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Rockstar Games ist ein Good-Guy-Publisher, wie er im Buche steht. Da nimmt die Spielerschaft lange Wartezeiten zwischen einzelnen Titeln verschiedener Serien gerne in Kauf. Umso sehnlicher werden Neuerscheinungen erwartet. Red Dead Redemption 2 bildet hier keine Ausnahme. Wir haben den Titel getestet.

Red Dead Redemption 2 hat schon in den ersten drei Tagen beeindruckende Bestmarken gesetzt. Ihr habt das Open-World-Game im PlayStation Network so oft vorbestellt, wie kein anderes Game zuvor. Dort ging es auch in den ersten drei Verkaufstagen so häufig über die virtuelle Ladentheke, wie kein anderes Spiel. Hinzu kommt zum Beispiel das beste Startwochenende nach Verkäufen über alle Entertainment-Veröffentlichungen hinweg. Das spricht für die große Vorfreude vieler Gamer. Ein Metascore von 97 von 100 (laut Metacritic.com) für die PlayStation 4-Version zeugt zudem von begeisterten Kollegen der Medien-Branche. Dennoch muss das Western-Epos nicht jedem gefallen. Hier unsere eigenen ausführlichen Eindrücke zum Game.

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Dutch Van der Linde ist der Kopf und Namensgeber eurer Bande

Ein fester Bestandteil der Van der Linde Gang

Red Dead Redemption 2 reitet mit euch ins Amerika des Jahres 1899. Der Wilde Westen ist weitestgehend gezähmt. Gut organisierte und hart durchgreifende Gesetzeshüter machen dies mehr als deutlich. Wie das bekannte, kleine Dorf in Gallien haben sich auch einzelne Cowboy-Banden mit der Erwartungshaltung ihrer Umgebung nicht abgefunden. Eine dieser Banden ist die Van der Linde Gang. Als Arthur Morgan seid ihr ein wichtiger Teil der Gruppe. Ihr seid davon überzeugt, dass Freiheit, Selbstbestimmung und Unabhängigkeit kein alter Lederstiefel sind. Diesen Lebensstil verteidigt ihr. Wenn es sein muss, dann auch mit Revolver und eurem Leben.

Für Gesetzeshüter seid ihr nichts als eine Gruppe von Unruhestiftern, die keinen Platz im zivilisierten Amerika hat. So wundert es auch nicht, dass ihr schon zu Beginn des Spiels auf der Flucht vor dem langen Arm des Gesetzes seid.  Nur ein neuer Standort verschafft euch Zeit, um euch neu zu formieren und den letzten großen Coup zu planen, der euch endlich von den Fesseln des Alltags befreit.

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Red Dead Redemption 2 kommt einer Wildwest-Simulation schon sehr nahe.

Die Sims – Wildwest Edition

Red Dead Redemption 2 ist mehr als eine einfache Simulation. Die Mechaniken im Hintergrund der Story sind jedoch zahlreich und durchdacht. Ihr wollt Beispiele? Für jeden Raubzug, den ihr erfolgreich abschließt, zahlt ihr automatisch einen Anteil an eure Bande. Dafür habt ihr in eurem Lager einen festen Schlafplatz, meist frischen Eintopf und einen warmen Kaffee. Investiert ihr den Banden-Haushalt, greift ihr schnell auf Arzneien, Nahrungsmittel oder weitere Annehmlichkeiten zu. Ihr könnt erkranken, an Über- oder Untergewicht leiden oder gar zu warm oder zu kalt gekleidet sein. Ähnlich pflegebedürftig wie euer eigener Charakter sind auch eure Reittiere. Diese benötigen eigene Tränke und Nahrungsmittel und bauen erst mit der Zeit eine Verbundenheit zu euch auf. Das führt zu einer Fähigkeitsentwicklung.

Nehmen wir nun noch die Möglichkeiten des Angelns, des Jagens oder der Erledigung diverser Aufgaben, die natürlich in die Welt des Spiels eingebunden sind, ensteht ein komplettes Wild-West-Ökosystem. Glücklicherweise müsst ihr nicht alles erlegen, was euch vor die Flinte läuft. Die Aufgaben der Welt sind weitestgehend freiwillig und Arthur ist lange nicht so pflegebedürftig wie ein Sim. Uns haben die umfangreichen Aufgaben neben der Hauptstory also weder überfordert noch belastet. Sie sind vielmehr ein wichtiger Baustein der Atmosphäre, die Red Dead Redemption 2 uns Spielern vermittelt.

