Stadia – Wie uns Google unser Vertrauen in Cloud-Gaming wiedergab
Googles Marktmacht hat mit Sicherheit nicht nur positive Seiten. Für Projekte wie das Etablieren von Cloud-Gaming sind nahezu unbegrenzte finanzielle Ressourcen und eine weltumfassende Server-Struktur definitiv ein Vorteil. Stadia erscheint uns erstmals als ein Cloud-Gaming-Anbieter, der mehr ist, als eine unbefriedigende Notlösung.
Stadia war für uns bislang nur ein theoretisches Konstrukt. Weder die amerikanische Beta mit der Bezeichnung Project Stream noch die zwei Stadia-Connect Ausstrahlungen haben uns etwas Greifbares gebracht. Erzählen können große Unternehmen schließlich viel. Unsere Erfahrungen mit Cloud-Gaming stammen großteils aus unseren Spielrunden mit PlayStation Now. Sonys Streamingdienst ist mit Sicherheit die schlechteste aktuelle Streaming-Erfahrung. Bei der bloßen Übertragung von eurem Konsolen-Bild machen sowohl Microsoft als auch Sony einen guten Job. Stadia verspricht jedoch eine Gaming-Erfahrung im Chrome-Browser auf theoretisch jedem Gerät, das die Stadia App oder den Browser unterstützt. In unserer Vorstellung spielen wir also selbst auf PlayStation, Xbox oder der Nintendo Switch Stadia-Exclusive wie Gylt von Tequila Works. Erste Stadia-Erfahrungen sammelten wir dann auf der Gamescom 2019.
In Stadia we trust
Noch bevor wir auf unsere Gamescom Spielerlebnisse eingehen, thematisieren wir die Vor- und Nachteile, die der Googles Cloud-Gaming-Dienst mit sich bringt. Der erste Vorteil ist die niedrige finanzielle Einstiegshürde. Von Foundern verlangt Google im November für das Paket aus Controller, Chromecast Ultra und drei Monaten Stadia für sie und einen Freund noch rund 130 Euro. Das liegt deutlich unter dem aktuellen Marktpreis der betagten Konsolen Xbox One und PlayStation 4. Zum Online-Gaming braucht man bei beiden Konsolen eine Mitgliedschaft. Ab 2020 kann man Stadia auch ohne Founder-Paket nutzen. Basic Nutzer bezahlen für den Service selbst keine Gebühren. Als Controller sind unter anderen die Steuergeräte von Xbox One und PlayStation nutzbar. So entfallen neben den Gebühren aber auch die für Pro Nutzer vorbehaltene 5.1 Sound-Unterstützung und die Maximalauflösung deiner Games. Solltest du Smartphone oder Tablet als Screen benutzen, sollte das jedoch kaum ins Gewicht fallen. Für Games zahlen Nutzer natürlich trotzdem. Nur mit Pro-Mitgliedschaft verschenkt Google pro Monat ein neues Spiel. Bei PlayStation Plus und Xbox Gold können Gamer ebenfalls mit Gratisspielen rechnen. Den Start macht bei Stadia Destiny 2 samt der neusten Erweiterungen. Den Vergleich von Stadia Pro und Base gibt es hier in der Übersicht.
Der Startschuss fällt im November
Einen genauen Termin zum Start gibt es noch nicht. Los geht es auf jeden Fall im November. In Teraflops gerechnet wird die Power von Stadia die Addition von Xbox One X und PlayStation 4 Pro übertreffen. Google verspricht außerdem einen regelmäßigen Upgrade der Hardwarekomponenten in den Serverfarmen. Auch bei Stadia kommen AMD Custom-Karten zum Einsatz. Die Architektur ist mit PlayStation und Xbox vergleichbar. Dies reduziert auch den Aufwand der Umsetzung von Spielen für den Dienst. Dies bestätigte bereits Ubisoft. Der Publisher hinter Assassin’s Creed und Watch Dogs bringt seinen eigenen Abo-Dienst ebenfalls zur Google-Cloud. Für rund 15 Euro pro Monat zusätzlich habt ihr vollen Zugriff auf Ubisofts Bibliothek und die aktuellsten Games. PlayStation 4 und Xbox One starteten mit 26 beziehungsweise 22 Launch-Titeln in die aktuelle Konsolen-Generation.
