Deathloop im Test – Eintagsassassine versüßt den PS5-Abschied
Ein Deal im Vorfeld des Bethesda-Verkaufs an Microsoft sichert PlayStation 5-Spielern Arkanes Deathloop zumindest zeitweise als Exclusive und beschert Ihnen damit, ohne viel vorweg nehmen zu wollen, einen der besten Xbox-Exklusives der letzten Jahre. Unsere Review verrät, was Deathloop zum Volltreffer macht.
Deathloop ist alles andere als normal. Nicht nur, dass es sich bei dem Action-Shooter seit seinem Start um ein PS5-Konsolen-Exclusive handelt, obwohl Bethesda mittlerweile zu Microsofts Xbox-Team gehört. Hinzu kommt der mutige Schritt, euch im Spiel denselben Tag immer wieder erleben zu lassen, bis ihr euer Ziel erreicht. Über den Hauptcharakter und seine Gegenspieler wisst ihr zu Beginn eurer Jagd nichts und auch die Spielwelt ist euch gänzlich unbekannt.
Ihr habt weder schlagkräftige Wummen noch besondere Fähigkeiten. Trotzdem erkennt ihr schnell, dass in euch etwas schlummert. Als Colt habt ihr das Potenzial, die Geheimnisse der euch unbekannten Welt namens Blackreef zu ergründen. Dabei geht ihr nicht zimperlich mit denen um, die sich euch entgegenstellen. Es gilt, einen Loop zu durchbrechen und einen anderen als diesen scheinbar verfluchten, immer wieder gleichen Tag zu erleben. Auf diesem Weg ist nicht nur Wissen, sondern frei nach Cersei Lannister auch Macht gleich Macht.
Das Leben in einer Welt ohne den endgültigen Tod
Die Ausgangssituation von Deathloop wirft eine fast schon philosophische Frage auf. Wie wäre ein Leben ohne den endgültigen Tod? Diese Frage beantwortet Deathloop auf eine ganz eigene Weise. Das Spielt trifft verschiedene Teilannahmen, welche den Spielverlauf des Shooters maßgeblich gestalten. Gegner, die sterben, erleben den gleichen Tag immer und immer wieder. Sie erinnern sich nicht daran, welches Ende es mit ihnen am Vortag genommen hat. Damit seid ihr ihnen trotz ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit in einem Punkt voraus, denn ihr lernt die Welt in der ihr euch bewegt immer besser kennen, sammelt Hinweise, findet Abkürzungen und verbessert euer Arsenal. Mit etwas Übung gelingt euch das sogar insoweit, dass ihr es auch über einen erfolglosen Loop hinaus nicht verliert.
Die einzelnen Gebiete der in vier Bereiche aufgeteilten Spielwelt Blackreef verändern sich lediglich mit der Tageszeit in der ihr sie besucht. Ein Updaam am Morgen wird euch also immer auf die gleiche Art und Weise erwarten. Für euren Fortschritt ist es unerlässlich zu wissen, welche Visionäre, die Hauptziele des Spiels, sich zu welcher Zeit in welchem Distrikt aufhalten. Bei vier Bereichen müsst ihr euch rechnerisch im Durchschnitt zwei Visionären entledigen, um das Ziel eines von Visionären befreiten Blackreef zu erreichen. Dafür solltet ihr passende Gelegenheiten erkennen und eure Kreativität nutzen.
Nur wer Blackreef wie seine eigene Westentasche kennt, wird am Ende erfolgreich sein. / Bild: Bethesda
Carpe Diem - Das Tagesgeschehen von Blackreef
Ein Tag in Blackreef kann kürzer oder auch länger sein als 24 Stunden. Während ihr einzelne Bezirke entweder am Morgen, Mittag, Nachmittag oder Abend besuchen könnt, ist die Zeit, die ihr in einzelnen Bezirken verbringt, sofern sie nicht von einem Tod unterbrochen wird, unbegrenzt. Innerhalb eines Loops können auch Tageszeiten übersprungen werden. Durch eine Fähigkeit, die Hauptcharakter Colt schon früh im Spiel erhält, hat er drei Leben pro Bezirk, ehe sein Loop endet. Ein Frust, wie er in Spielen wie Returnal oder Demon Souls aufkommen kann, ist bei Deathloop also nahezu ausgeschlossen.
