Freunde besonderer Filme aufgepasst. Mit Halley – Das Leben eines Zombies erwartet euch nämlich ein Film, der das Wort Mainstream selbst im Wörterbuch nachschlagen muss. Das cineastische Werk dreht sich um den Untoten Alberto (gespielt von Alberto Trujillo) und zeigt euch als tiefgründiges Body Horror Drama, was es für einen Menschen bedeutet, als untoter zwischen all den Lebenden einen Platz zu finden. Halley ist das Spielfilmdebut des lateinamerikanischen Regisseurs Sebastián Hofmann und wird hierzulande von SchröderMedia veröffentlicht. Das mehrfach ausgezeichnete Horror Drama buhlt ab dem 7. September auf DVD, Blu-ray oder Video on Demand in Händlerregalen oder auf Online-Plattformen um eure Gunst. Verabschiedet euch also vom üblichen Bild des blutrünstigen Zombies und stürzt euch mit uns gemeinsam in die Review zu einem Film, der sich traut anders zu sein. Ob anders in diesem Fall jedoch gut, oder vielleicht sogar besser ist, das lest ihr in den kommenden Zeilen.

In Halley ist ein Zombie Nachtwächter in einem Fitnessstudio und niemandem fällt es auf

Der untote Alberto arbeitet selbst nach seinem Tod noch als Nachtwächter in einem 24 Stunden-Fitnessstudio. Während diese Arbeitsmoral für viele sicherlich aller Ehren wert ist, droht sein Körper diese Strapazen nicht mehr lange mit zu machen. Schließlich hat er sein Haltbarkeitsdatum merklich überschritten und verwest munter vor sich hin. Nur seiner morgendlichen Routine samt Puder, Wäsche und Parfum hat er es zu verdanken, dass sein Gesundheitszustand noch nicht aufgeflogen ist. Er weiß jedoch, dass es nicht mehr lange so weiter gehen kann. Deshalb sucht er seine Chefin Sylvia (Luly Trueba) auf. Ihr teilt er mit, dass er seinen Job aus gesundheitlichen Gründen an den Nagel hängt. Sie bittet ihn noch eine Woche zu bleiben und er stimmt zu. So setzt sich seine Situation fort und es entwickelt sich sogar eine Verbindung zu Sylvia, die er zuvor sicherlich nicht erwartet hätte. Eines ist dabei ganz eindeutig. Untote haben auch Gefühle.

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Horror und schwarzer Humor ziehen bei Halley den Kürzeren

Wer sich die Story von Halley durchliest, überlegt, in welche Richtung sich der Film entwickelt. Wird es eine romantische Komödie wie Warm Bodies, oder eher eine schwarze Komödie? Vielleicht konzentriert sich der Macher ja auch wirklich auf das Drama hinter der Geschichte. Schon in den ersten Minuten wird klar, dass der Zuschauer Teil eines Drama-lastigen Body Horrors ist, der mit Action, großen Schauspielern, brachialem Soundtrack oder einem Feuerwerk an schwarzem Humor überhaupt nichts zu tun haben möchte. Das ist gleichzeitig das ernüchternde und erfreuliche an Halley. Ernüchternd ist es nur deshalb, weil ein Drama eben häufig diese Wirkung hat. Darin liegt auch die große Stärke von Halley. Es gibt unglaublich wenig Dialoge, sehr wenig Filmmusik und keine großen Wendungen. Stattdessen ist jeder Ton eindrucksvoll wie ein intelligenter Dialog und jede Szene hat mehr Story als ein Transformers-Film.

