ThermoReal – Hitze, Kälte + Schmerz für VR, AR und Co
„I want to feel pain“ – Ich erinnere mich noch an diese Bitte, die ich an Brian H. Yoo auf der diesjährigen Gamescom richtete. Wie es zu diesem ungewöhnlich masochistischen Akt meinerseits kam? Alles ergab sich durch eine Zufallsbegegnung. Auf dem Rückweg von einem unserer Termine wurden wir plötzlich vom sympathischen Vice Chairman von TEGWAY Co. Ltd. angesprochen. Im Rahmen dieser Begegnung hat uns Yoo die firmeneigene Entwicklung ThermoReal vorgestellt. Während wir zuvor noch nichts von dieser Technik gehört haben, hoffen wir nun darauf, dass sie sehr bald in möglichst vielen Bereichen Anwendung findet. Bei ThermoReal handelt es sich um eine dünne, leichte, thermoelektrische Struktur, die sich beispielsweise wunderbar an Geräte wie VR-Controller anbringen lässt. Was diese „Folie“ ermöglicht, haben wir buchstäblich an unserer eigenen Haut zu spüren bekommen.
ThermoReal, ein Selfie-Stick und ein brennendes Haus
Zunächst kam Yoo mit einem Selfie-Stick auf uns zu. An der Spitze des Sticks befand sich ein handelsübliches Smartphone. Bis auf die typische Touristen-Ausrüstung hatte er lediglich zwei verschiedene Bilder in seiner Hand. Schnell übergab er uns den Stick samt Smartphone ohne große Worte und richtete die Kamera des Handys auf das brennende Haus. Was nun geschah, haben wir nicht erwartet. Während in typischer AR-Manier auf dem Handy-Bildschirm Flammen an dem Haus loderten, wurde der Selfie-Stick immer wärmer bis hin zu heiß. Gut, dass Yoo auch das zweite Bild dabei hatte. In diesem Bild löscht die Feuerwehr genau das gleiche Gebäude. Während auf dem Screen des Smartphones nun Wassermassen aus den Schläuchen der Feuerwehr schossen, wurde der Selfie-Stick angenehm kühl. Brian H. Yoo hat unser Interesse geweckt. Eine Folie am Griff des Sticks war das Geheimnis hinter den Gefühlen.
Der erfrischende Sprung ins kühle Nass
Technische Hintergründe waren kein Teil der Produktvorstellung. Diese sind somit auch nicht Teil unserer Kurzvorstellung. Stattdessen folgten weitere Demonstrationen der Möglichkeiten, die ThermoReal mit sich bringt. Anhand einer virtuellen Kerze wurde uns beispielsweise simuliert, wie Hitze punktgenau an unserer Hand entlangwandern kann. Ein kleines Video ließ uns als Taucher in einen Eissee abtauchen. Es war gut wahrzunehmen, wie wir erst immer mehr Kälte abbekamen. Diese Kälte baute sich jedoch viel langsamer auf, als dies bei einem wirklichen Abtauchen in einen Eissee der Fall gewesen wäre. Als wir wieder auftauchten, war der Wechsel auf die Normaltemperatur in einer realistischeren Zeit gewährleistet. Ein Sprung ins kühle Nass war zudem erstaunlich erfrischend. Bei einer Bildschirmexplosion waren wir das erste Mal kurz davor unseren Griff zu lockern. Hitze baut sich also extrem schnell, beinahe Schlagartig, auf. Schmerz wird übrigens durch die Kombination von Hitze und Kälte simuliert. Da das Gehirn diese Mischung nicht zuordnen kann, fühlt ihr Schmerz. Das ermöglicht zusätzliche Einsätze.
Unbegrenzte Möglichkeiten?
ThermoReal ist wie gemacht für AR- und VR-Erlebnisse aller Art. Dabei ist man jedoch nicht auf typische VR-Controller begrenzt. Auch die Standard-Controller ließen sich mit der Technik ausrüsten. Damit hätte die Immersion, die sich aktuell auf Ton und Sicht beschränkt, eine neue Ebene gewonnen. Diese würde sich in diesem Fall jedoch auf die Hände beschränken. Natürlich befinden sich dort viele Nervenenden für die Wahrnehmung. Ein kleiner Schmerz bei jedem Treffer eines Gegners oder spürbare Explosionen sind selbst ohne VR eine tolle Vorstellung. Auch Tauchgänge bei Uncharted oder Tomb Raider wären ein neues Erlebnis. Denken wir die Vorstellung weiter, wäre das ultimative Erlebnis eine Komplette VR-Ausrüstung mit Lauf-Möglichkeit, einem kompletten ThermoReal-Anzug und der passenden Software. Vieles ist vorstellbar. Ob die Technik bereits weit genug und vor allem sicher genug ist, für eine Markteinführung in Deutschland, können wir noch nicht abschätzen. Dennoch sollten sich vor allem die VR-Vorreiter mit TEGWAYs Produkt auseinandersetzen.
Unser Interesse ist geweckt!
Wir haben lediglich kleine Demonstrationen gesehen und keine Einbindung in ein Game oder einen Film erlebt. Dennoch hat das Gezeigte bei uns Eindruck hinterlassen. Dieser Eindruck ist natürlich rein subjektiv und nicht als Bewertung oder gar Vorschau zu sehen. Wir wollten ihn jedoch nichtsdestotrotz mit euch teilen, da auch ihr einen Überblick darüber bekommen sollt, was bereits jetzt möglich ist und was zukünftig eine Rolle spielen könnte. An diesem Punkt seid ihr herzlich dazu eingeladen, uns mitzuteilen, ob ihr zuvor selbst in Berührung mit ThermoReal gekommen seid. Was haltet ihr generell von der Idee? Wir sind gespannt, was ihr zu sagen habt.
Sollte euch interessieren, was wir auf der Gamescom noch erlebt haben, werft gerne einen Blick in unsere Tagebücher. Auch an der VR-Front gab es noch einiges zu sehen. So haben wir von Sony mit The Inpatient und Bravo Team gleich zwei neue Entwicklungen austesten dürfen. Abseits der virtuellen Realität haben uns Detroit: Become Human und Sea of Thieves positiv überrascht.
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