Cuphead begegnete uns bereits auf der Gamescom. Allerdings haben wir dort zwar einen generellen Blick über den Titel geworfen, ihn aber zu Gunsten anderer Erfahrungen ausgelassen. Erst im Rahmen der Xbox World Tour in London haben wir die Chance genutzt, selbst Hand an den, komplett von Hand gezeichneten, Retro-Titel zu legen. Auch dort habe ich teilweise aus Versagensangst und teilweise aufgrund der guten Alternativen zunächst gezögert. Dann habe ich mir jedoch einen Ruck gegeben. Bereut habe ich es nicht. Natürlich ermöglicht eine solche Anspiel-Session zwar einen ersten Überblick. Er ersetzt aber nicht die ausführliche Review. Genau deshalb haben wir uns in unseren Testbetrieb gestürzt. Nur so konnten wir bewerten ob Cuphead nur gezeichnet oder gar ausgezeichnet ist. Bereits vorab müssen wir dabei gestehen, dass uns die Geschwindigkeit des Titels gleichzeitig gefordert und begeistert hat. Was das unter dem Strich bedeutet und welche anderen Aspekte die Cuphead-Erfahrung ausmachen? Lest selbst!

Cuphead und Mugman auf teuflischer Mission

Jeder, der spielt, muss mit der Wahrscheinlichkeit der Niederlage rechnen. Das ging nicht nur uns in unserem Cuphead Testbetrieb so. Auch die zwei Hauptcharaktere des Spiels müssen sich dessen schmerzlich bewusst werden. Anstatt nach einer Glückssträhne die Reißleine zu ziehen, riskieren sie viel zu früh alles. In diesem Fall ist dies sogar wörtlich zu nehmen. So verspielen sie nicht nur Haus und Hof sondern stattdessen ihr Leben und ihre Seelen. Ein typischer Ausgang, wenn man mit dem Teufel ein Spielchen wagt. Gott sei Dank (oder eher Teufel sei Dank) ist dieser Gegenspieler immer zu einem, für ihn sinnvollen Geschäft, zu überreden. So schickt der Teufel beide Tassen auf eine porzellanbrecherische Mission. Sie dürfen nämlich als Seelen-Eintreiber für den Teufel agieren. Dass die Schuldner jedoch nicht allzu freigiebig sind, wenn es um dieses kostbare Gut geht, leuchtet ein. So hangelt ihr euch Schritt für Schritt von Bossgegner zu Bossgegner.

Cuphead Review Xbox One X PC 1

Cuphead hebt sich von der großen Masse merklich ab

Cuphead verfügt über viele Eigenschaften, mit denen andere Gaming-Titel nicht aufwarten können. Gemeint ist nicht nur die Tatsache, dass ihr zwei Tassen spielt, die im Auftag des Teufels die Seelen von Karotten und Meerjungfrauen eintreiben. Ein Alleinstellungsmerkmal sind die gezeichneten Animationen des Spiels. Der Action-Shooter zieht seine Inspirationen aus den Comics der 1930er Jahre. Zeichner wie Max Fleischer prägten diese Zeit mit und erleben in Cuphead nun fast ein Revival. Genau wie die Optik hat auch die Akustik die Retro-Behandlung spendiert bekommen. Das bedeutet für euch Gaming-Sound, der von einem Orchester eingespielt wird und nicht aus dem Computer kommt. Zu guter Letzt wird noch ein rauschender Filter über das Bild gelegt, der an die Qualität alter Lehrfilme in Schulen erinnert. Abseits dieser betont altmodischen Pfade geht Cuphead jedoch ausnahmslos moderne Wege. Dieser Kontrast passt ausgezeichnet und fühlt sich richtig an. Das bedeutet für das Gameplay jedoch auch Schmerz und Leid.

Der Kampf um die eigene Seele gestaltet sich nicht immer leicht

Das Action-Shooter Gameplay von Cuphead kann man ohne Zweifel als fast-paced also wirklich schnell bezeichnen. Selten habt ihr die Gelegenheit zu verschnaufen. Viel mehr geht es darum, den eigenen Rhythmus kontinuierlich auf den Gegner einzupendeln und ihm so zu zeigen, wo die Tasse den Henkel hat. Eure Gegner bieten euch dabei nicht nur Abwechslung in ihrem Aussehen und ihrem Verhalten. Auch die jeweilige Szenerie, in der ihr ihnen gegenüber tretet, ist immer wieder eine neue. Ihr könnt euch also wirklich nicht über Eintönigkeit beklagen. Es gibt verschieden Wege, euch das Leben ein wenig leichter zu machen. Dazu gehört einerseits der Shop, in dem ihr euch mit Extras ausstatten könnt, die entweder euer eigenes Leben verlängern sollen, oder das eurer Widersacher verkürzen. Ihr könnt andererseits allerdings auch mit einem Freund auf die Seelen-Jagd gehen. Dies bezieht sich aktuell nur auf einen lokalen Multiplayer. Eventuell folgt nach dem Release mehr.

