Ein bisschen erinnert die aktuelle Situation für Pro Evolution Soccer an den FC Bayern München. Jedes Jahr geht man erneut ins Rennen um die ganz großen Titel, macht einen guten Job auf dem Platz und dennoch wird man vielerorts verschmäht. Natürlich könnte man sagen, dass alle negativen Stimmen von Neidern kommen. Dennoch ist die Kritik, egal aus welchem Munde sie kommt, oft die gleiche. Es fehlt Atmosphäre, die ganz großen Stars stehen nicht im eigenen Kader und um die eigene Beliebtheit könnte es besser stehen. Egal ob dies nun wie im Fall des FC Bayern die oftmals vorgeworfene Arroganz ist, oder wie im Falle von Pro Evolution Soccer fehlende Spielmodi, emotionslose Menüs oder ein fehlender Storymodus. Wie die Bayern in der Champions League, greift PES 2018 auch in diesem Jahr wieder an und versucht zumindest so weit zu kommen wie möglich. Wie weit schafft es Konamis Fußball-Simulation in diesem Jahr?

PES 2018 – Konamis Fußball-Simulation im Aufwind

Auf der Gamescom konnte Pro Evolution Soccer 2018 erneut den Award für das beste Sport-Game einheimsen. Hinzu kommt die Tatsache, dass die beliebte Reihe bereits letztes Jahr einen guten Schritt nach vorne gemacht hat. Die Vorzeichen für PES 2018 stehen also alles andere als schlecht. Genau deshalb hat Konami sich dazu entschieden, die Stärken des Vorgängers auszubauen und beim Fußball-Game eine Evolutionsstufe weiter zu gehen, statt die Serie zu revolutionieren. Für sich gesehen macht Pro Evolution Soccer dabei auch alles richtig. Im Vergleich zum scheinbar übermächtigen Konkurrenten FIFA verzichtet man jedoch darauf, an einer ganz bestimmten Stelle nachzulegen. FIFA hat nämlich seit letztjähriger Version einen eigenen Story-Modus, der mit The Journey Season 2 in FIFA 18 in die zweite Runde geht. Damit behält FIFA ein Alleinstellungsmerkmal und Kauf-Argument, während PES bewusst eine Lücke lässt. Ob im Hintergrund bereits an einer eigenen Version für zukünftige Ausgaben gebastelt wird, wissen wir nicht.

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Keine Neuzugänge bei den Spielmodi

Dadurch, dass es in diesem Jahr keine neuen Modi gibt, konnte sich das Entwicklerteam voll und ganz auf das vorhandene Material konzentrieren. Während Freundschaftsspiele, Pokale und die Champions League kaum Raum für Verbesserungen bereit halten, bietet es sich an, an der Meister-Liga zu schrauben. Der bei mir persönlich beliebteste PES 2018 Modus hat neue Menüs spendiert bekommen. Zusätzlich hat die teaminterne Kommunikation deutlich an Umfang gewonnen. Ihr habt nun häufiger mit dem Team-Besitzer zu tun, der euch sagt, was er von euch erwartet. Auch Vorbereitungsturniere, die im wahren Fußball ebenfalls an Bedeutung gewinnen, wurden ergänzt. Pre-Match-Interviews und Szenen aus der Kabine lockern das Geschehen zusätzlich auf. Auch an den Verhandlungen wurde geschraubt. Natürlich handelt es sich insgesamt um Feinarbeit. Nichtsdestotrotz wurde der gute Modus, in dem ihr im Endlosspiel die Geschicke eines Clubs lenkt, noch ein wenig besser gemacht.

Flüssige Ballwechsel in gewohnt guter Optik

Was die Optik angeht, hat Konami vor allem bei dem Original-Stadien zugelegt und verbessert so die gebotene Atmosphäre. Dazu tragen auch echte Stadion-Gesänge ihren Teil bei. Das Gameplay läuft jederzeit flüssig über den Screen und lässt nichts zu wünschen übrig. Bekannte Spieler erkennt man wie gewohnt gut und nur bei weniger bekannten Spielern erlaubt sich Konami Standard-Gesichter. Eine enge Kooperation mit Inter Mailand, Barcelona, Liverpool, dem BVB und anderen Mannschaften sorgt an dieser Stelle für eine noch bessere Gestaltung der Spieler. Die realistischen Animationen, von denen wieder einmal einige neu hinzugekommen sind, runden das Paket ab. Für sich betrachtet, macht PES 2018 wenig falsch. Verglichen mit dem, was FIFA 18 dank der Frostbyte Engine jedoch auf dem Platz und in die Stadien bringt, zieht Pro Evolution Soccer den Kürzeren. Gerade atmosphärisch erreicht FIFA 18, nicht nur durch den Story-Modus, eine neue Ebene.

