Es gibt eine ganze Reihe von Filmen, die sich am Grundprinzip von „Und täglich grüßt das Murmeltier“ orientieren. Die Idee, einen begrenzten Zeitraum immer und immer wieder zu wiederholen, ist nicht nur faszinierend. Sie lässt sich auch vergleichsweise einfach in verschiedene Genres und Situationen umsetzen. Da muss man sich nur die Netflix Komödie Naked und den Action Thriller Edge of Tomorrow angucken. Natürlich kann dabei nicht jeder inspirierte Streifen an das Vorbild heranreichen. Filme wie Edge of Tomorrow beweisen aber, dass es sich lohnt, es zu versuchen.

In der Videospiellandschaft sieht das etwas anders aus. Zwar gibt es mit Majoras Mask ein populäres und riesiges Beispiel. Abgesehen davon sieht es aber sehr mager aus. The Sexy Brutale ist jedoch ein Spiel mit genau so einer Zeitschleife. Das wird nach dieser ausführlichen Einleitung wohl niemanden überraschen. Es ist gleichzeitig auch der lebende Beweis dafür, dass mehr Entwickler sich an dem Konzept versuchen sollten. Denn The Sexy Brutale ist hervorragend. Die Entwickler von Cavalier Games haben schon mit ihrem ersten Titel einen Meilenstein hingelegt, an dem sich so manch alt eingesessenes Studio gerne orientieren könnte. Ein so einfallsreiches, stilsicheres und einzigartiges Spiel kam uns schon länger nicht mehr unter.

Die Geschichte von The Sexy Brutale

Irgendetwas stimmt nicht im Sexy Brutale, dem riesigen Herrenhaus des Marquis. Die Casino Villa scheint wie von Geistern besessen. Wie jedes Jahr schmeißt der extravagante Besitzer des gigantischen Anwesens einen Ball für ihn und einige ausgewählte Freunde. Dieses Mal ist es jedoch anders. Der Gastgeber ist nirgends aufzufinden und die Bediensteten des Hauses, früher so bedacht darauf jeden Wunsch von den Lippen der Gäste abzulesen, wollen nun eben jene umbringen. Ihr spielt Lafcadio Boone einen in die Jahre gekommenen Priester, welcher mit der Hilfe einer, in Blut getauchten, jungen Frau die ahnungslosen Gäste retten kann. Denn dank dieser jungen Dame kann Lafcadio die Zeit zurückspulen. Aus unbekannten Gründen hält dies ihn aber auch davon ab, im selben Raum wie die Gäste und Angestellten zu sein. So bleibt euch als Spieler nichts anderes übrig als die Umgebung selbst zu verändern und die Morde somit indirekt zu verhindern.

Das erschafft gleich zu Beginn ein Mysterium, welches mit jedem aufgeschnappten Wort, jeder Cutscene und jeder neuen obskuren Entdeckung immer spannender wird. In einem der zwei Enden löst sich diese Spannung dann explosionsartig auf. Nicht nur nimmt die Handlung kurz vor dem Erreichen der Ziellinie noch einige überraschende Wendungen, auch die simple Befriedigung, die man erhält, wenn es plötzlich Klick macht und alle Puzzleteile, die zuvor kaum bizarrer sein könnten, auf einmal zusammenpassen, ist enorm. Erst als die Credits schon über den Bildschirm rollten, wurde uns die Entwicklung, die der Hauptcharakter in The Sexy Brutale durchgemacht hat, klar. Wir bleiben hiermit voller Absicht vage, da uns das Miträtseln und Kopfzerbrechen in unserem nicht einmal 7 Stunden langen Spieldurchgang immensen Spaß gemacht hat. Wir wollen diesen Aspekt von The Sexy Brutale für euch auf keinen Fall durch Spoiler verderben.

Stilvoll von oben bis unten

Zu sagen, dass The Sexy Brutale einen schönen Soundtrack und eine hübsche Grafik hat, würde dem Spiel nicht gerecht werden. Beides ist zwar wahr, keine Frage. Aber das alleine wird unserer Spielerfahrung nicht so richtig gerecht. Es gibt viele Spiele, die einfach „nur“ einen guten Soundtrack haben. Es gibt deutlich weniger Spiele, die einen Soundtrack haben, der so perfekt zum Thema und den Spielumgebungen passt.

Die größtenteils jazzähnliche Musik wird euch nicht nur noch lange nach Beenden des Spiels im Kopf bleiben, sondern ist auch offensichtlich genau für die Situationen und Umgebung gemacht. Egal ob man einfach nur durch die Villa schlendert, oder unter Zeitdruck ist, die Musik fühlt sich immer genau richtig an. Sie passt zum Kasinosetting wie die Faust aufs Auge. Auch die Morde werden von der Musik verstärkt und unterstrichen. Die schon alleine stylishen und dramatischen Szenen erhalten vom Soundtrack den allerletzten Schliff. Besonders die wenigen Tracks mit Gesang sind hervorragend und unter unseren Lieblingen.