Cuphead Review Xbox One X PC 2

Cuphead trennt die Spreu vom Weizen

Cuphead wird definitiv nicht jedem schmecken. Der Titel richtet sich an Spieler, die es lieben eine Aufgabe gestellt zu bekommen, die sie fordert. Gleichzeitig wird eine Verbesserung der eigenen Fähigkeiten regelrecht gefördert. So könnt ihr mit einem leichteren Schwierigkeitsgrad starten und eure Siegesschneise durch die Gebiete von Cuphead schlagen. Ihr vermögt das Spiel allerdings nicht auf diesem Schwierigkeitsgrad abzuschließen. Die letzten Kämpfe stehen euch nämlich nur dann offen, wenn ihr alle vorherigen Gegner auf „Regular“ besiegt habt. Ihr solltet euch dessen also durchaus bewusst sein, wenn ihr das Spiel startet. Wir sehen diese Tatsache jedoch nicht als Schikane. Eher schafft euch das Team mit dem niedrigerem Schwierigkeitsgrad eine Perfekte Übungs-Umgebung für diverse Gegner. Auch wir sind in Cuphead häufig gescheitert und haben dies als Ansporn genommen, um besser zu werden. Nach einer Niederlage sind die Ladezeiten zum Glück sehr kurz. Zudem bekommt ihr genau angezeigt, wie weit ihr gekommen seid.

Technisch voll auf der Höhe

Cuphead kann als Xbox Play Anywhere – Titel auf PC und Xbox One und natürlich später auch auf der Xbox One X gespielt werden. Während wir auf der Xbox One S in unserer Redaktion schon einen tollen optischen Eindruck gewonnen haben, kann das Game auf der Xbox One X sogar mit 4K Auflösung auftrumpfen. Gerade durch die gezeichneten Charaktere und Hintergründe ist die Optik jedoch auf allen Plattformen etwas ganz Besonderes. Neben der tollen Farbwahl und den verrückten Charakteren läuft der Titel auch butterweich über den Bildschirm. In Verbindung mit der tollen Akustik, die einfach perfekt in das Spiel passt und sich wie bereits erwähnt von vielen anderen gleichartigen Titel abhebt, ist aus Cuphead ein Action-Shooter geworden, der sowohl genug Spaß für zwischendurch bietet. Gleichzeitig beschäftigt er aber auch für längere Zeit zuverlässig. Das zum Preis von unter 20 Euro ist kaum zu schlagen.

Unser Fazit zu Cuphead

Cuphead ist ein Titel, den man gleichermaßen lieben und hassen kann. Der Hass liegt dabei aber lediglich im eigenen Scheitern und nicht in der Qualität des Action-Shooters. Diese ist nämlich über jeden Zweifel erhaben. Selten hatten wir mehr Spaß dabei uns zu ärgern. Die bezeichneten Hintergründe und Animationen sind einfach eine Augenweide und dabei so abgedreht und außergewöhnlich, dass sie im Kopf bleiben, wie sonst nur die Grafik von wahren Optik-Granaten. Zusätzlich gesellt sich eine interessante und liebenswürdige Story hinzu, die mit zwei menschlichen Tassen mit Ecken und Kanten beinahe glaubwürdig daher kommt. Ergänzt wird alles von einem Soundtrack, der dank der orchestralen Töne nicht nur Abwechslung vom Einheitsbrei sondern auch Handarbeit und Qualität ausstrahlt. Wir sind uns aber auch bewusst, dass es Spieler gibt, die mit dem Grafik-Stil, der Akustik und dem Schwierigkeitsgrad nichts anfangen können. Alle anderen erhalten mit Cuphead aber ein kleines Highlight.


Neben Cuphead haben wir in London auch noch andere Spiele anspielen können. Hier unser Bericht zu unserem Ausflug ins Ausland. Auch unsere Einschätzung zur Xbox One X könnte interessant für euch sein. Ansonsten haben wir noch eine Preview zu Sea of Thieves und Need for Speed Payback für euch.

Solltet ihr selbst auf die Jagd nach Seelen gehen wollen, wagt euch! Werft dafür gerne einen Blick auf den unten eingebundenen Amazon-Link. Über diesen unterstützt ihr uns direkt und habt selbst keinerlei Nachteile.