen. Dafür ist nämlich Andrew Garfield vorgesehen, der den Jesuiten-Pater Sebastião Rodrigues verkörpert. Selten haben wir einem Schauspieler seinen Glaubenskampf so sehr abgenommen, wie dem ehemaligen Spider-Man Schauspieler. Gleichzeitig führt er seine Dialoge glaubwürdig und lässt uns nicht daran zweifeln, dass er sich gut auf die Rolle vorbereitet hat. Natürlich war die schauspielerische Leistung auch auf der japanischen Seite nicht zu unterschätzen. Diese ist mit der von Liam Neeson und Adam Driver auf einem Level und sorgt so für ein tolles Gesamtkunstwerk.
Unser Fazit zu Silence
Lange haben wir hin und her überlegt, wie wir Silence bewerten sollen. Einerseits ist das Thema Glauben damals wie heute ein schwieriges. Dafür, dass sich Scorsese dem Thema allerdings so respektvoll und unparteiisch widmet, wie man es nur kann, dürfen wir ihm alle dankbar sein. Silence regt zum Nachdenken an. Kann Glaube Berge versetzen und uns befreien, oder steht er uns manchmal sogar im Weg und lässt uns unvernünftige Entscheidungen treffen? Wie viel Glaube ist gut für uns? Ist etwas real, weil wir es glauben oder glauben wir etwas, weil es real ist? Mit diesen Fragen lässt uns der Film allein und erlaubt uns unser eigenes Urteil. Das können wir nicht hoch genug bewerten. Hinzu kommen tolle schauspielerische Leistungen, eine außerordentlich authentische Atmosphäre und eine gute Untermalung. So hat Silence sich zu Recht eine 8 und unseren Award verdient. Silence ist ab dem 7. September auf Blu-ray und DVD erhältlich. Digital dürft ihr schon am 2. September zuschlagen.
Solltet ihr euch nach dieser etwas schwereren Kost doch nach etwas seichterer Unterhaltung sehnen, werft gerne einen Blick auf unsere News zu Barry Seal. Auch unsere Reviews zu Killer’s Bodyguard und Spider-Man Homecoming sind einen Blick wert.
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