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In Red Dead Redemption 2 seid ihr selten auf euch allein gestellt.

Arthur Morgan ist ein Teamplayer

Wenn Videospiele mit Gruppenaktivitäten um die Ecke kommen, beginnen häufig die ersten Probleme. Manchmal ist der virtuelle Kollege ein willkommenes Ziel und Kanonenfutter für die Widersacher. In anderen Situationen ist er ein Klotz am Bein, der den Spielfluss hemmt und im gleichen Maße den Spaß am Spiel senkt. Solche Bedenken könnt ihr bei Red Dead Redemption 2 getrost über Bord werfen. Als Teil der Van der Linde Gang müsst ihr euch auf eure Verbündeten verlassen. Glücklicherweise könnt ihr das auch getrost tun. Sie stecken ordentlich ein, teilen vernünftig aus und gingen in unserem Testbetrieb nur dann zu Boden, wenn wir uns mehr der Welt als dem jeweiligen Missionsziel gewidmet haben.

Gleichzeitig sind eure Bandenmitglieder, ebenso wie Arthur Morgan selbst, charakterlich detailliert ausgearbeitet. In dem Moment, in dem ihr mit den vielen Bewohnern der Wild-West-Welt interagiert, bemerkt ihr, dass sie eine eigene Moral, einen eigenen Antrieb und somit auch einen eigenen Charakter besitzen. Das macht das riesige Gebiet trotz seiner tollen Grafik lebendig und mitreißend und wirkt zu keiner Zeit steril. Wer einen Beleg dafür möchte, sollte einfach mal durch das Lager spazieren und das direkte Gespräch suchen.

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In Red Dead Redemption 2 komen nicht nur Revolverhelden auf ihre Kosten

Spielspaß auch für Revolverhelden wider Willen

Red Dead Redemption 2 erlebt ihr auf Wunsch aus der Ego-Perspektive. Gleichzeitig ist der Umgang mit Schusswaffen für Cowboys lebenswichtig. Diese Kombination könnte vor allem die unter euch zögern lassen, die nicht so sicher am Abzug sind. Diese Ängste sind jedoch unbegründet. Das Schießen mit den verschiedenen Waffen, von denen sich die meisten ebenfalls verbessern lassen, geht gut von der Hand. Trotz gegnerischer Übermacht merkt ihr, dass Arthur Morgan ein Revolverheld ist, wie er im Buche steht. Eine Zielhilfe lenkt euren Schuss zielsicher auf eure Gegner. Für Headshots müsst ihr meist noch ein wenig nachjustieren. So kommen auch Shooter-Freunde auf ihre Kosten.

Wird es im Schusswechsel doch einmal knapp, könnt ihr auf das überarbeitete Dead Eye zurückgreifen. Diese Fähigkeit, bei der ihr in Zeitlupe eure Gegner anvisiert und erledigt, verbessert sich, wie eure restlichen Werte mit der Zeit automatisch. Dies passiert nicht nur sehr natürlich durch euren eigenen Spielfortschritt. Es ist auch extrem hilfreich. So visiert ihr im späteren Verlauf des Spiels nacheinander mehrere Gegner an, markiert diese und erledigt sie durch das Betätigen des Abzugs. Schwachstellen werden zusätzlich hervorgehoben. Wer will, kann jedoch auch auf die Verwendung der Hilfe verzichten. Die meisten Missionen haben übrigens auch noch Nebenbedingungen im Gepäck. Erfüllt ihr diese, bekommt ihr statt einer Bronce-Medaille für die Erledigung sogar eine in Silber oder Gold. So haben geübte Cowboys zusätzliche Herausforderungen.