Dasselbe lässt sich so auch über den Grafikstil sagen. Die Animationen erinnern an Cartoons und bestechen mit kräftigen Farben sowie Kontrasten. Das mag nicht für jeden etwas sein, hier war es aber genau die richtige Entscheidung. Einige der Mordszenen werden durchaus brutal und überdramatisch. In einer fotorealistischen Grafik könnte das sehr schnell lächerlich wirken. Das würde den Spieler aus der Atmosphäre reißen. Durch den, von der Realität weit entfernen, Grafikstil ist uns das nie passiert. Selbst die zu dramatischen und keinesfalls realistischen Mordszenen konnten so ihr volles Potenzial entfalten. Grafikstil und Musik passen also sehr gut zusammen und zum Spiel. Dadurch ist The Sexy Brutale in diesem Aspekt ein sehr rundes Paket. Lediglich das Fehlen von Synchronsprechern fanden wir etwas schade, da es dem Spiel den letzten Schliff hätte verpassen können.

Rätsel mal anders

Reine Puzzlespiele können oft frustrierend werden. Um anspruchsvolle Rätsel zu beinhalten, nehmen viele Spiele in Kauf, dass man das ein oder andere Mal verzweifelt vorm Bildschirm zurückbleibt. Je komplizierter und abstrakter die Rätsel werden und umso weniger Hilfe das Spiel einem anbietet, desto öfter passiert das natürlich. The Sexy Brutale umgeht dieses Problem, macht deshalb aber einige Eingeständnisse, was den Schwierigkeitsgrad angeht.

Keines der Rätsel ist nämlich großartig fordernd. Die Lösung liegt nicht immer auf der Hand, weit entfernt davon ist sie aber nie. So gab es bei uns zwar trotzdem an einer Stelle große Verwirrung und Frustration, das aber nur, weil wir zu vorschnell waren. Gleich zu Beginn des Spiels wird uns beigebracht, dass wir zunächst einmal den Mord aus so vielen Perspektiven wie möglich beobachten sollten. Erst nachdem man alle Informationen hat, sollte man sich ans Lösen des Rätsels machen. Befolgt man diese Grundregel nicht, kann das natürlich zu Unverständnis und Frustration führen, genau wie bei uns. Damit sei nicht gesagt, dass jedes Rätsel immer vollkommen offensichtlich ist, aber mit genügend Informationen verlangt das Spiel doch nicht mehr allzu viel grübeln von unserer Seite.

Man fühlt sich zwar durchaus schlau, wenn man mal wieder einen Mord aufgehalten hat, andere Vertreter im Genre machen es einem aber nicht so einfach. Zumindest bei den Morden. An alle Collectibles, wie die Einladungen, die jedes Mordopfer mit sich herumträgt, zu gelangen, ist sehr viel schwieriger. Dies sollte, denen die sie suchen, eine sehr viel würdigere Herausforderung bieten. Es gibt aber noch einen Vorteil, bei diesen sehr auf Geduld und Beobachtung fokussierten Rätseln. Da man die Charaktere sowieso schon beobachtet, lernt man nicht nur neues über die jeweiligen Rätsel, sondern auch über eben jene Charaktere und die Geschichte im Allgemeinen. So erzählt sich The Sexy Brutale nicht nur in Zwischensequenzen hinter und vor den Rätseln, sondern auch durch die etlichen Dia- und Monologe aller Charaktere. So ist die Geschichte sehr harmonisch in den Rest des Spiels eingeflochten.

Fazit

Ja, die Rätsel sind oft etwas einfach und ja, es gibt keine Sprachausgabe. Diese vergleichsweise kleinen Kritikpunkte standen unserem Spaß aber nicht im Wege. The Sexy Brutale sticht aus der doch recht homogenen Videospiellandschaft heraus, wie eine kunterbunte Kasinovilla inmitten von Plattenbauten. Mit der Zeitschleifenmechanik erzählt das Spiel eine faszinierende Geschichte und hat gute, wenn auch oft etwas zu leichte, Rätsel. Die Musik und Grafik sind stilsicher und fügen sich nahtlos in die Geschichte des Puzzlespiels ein. Alles in allem ist The Sexy Brutale ein Spiel, das in fast allen seinen Gebieten glänzt und für gerade einmal 20€ auf dem PC und für 25€ auf der PS4 erhältlich ist. Es gibt wenig Gründe dieses Spiel nicht zu spielen.

Wenn ihr stattdessen Lust auf ein Spiel mit mehr Action habt, können wir euch wärmstens unsere Review zu Matterfall empfehlen.

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