Für Stadia sind bislang 35 Games angekündigt, die nicht alle direkt zum Launch verfügbar sind. Die Titel-Auswahl muss sich jedoch nicht vor dem Launch-Lineup der viel etablierteren Gaming-Riesen Sony und Microsoft verstecken. Im Rahmen der Gamescom wurde sogar Cyberpunk 2077 für Stadia bestätigt. Publisher-Schwergewichte wie Ubisoft, Bethesda, Square Enix, THQ, Deep Silver und 2K Games sind bereits mit an Bord. Von Casual-Games kann man also nicht sprechen. Exklusives sind jedoch kaum vorhanden und es wird noch Zeit vergehen, ehe wir die Vielfältigkeit mit der von Xbox und PlayStation vergleichen können. Zum Spielen von Stadia exclusives ist jedoch dann kein Konsolenkauf nötig.
Verspricht Google vielleicht zu viel?
Die Aussagen von Google ist eindeutig. Ohne neue Hardware könnt ihr ab 2020 mit eigenen Controllern, Chrome Browser und Internetzugang aktuelle Games in toller Optik ohne Downloads oder zeitaufwendige Updates selbst unterwegs zocken. Games, die ihr einmal kauft, gehören euch für immer und ihr entscheidet selbst, wann ihr Stadia nutzt oder eben nicht. Hinzu kommt Googles Ankündigung die Hardware so regelmäßig zu erneuern, dass ihr aktuelle Games so spielen könnt, wie sie von Entwicklern vorgesehen sind.
Das Upgrade-Versprechen ist sehr schwammig. Was ist mit Raytracing? Wie häufig werden Updates vorgenommen? Wer entscheidet über die Termine von Upgrades und wer sagt uns, dass der Preis nicht in einem Jahr nach einem Einführungsangebot steigt oder es dann ein Super-Pro-Paket gibt? Auch, was den Wert von monatlichen Gratisspielen betrifft, gibt es viel Spielraum. Vieles wird die Zeit zeigen. Stadia macht einige Versprechen, die erst nach und nach erfüllt werden können. Das sind wir auch von Konsolen-Herstellern nicht anders gewohnt. Google wird sich jedoch an eigenen Aussagen und technischen Versprechen, wie dem Speedtest, messen lassen müssen. Wir selbst haben die Founders Edition bestellt, auch um Stadia direkt auf den Zahn fühlen zu können.
Endlich unsere eigenen Erfahrungen
Auf der Gamescom war es dann soweit. Wir haben schon am ersten Tag den Stadia-Stand aufgesucht und uns angestellt. Zur Auswahl standen Mortal Kombat 11 und Doom Eternal. Wir hatten also die Auswahl aus zwei Titeln, die von ihrer Geschwindigkeit leben. Doom war der Titel unserer Wahl. Wir konnten zugegebenermaßen zwischen einer Konsolen- oder PC-Version keinen Unterschied ausmachen. Hätte ein Versteckte-Kamera-Team uns nach unserem Anspielen die PCs unter den Schreibtischen gezeigt, hätten wir wahrscheinlich gesagt, dass wir es gleich wussten. Wir hörten an einem der folgenden Messetagen von Problemen, die später aufgetreten seien. Diese können wir jedoch nicht bewerten, da in unserem Durchgang alles glatt lief. Doom Eternal startete mit einem Tutorial. Dann gab es eine anschließender Baller-Orgie. Unser erstes Stadia-Erlebnis hätte nicht besser sein können. Einen Anteil daran hat natürlich auch Bethesda.
Nun sind wir vorsichtig optimistisch, was den Launch im November betrifft. Unsere Internetverbindung ist sicherlich nicht so stark wie die der Messe in Köln. Auch die Server werden sicherlich mehr Belastung haben als ungefähr zwei mal 80 Spielstationen. Wir schauen seit unserem Anspiel-Erlebnis jedoch etwas positiver in die Cloud-Gaming-Zukunft. Natürlich halten wir euch weiter auf dem Laufenden.
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