Death Wish – Eine Ode an die US-Waffenlobby?
Die älteren unter uns werden sich daran erinnern. Death Wish ist keineswegs eine komplette Eigenkreation von Regisseur Eli Roth. Es handelt sich um ein Remake des Films von 1974. Hierzulande erschien er unter dem Namen „Ein Mann sieht Rot“. Hat Roth außer dem Namen noch mehr richtig gemacht?
Wer einmal versucht hat, eine Person unter dreißig dazu zu bringen, einen Film aus den 70er Jahren zu schauen, weiß, dass es Einfacheres gibt. Es ist wahrscheinlich leichter, Donald Trump Respekt vor Frauen zu lehren. Aus diesem Blickwinkel ist es nicht schlecht, dass sich immer wieder Regisseure der Aufgabe annehmen, alten Perlen durch Remakes neuen Glanz zu verleihen und sie an heutige Maßstäbe anzupassen. Sicherlich gelingt das mal besser und mal weniger gut. Nichtsdestotrotz freuen wir uns, dass Death Wish diese Behandlung spendiert bekommen hat. Nicht nur, weil wir selten genug von Bruce Willis-Action bekommen können. Das Ergebnis von Eli Roth präsentiert uns Universum Film nun auch für unser Heimkino. Was euch ab Freitag, den 10. August erwartet, lest ihr bei uns.
Von Halbgott in Weiß zum Grim Reaper
Dr. Paul Kersey führt ein echtes
Bilderbuchleben. Er ist angesehener Chirurg, seine Frau promoviert
und seine Tochter Jordan wurde gerade an ihrem Wunschcollege
angenommen. Natürlich lässt er Jordan nur ungern von Chicago nach
New York ziehen und dennoch kann der Stanford-Absolvent seinen Stolz
kaum verbergen. Trotz seiner anstrengenden Arbeit im Krankenhaus
schafft er es sogar, mit seiner Frau Lucy die Fußballspiele seiner
Tochter anzusehen. Er ist dabei keiner der Väter, die von ihren
Kindern nur Bestleistungen akzeptieren. Stattdessen wacht er mit
ruhiger Hand über seine Familie und ist ein Teil von ihr.
So
sehr wir es Paul auch gegönnt hätten, diese Idylle ist nicht von
Dauer. Sein ganzes Leben ändert sich an einem Abend. Statt seinen
Geburtstag mit der Familie zu feiern, muss er für einen erkrankten
Kollegen einspringen. Während er im Krankenhaus Leben rettet,
betreten Einbrecher das Haus der Familie und es kommt, wie es kommen
muss. Sowohl Lucy als auch Jordan werden während Pauls Schicht
schwerverletzt ins Krankenhaus gebracht. Vielleicht braucht seine
Familie eine ganz andere Art von Schutz. Der Chirurg kann sich nur
auf eine Art helfen. Er macht während der Schichten seinen Job und
beginnt im Anschluss Verbrecher zu jagen.
Death Wish – Es darf geschossen werden
Death Wish zeigt uns, dass es nicht nur Helden gibt, die besonders stark sind, besonders gut schießen können oder andere Kräfte beziehungsweise Fähigkeiten haben, die sie anderen Menschen überlegen machen. Hauptcharakter Paul Kersey hat vor dem Unglück seiner Familie nicht ein einziges Mal zur Waffe gegriffen. Als Arzt hat er sogar geschworen, das menschliche Leben zu beschützen und zu bewahren. Zu Beginn zeigen uns Szenen auch, dass er sich dessen bewusst ist und danach lebt.
