The Limehouse Golem – Ein blutrünstiger Mörder sucht London heim
Das Theater hat früher eine viel größere Rolle gespielt, als es heute der Fall ist. Während Aufführungen heute nicht immer günstig sind und Besuche als kulturelle Bildung gelten, war es vor vielen Jahren noch eine Beschäftigung für das gemeine Volk. Wer vom harten Alltag flüchten wollte, ließ sich also von Schauspielern mehr oder weniger gut unterhalten. Etwas gilt jedoch heute genauso wie damals. Das gute Schauspiel ist eine Kunst. Das beweist auch The Limehouse Golem von Concorde.
Wider erwarten kommt der als Horror-Thriller titulierte Film keineswegs nur hart, spannend und grausig daher. Die ersten Töne des Films sind künstlerisch. Dies macht sich in der ganzen Szenerie bemerkbar. Ob dieser Ansatz im Zusammenhang mit blutrünstigen Morden passt? Das haben wir uns zunächst auch gefragt. Ganze 77 Minuten später haben wir eine klare Meinung.
The Limehouse Golem – Wer ist der mysteriöse Killer?
Der Name Limehouse Golem setzt sich aus dem londoner Stadtteil Limehouse und dem jüdischen Golem zusammen. Das 1880 umgehende Monster ist aber keineswegs übernatürlich. Stattdessen handelt es sich um einen menschlichen Täter, dem die Gesetzeshüter so schnell wie möglich das Handwerk legen müssen. Damit dies auch geschieht, arbeitet Inspektor John Kildare an dem Fall. Dieser sieht schnell die Verbindung zu einem anderen Mord. Die Staatsanwaltschaft wirft Schauspielerin Lizzie Cree vor, sie habe ihren Mann ermordet.
Ist der Ermordete vielleicht der gesuchte Mörder? In diesem Fall hätte er seinen Tod ohne jeden Zweifel verdient. Dann käme die verdächtige Schauspielerin eventuell mit dem Leben davon. Die Ziele sind für den zielstrebigen Gesetzeshüter, den Bill Nighy toll spielt, klar definiert. Wir sehen nach und nach, wie die Morde passiert sein müssen. Wir erhalten einen Einblick in die Gedankengänge des Inspektors und erst am Ende ergibt sich ein klares Bild, das die eine oder andere Überraschung bereithält.
Eine blutige Zeitreise
The Limehouse Golem befördert uns ins Jahr 1880 und hält uns im düstersten London gefangen. Themen wie Armut, gesellschaftliche Probleme, Ungerechtigkeit und Gewalt schweben zu jedem Zeitpunkt mit. Trotzdem schafft es der Thriller-Krimi einen klaren roten Faden zu behalten. In einer glaubwürdigen Kulisse erzählt der Thriller eine Geschichte, die leider zeitweise etwas langatmig daherkommt. Dies liegt auch daran, dass die Story eine kleine, unnötige Schleife dreht.
Während die Dialoge meist fesseln, gibt es mit Kildares Polizei-Kollegen einen Charakter, der keine Bereicherung für den Streifen darstellt. Dies ist besonders deutlich, weil die Protagonisten von The Limehouse Golem ansonsten regelrecht begeistern. Die blutigen Morde fügen sich dank des morbiden Charmes gut ins Gesamtbild ein. Sie sind deftig aber keineswegs überzeichnet. Die Auflösung der Morde ist etwas vorhersehbar und dennoch interessant. Eine ganz besondere Szene, die uns mit Gänsehaut verabschiedete, krönte das Schauspiel.
Mehr als die Summe seiner Teile
Bill Nighy ist ein toller Darsteller. Dennoch liegt die Last in The Limehouse Golem nicht nur auf seinen Schultern. Fast jeder seiner Kollegen liefert ebenfalls eine überzeugende Leistung ab. Das führt dazu, dass es sehr homogenes Gesamtbild entsteht. Dies ist auch wichtig, um glaubwürdig in diese dunkle Zeit zu entführen. Gleichzeitig ist es schwierig in einem Thriller-Krimi die künstlerische Note so gut zu treffen, dass sie noch immer passt. Hier ist ein Drehbuch stark von schauspielerischem Geschick abhängig. Diese Rechnung ist beeindruckend gut aufgegangen.
Wir sind davon überzeugt, dass eine längere Spielzeit mit richtigem Einsatz einen positiven Effekt gehabt hätte. Dann hätten wir auch ein paar Minuten mehr des Soundtracks genießen können. Dieser ist nämlich ebenfalls sehr gelungen. Er unterstreicht vor allem die künstlerischen Anteile. Das bedeutet aber nicht, dass er bei Morden oder in dramatischen Situationen nicht den richtigen Ton trifft. Insgesamt macht The Limehouse Golem einfach viel richtig.
Unser Fazit zu The Limehouse Golem
Wer einen typischen Horror-Thriller erwartet, den enttäuscht The Limehouse Golem mit hoher Wahrscheinlichkeit. Der Mix aus Thriller und Krimi hat eine starke künstlerische Färbung, die schon fast eine Verbeugung vor dem Theater, dem Kino der damaligen Zeit, darstellt. Mit dem, was der Titel jedoch ist und sein möchte, macht er vieles richtig. Eine dichte Atmosphäre entführt den Zuschauer für 77 Minuten in eine längst vergangene Zeit. In dieser Zeit rätseln wir mit dem Gesetzeshüter, um das Geheimnis des blutrünstigen Mörders zu lüften. Gleichzeitig vernehmen wir einen tollen Soundtrack und lernen interessante Charaktere kennen. Durch eine andere Verteilung der Spielzeit hätte man die vorhandenen Längen und den holprigen Verlauf zum Ende des Films beseitigen können.
Mit Haus des Zorns und Peelers haben wir zwei Titel, die der Bezeichnung Horror eher gerecht werden. Auch aus Escape Room sollten Horror-Fans einen Blick werfen.
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