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PES 2018 hat die Stärken dort, wo es drauf ankommt

Die Stärken von Pro Evolution Soccer 2018 liegen da, wo man sie erwartet. Der Grund, warum PES trotz all der Nachteile, mit denen man seit Jahren kämpft, noch immer eine begeisterte Spielerschaft hat, ist beim neusten Ableger klarer denn je. PES 2018 ist Fußball in Reinkultur. Obwohl FIFA 18 im Vergleich zum Vorgänger das Geschehen auf dem Spielfeld verbessert hat, bekommen wir bei PES 2018 weiterhin den echtesten Fußball geboten. Unvorhergesehene Spielzüge, eine verbesserte KI und die tolle Ballphysik finden wir nur hier. Das Leder verhält sich genau so, wie wir es von ihm erwarten. Zudem hat das Geschehen etwas an Tempo verloren. So wirkt der Fußball noch echter und wir bemerken, dass unser Team die eingestellten Vorgaben noch besser umsetzt, als in PES 2017. Die meiste Zeit befinden wir uns mitten im Spielgeschehen. So lange dies so gut ist, hat FIFA weiterhin einen Gegner, der uns wunderbaren Fußball bietet.

Das leidige Lizenz-Thema und unpassende Kommentare

Während sich die Stärken von PES 2018 dort befinden, wo man es vermutet, sind auch die Schwächen altbekannt. Es ist jedes Jahr traurig mit anzusehen, wie wenig Lizenzen sich Konami für PES sichern kann. Natürlich gibt es immer mal wieder Zugänge und Abgänge. Doch eine Champions League ohne den FC Bayern zu sehen, ist beinahe so traurig wie ein Duell zwischen Man Red und Man Blue (das Manchester Derby). An dieser Stelle geht Pro Evolution Soccer sang- und klanglos unter. Gut, dass es für diesen Fall den Editor und eine fleißige Community gibt, die sich der Situation bravourös annimmt. Weniger bravourös ist der beinahe nervige deutsche Kommentar, den wir nur zu gerne durch den englischen austauschen. Hansi Küpper und Hagemann wiederholen sich zu oft, analysieren falsch und enttäuschen auf ganzer Linie. Nach dem Wechsel zur englischen Besetzung wird es um einiges besser.

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Einige Dinge wird erst die Zeit zeigen

Am heutigen 14.9. hat Konami die Server geöffnet. Folgerichtig war es für uns noch nicht möglich, uns ins Online-Geschehen zu stürzen. Gut, dass es die offene Beta für den Modus gab. Dort hat uns Konami ziemlich genau das geboten, was wir auch im letzten Ableger erhielten. Eine Besonderheit ist in diesem Jahr ohne jede Frage die direkte Einbindung der PES League in die Online-Modi und der erwähnte Coop-Modus. Live-Aktualisierungen und My-Club Modus hängen natürlich ebenfalls am Netzwerk. Hier gab es jedoch keine echten Neuerungen. Erwähnenswert ist es, dass wir die PS4-Version gespielt haben, die auf der PS4 Pro sogar in 4K bei 60fps auflöst. Welche Erfahrungen ihr online im Laufe der Zeit sammelt, dürft ihr uns und anderen Lesern gerne mitteilen.

Unser Fazit zu PES 2018


PES 2018 ist das beste Pro Evolution Soccer seit vielen Jahren. Auf dem Platz macht dem Titel niemand etwas vor und taktische Möglichkeiten und deren Umsetzung sprechen für sich. Zu Gute kommt dem Spielgeschehen das langsame Tempo in Verbindung mit flexibleren Reaktionen eurer Spieler auf das Geschehen. Auf der anderen Seite wäre da der unterirdische deutsche Kommentar und die noch immer unbefriedigende Ausstattung mit Lizenzen, die viele Fußball-Fans zu FIFA greifen lässt. Freunde echten Fußballs sollten sich von der verbesserten Atmosphäre abseits des Platzes, die weiter hinter der Konkurrenz hinterher hinkt, nicht abschrecken lassen. Unter dem Strich ist PES 2018 ein tolles Game, das digitale Fußballer-Herzen höher schlagen lässt.


Werft gerne auch einen Blick auf unsere Vorschau zu FIFA 18 zu dem wir leider kein Testmuster ergattern konnten. Dafür waren wir auf der Weltpremiere in der Allianz Arena dabei. Solltet ihr zudem einen Blick hinter die Kulissen der Gamescom werfen wollen, legen wir euch unsere Tagebücher ans Herz.

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