Der Überfall lässt ihn daran zweifeln, dass es als Familienvater genug ist, zu hoffen, dass nichts passiert. Zusätzlich gibt ihm zu denken, dass die Polizei nur eingreifen kann, wenn es schon zu spät ist. Er verliert das Vertrauen in die völlig überforderten Gesetzeshüter und beschließt, selbst Richter und Henker zu werden. Während dieser Wandel hochwertig eingefangen wurde, fehlt uns ein Aspekt komplett. Wir vermissen jegliches moralisches Dilemma mit dem der Arzt konfrontiert wird. Sein Problem besteht irgendwann nur noch darin, die bösen Buben kalt zu machen, bevor sie sich um ihn kümmern. Hier wird extrem viel einfach ignoriert und beiseite geschoben. Das tut jedoch der Glaubwürdigkeit eher einen Abbruch als dem Unterhaltungswert.
Nur angerissen wird auch die Reaktion der Gesellschaft. Medien stellen die Frage nach dem Sinn von Selbstjustizlern und wir sehen sterbende Trittbrettfahrer. Was jedoch nicht in Frage gestellt wird, ist die amerikanische Waffen-Politik. Es wird akzeptiert, dass jeder blitzschnell eine Waffe bekommen kann. Der Vorgang wird im Film geschildert. Kersey war sogar in psychologischer Behandlung. Das hinderte ihn nicht daran verschiedene fette Wummen in seine Hände zu bekommen. Wenn er noch etwas gebraucht hätte, hätte er nur die leicht bekleidete Verkäuferin Bethany fragen müssen.
Bruce Willis – Zu alt für Action?
Schauspielerisch liegt der Fokus auf Bruce Willis. Das ist auch gut so. Auch wenn wir ihn schon in physisch anspruchsvolleren Rollen gesehen haben. Als Waffen-Neuling kämpft er nicht mit Fäusten und verlässt sich ganz allein auf seine Schießeisen. Das sorgt für wenig körperliche Arbeit. Da hätte selbst der alte Bruce Willis mehr abrufen können. Sehr schön kommt die Verwandlung vom Familienvater zur Rache-Figur rüber. Am Ende des Films scheint er beides in sich zu tragen. Wir hätten uns durch diesen Lebenswandel jedoch größere Konsequenzen gewünscht. Jordan wird noch eine Ecke glaubwürdiger gespielt als Pauls Frau Lucy. Wen wir jedoch sehr gerne als Polizist wieder gesehen haben, war Dean Norris, den wir als Hank Schrader in Breaking Bad lieben gelernt haben.
Die Gegenspieler von unserem Artz-Rächer bleiben über den ganzen Film gesichts- oder namenlos. Es handelte sich um typische Gangster, die einfach das schnelle Geld gerochen haben. Statt sie in den Fokus zu rücken, wird immer wieder die Gesamt-Kriminalität in Chicago betont. Dieser ist die Polizei einfach nicht gewachsen. Nur durch den Grim Reaper hat die Kriminalitätsrate einen neuen Dauertiefstand erreicht. Waffenwerbung und Aufruf zur Selbstjustiz lassen grüßen.
Back in Black
Handwerklich ist Death Wish durchaus überzeugend. Das merkt der Zuschauer nicht nur an dem guten Soundtrack, der mit Back in Black einen unserer Lieblingssongs beinhaltet. Auch die generelle Vertonung ist gut, wenn auch unspektakulär, gelungen und die Synchronisation wird von namhaften Sprechern übernommen, die natürlich mit den bekannten Stimmen aufwarten. Kleine raffinierte Momente erleben wir, wenn wir zum Beispiel im Split-Screen gleichzeitig Kerseys Arbeit im Krankenhaus und die Vorbereitung auf seinen ersten Streifzug erleben. Solche Raffinessen gibt es jedoch selten zu sehen.
Unser Fazit zu Death Wish
Auch wenn wir absolut nicht damit einverstanden sind, wie offen Death Wish die amerikanische Waffenpolitik feiert, handelt es sich dennoch um einen kurzweiligen Action-Film. Dieser gehört zwar keineswegs zu den besten seiner Gattung, macht aber durchaus Spaß. Daran ist natürlich auch Bruce Willis verantwortlich, der sowohl fürsorglichen Familienvater als auch eiskalten Rächer gut auf unsere Bildschirme bringt.
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