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Die Fähigkeiten in Red Dead Redemption2 sind in Kernen und Ringen dargestellt

Eine kernige Erfahrung

Arthurs Fähigkeiten werden, genau wie die seines Pferdes, in Kernen und Ringen dargestellt. So haben die Fähigkeiten Gesundheit, Ausdauer und Dead Eye jeweils einen Kern, der von einem Ring umgeben wird. Während sich Ringe automatisch füllen, müsst ihr für die Kerne beispielsweise Essen oder Schlafen. Ist ein Ring leer, wird ein Kern zusätzlich belastet. Stellt euch vor ihr lauft im wahren Leben. Dann zehrt das ordentlich an eurer Audauer. Der Ring wird aufgebraucht. Seid ihr völlig aus der Puste und lauft dennoch weiter, überanstrengt ihr euch. Euer Körper nimmt ernsthaft Schaden. In RDR2 bedeutet das, dass euer Kern aufgebraucht wird.

Natürlich leeren sich die Kerne durch Hunger, Müdigkeit oder Krankheiten auch von alleine. Daher ist es wichtig, dass ihr auf Arthur achtet. Insgesamt war diese Art der Darstellung für uns zunächst fremd und ungewohnt. Die Mechanik ist jedoch natürlich und dadurch plausibel. Untergewichtig ist Arthur Morgan bei uns trotzdem.

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Noch ist dieser Wolf wunderschön. Haben wir ersteinmal sein Fell, sieht es anders aus.

Schönheit und Realismus schließen sich manchmal aus

Die Welt von Red Dead Redemption 2 schaut toll aus. Bugs sind Mangelware, die Lichteffekte setzen Tageszeit, die aktuelle Beschäftigung und die gesamte Umgebung toll in Szene und die Charaktere sind auch optisch sehr detailliert. Dies beginnt bei der Kleidung und endet bei Arthurs Haar- und Bartwuchs. Es bleibt nichts zu wünschen übrig. Die offene Spielwelt trägt zusätzlich die Handschrift des Jahres 1899. Amerika ist mehr als Wildnis. Die Indianer wurden in Reservate verdrängt, der Kapitalismus setzt sich durch und die Sklaverei gehört der Vergangenheit an. Diese fortschrittlichste Form des Wilden Westens gab Rockstar Games sogar die Möglichkeit, eine große Stadt ins Spiel zu integrieren, was dem Team wunderbar gelungen ist.

So schön der Wilde Westen des Spiels jedoch dank der vielen Tiere, Charaktere und der abwechslungsreichen Umgebung auch ist, so unangenehm kann auch sein Realismus sein. Neben vielen gelungenen Animationen von Pferden, Menschen, Tieren und Fahrzeugen führt die Detailverliebtheit Rockstars auch zu einer realistischen Häutung von Jagdbeute. Wir kamen nicht umher, uns an die Szene aus Game of Thrones zu erinnern, in der Tywin Lannister einem Hirsch das Fell über die Ohren zog. Wir sind der Meinung, dass die Animation sehr gut ins realistische Gesamtbild passt. Insgesamt ist das Spiel von gewaltverherrlichender Darstellung weit entfernt.

Red Dead Redemption 2 RDR 2 PS4 Pro Xbox One X Review Test Kritik Mitreißend Arthur Morgan Dutch Van der Linde Western Wild West
In Red Dead Redemption 2 entscheidet ihr selbst, welche Art von Gangster ist sein wollt.

Mitreißend und emotional

Die Open-World-Kulisse von Red Dead Redemption 2 bildet zwar eine tolle Kulisse für das Spielgeschehen. Sie ersetzt jedoch keine Story. Diese wird in vielen einzelnen Quests erzählt. Vor allem in taktische Entscheidungen wird Arthur dabei häufig von den Bandenmitgliedern eingebunden. Sein Stellenwert innerhalb der Gang ist hoch. Das macht ihn aber nicht zum unbestrittenen Partner von Dutch und Co. Immer wieder sind es eure Entscheidungen, die einzelne ganginterne Vorgänge anstoßen. Rockstar Games hat es geschafft, dem Spieler Entscheidungsfreiheit einzuräumen und dennoch eine Story zu schreiben, die den Arthur Morgan zeigt, den Spieler und Publisher gleichzeitig in dem ruhigen Zeitgenossen sehen.