Halley wird durch seine Atmosphäre und die Kompromisslosigkeit getragen

Halley lebt davon, dass Regisseur Sebastián Hofmann keine Kompromisse eingeht. Er fährt von der ersten bis zur letzten Minute des Films eine klare Linie. Dazu gehört zum Beispiel, dass wir nur nebenbei erfahren, dass Alberto der einzige lebende Tote in der fiktiven Welt ist. Wir erfahren nie genau, wie lange Alberto nicht mehr unter den Lebenden weilt und wie er ums Leben gekommen ist. Natürlich können wir Todesursachen wie Enthauptung und Vierteilung ausschließen, denn so viel Tesafilm hat selbst Alberto nicht, um solche Löcher zu flicken. Ansonsten Tappen wir aber im Dunklen. Halley bleibt in sich schlüssig, wirft keine neuen Fragen auf und vermittelt so eine klare Botschaft. Es geht um die Vergänglichkeit des Menschen und die Erkenntnis, dass diese nicht nur negative Seiten hat. Zudem erlaubt Halley eine weitere positive Schlussfolgerung. Oft passiert dir genau dann etwas Gutes, wenn du am wenigsten damit rechnest.

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Alberto Trujillo als wahnsinnig überzeugender Zombie

Zombies haben selten die Hauptrollen und noch seltener wird ihnen bei ihren Steifzügen schauspielerisches Können abverlangt. Auch hier bildet Halley eine Ausnahme. Alberto Trujillo hat einen überaus anspruchsvollen Job zu leisten. Schließlich muss er einen Zombie verkörpern, dessen Denkleistung seit seinem Ableben nicht nachgelassen hat. Dennoch lässt ihn sein Körper buchstäblich Stück für Stück im Stich. An dieser Stelle trägt er den ganzen Film auf seinen zerfallenden Schultern. Besonders beeindruckend sind auch die echt wirkenden Auflösungserscheinungen des Zombies. Hier hat ein Effekte-Team mit guter alter Handarbeit, also ohne digitale Effekte, wahrhaft schaurig gute Ergebnisse erzielt. Sie sind so gut, dass sie den Film als Unterhaltung neben einer gemütlichen Mahlzeit komplett disqualifizieren. Die Szenen im Fitnessstudio sind zudem wunderbar abstrus und verdeutlichen, dass es keinen Ort auf dem Planeten gibt, an dem Zombies weniger auffallen.

Die Zielgruppe von Halley ist nicht riesig

Wir sind uns bewusst, dass Halley nicht jeden so begeistern wird, wie es bei uns der Fall war. Wer leichte Unterhaltung zwischendurch mit Spannung, überraschenden Wendungen oder auch nur einen gruseligen Schauer möchte, ist hier falsch. Halley – Das Leben eines Zombies schlägt die leisen Töne an und traut sich auch mal für einige Minuten nichts Besonderes zu zeigen. Natürlich hat der Film Höhen und Tiefen. Diese sind jedoch nicht mit der Gefühlsachterbahn eines Hollywood-Blockbusters zu vergleichen. Eher mit den Höhen und Tiefen im Leben eines Zombies. Einen ganz neuen Aspekt bekommt Halley erst, als sich eine Verbindung aus Albertos Chefin Sylvia und ihm entwickelt. Dies ist jedoch später der Fall, als es die Inhaltsangabe erwarten lässt. Wir sind uns jedoch sicher, dass Halley definitiv seine eigene Zielgruppe anspricht. Diese wird sich zweifellos über den etwas anderen Film freuen.

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Unser Fazit zu Halley – Das Leben eines Zombies


Wenn Halley das Filmdebüt von Sebastián Hofmann ist, können wir nur hoffen, dass dieser sich treu bleibt und uns bald mit einem weiteren Werk beehrt. Halley bringt vieles mit, was wir an tollen Filmen schätzen. Dazu gehören eine eigene Botschaft, eine Atmosphäre, die so dicht ist, dass wir sie mit dem Messer schneiden könnten und vor allem sehr viel Mut. Statt auf bewehrte Rezepte zu setzen, setzte Hofmann auf seine ganz eigene Idee und hat damit unserer Meinung nach fast alles richtig gemacht. So konnte uns das Body Horror Drama trotz ein paar längen und der fehlenden Massen-Tauglichkeit wirklich begeistern und überzeugen.


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