Zu Beginn der Story befindet sich die Gang noch auf der Flucht. Das führt dazu, dass sie zunächst etwas Zeit braucht, um in der neuen Umgebung Fuß zu fassen. Später nimmt das Spiel bei Action und Emotionen stark Fahrt auf. Das im Vergleich zu GTA V langsamere Gesamttempo, die zähere Koordination der Gesetzeshüter und die Konzentation auf einen Hauptcharakter haben uns gut gefallen. Im Laufe der Story ändern sich eure Lagerplätze, eure Motivation und eure Stimmung. Sogar die Verbindung zur Umgebung variiert. Nach und nach badet ihr schlechte Entscheidungen aus, gewinnt und verliert Verbündete und hinterfragt zuweilen gar euren Lebensstil. Arthur Morgan ist ein Mensch. Er ist ein Charakter mit dem man sich gerne identifiziert und dem jeder Spieler seinen ganz persönlichen, moralischen Feinschliff verpassen kann.

Red Dead Redemption 2 RDR 2 PS4 Pro Xbox One X Review Test Kritik Dynamik Arthur Morgan Dutch Van der Linde Western Wild West
Die Dynamik des Spiels macht sich in der Vertonung bemerkbar

Gemeinsames Singen am Lagerfeuer

Die Vertonung von Read Dead Redemption 2 ist dynamisch. Dabei unterscheiden sich die Klänge nicht nur in ihrer Verwandschaft mit den Gesängen von Indianern oder der Kulisse eines Saloons. Die jeweilige Stimmung wird gut eingefangen. Dies merkt ihr besonders dann, wenn ihr auf die Schnellreisemöglichkeit verzichtet und im Kinomodus den Reit-Autopiloten einschaltet. Die Szenen samt der tollen englischen Synchro, den passenden Hintergrundklängen und der grafischen Pracht sind beeindruckend. Ergänzt wird alles von glaubwürdigen Waffenklängen, vom Rascheln im Unterholz, wenn ein kleines Tier vorbeihuscht oder auch vom Klappern der Pferdehufe im Galopp. Wir haben uns wirklich als Hauptdarsteller eines Wildwest-Epos gesehen.

Red Dead Redemption 2 ist einer der Titel, bei denen wir viele Punkte in einer Review erwähnen und uns dennoch sicher sind, dass wir etwas vergessen haben, was wir gerne noch loswerden wollten. So verfügt der Titel über ein komplettes eigenes Crafting-System, ihr könnt auf Schatzsuche gehen, Pokern, Domino spielen und noch viel mehr entdecken. Die Möglichkeiten sind Enorm und das potenzial etwas zu verpassen ist riesig. Wir können fast alles, nur Unterwasserwelten bleiben uns verborgen.

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Auch nach unserer Review sind wir mit unserer Reise durch den Wilden Westen noch nicht am Ende – auch das Piggyback Lösungsbuch will sich noch beweisen

Unser Fazit zu Red Dead Redemption 2

Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr etwas zum Kontrollieren bekommt und ihr findet keinen Fehler? So geht es uns, wenn wir bei einer Review nichts zu meckern haben. Wir haben das Gefühl, als Kritiker versagt zu haben. Dafür haben wir bei solchen Spielen definitiv als Gamer gewonnen. Red Dead Redemption 2 ist aufgrund der Wild-West-Thematik oder des etwas langsameren Spielgeschehens im Verlgeich zu Titeln wie Just Cause oder Far Cry 5 vielleicht nicht für jeden der richtige Titel. Objektiv betrachtet bleibt uns aber nichts anderes übrig, als die volle Punktzahl zu vergeben. Die riesige offene Spielwelt ist lebendig, einladend, faszinierend uns sieht gut aus. Die Story hat uns mitgerissen und berührt und mit Arthur Morgan hat Rockstar Games eine glaubwürdige Identifikationsfigur geschaffen. Trotz der unglaublich vielen Möglichkeiten hatten wir nicht das Gefühl, dass wir unter Druck gesetzt werden oder gar gezwungen werden, einen Auftrag zu erledigen. Stattdessen freuen wir uns, dass es nach der Hauptstory noch Einiges zu erleben gibt. Obwohl wir wahrscheinlich noch lange auf den nächsten Titel aus dem hause Rockstar Games warten müssen. Wir hoffen, dass der Publisher so weiter macht und freuen uns auf das nächste Werk und nicht zuletzt auf den kommenden Online-Modus.


Wer dem Wilden Westen nichts abgewinnen kann, der sollte sich bei unseren Reviews zu weiteren Open-World-Perlen wie Assassin’s Creed Odyssey, Far Cry 5, Marvel’s Spider-Man oder Forza Horizon 4 umschauen.

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