Von Beginn an werdet ihr leicht durch die Story des Spiels geführt, sodass ihr nicht komplett im Trüben fischt, solang ihr das nicht wünscht. Diese Führung erleichtert vor allem den Einstieg und blockiert in keiner Weise die eigene Kreativität und euren Tatendrang. Neben den Visionären nimmt Julianna, eine euch gegenübergestellte Killerin, großen Einfluss auf euer Spiel. Betritt sie als KI-Gegnerin oder von anderen Spielern gesteuert (dies kann im Spielmenü deaktiviert werden) euren aktuellen Bezirk, macht sie Jagd auf euch und blockiert die Ausgänge des jeweiligen Abschnitts. Ihr öffnet diese wieder oder knöpft euch die gute vor, um alles zu sammeln, was die gut ausgerüstete Killerin fallen lässt.
Dieser Spieß lässt sich auch umdrehen. Steigt als Julianna im Spiel eines menschlichen Colts ein, macht ihm das Leben schwer und erlebt ein Abenteuer bei dem ihr euch und Colt näher kennen lernt. Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Charakteren ist der einzige Multiplayer-Aspekt von Deathloop und ist so gekonnt ins Spiel eingebunden, dass es nicht unnatürlich wirkt.
Betritt Julianna euer Spiel, entledigt ihr euch ihr besser früher als später. / Bild: Bethesda
Tödlicher Schatten oder Ein-Mann-Armee - Es liegt bei euch!
Zum Beginn von Deathloop backt ihr zugegebenermaßen noch kleine Brötchen. Selbst Helden wie Spider-Man oder Ratchet and Clank starten schließlich klein. Ihr überlegt euch gleich mehrfach, welcher Kampf es wert ist, gekämpft zu werden. Sobald es jedoch möglich ist, ein Arsenal aufzubauen, das euch auch erhalten bleibt, beginnt euer Spaß erst richtig. Nagelpistolen, die lautlos aus fast jeder Entfernung töten oder Fähigkeiten, die ganze Gegnergruppen mit einem Schlag ausradieren, vergrößern gleichzeitig eure Flexibilität und machen den Sandkasten Blackreef zu einem noch besseren Spielplatz für eure Ideen.
Eure Chancen verbessert ihr auf mehrere Arten. Fähigkeitstafeln erhaltet ihr durch das Erledigen von Visionären und Julianna. Während der gleiche Visionär immer die gleiche Fähigkeit für euch fallen lässt, ist dies bei Julianna nicht der Fall. Neben diesen hinterlassen euch Gefallene auch Siegel für das Verbessern von Waffen oder Colt selbst. Generell gilt: Je stärker der Gegner, umso besser die Ausbeute. Während sich Fähigkeiten und Waffen im Spiel verbessern lassen, findet ihr die Argumentationsverstärker außerdem in vier verschiedenen, farblich gekennzeichneten Seltenheits-Stufen. Das erleichtert die Auswahl deutlich. In Deathloop solltet ihr alles sammeln, was ihr findet und sichergehen, dass euch die besten Dinge erhalten bleiben. Neben Waffen und Fähigkeiten schaltet ihr übrigens auch Skins für Julianna und Colt frei, sodass ihr Gegnern auch stilvoll den Garaus machen könnt.
Ja, es ist möglich zwei Pistolen gleichzeitig zu tragen und zu nutzen! / Bild: Bethesda
Heimliche Helden des Spiels
Waffen und Fähigkeiten machen einen riesigen Teil des Spaßes von Deathloop aus. Ihnen zur Seite steht jedoch weitere Ausrüstung, die das Spielgeschehen flexibler und damit besser macht. Hierzu gehört Colts selbstentworfenes Hackamajig. Hierbei handelt es sich um ein Hacking Tool, das euch hilft, Sensoren und mobile Geschütze umzuprogrammieren, Verschlossenes zu öffnen und euch neue Wege zu eröffnen.
Auf kurze Distanz ist außerdem eure Machete nicht zu unterschätzen. Sie ist lautlos und tödlich zugleich. Auf diese Weise hat sie uns schon häufiger aus brenzligen Lagen geholt. Zu guter Letzt wären da die Granaten, die beispielsweise als Annäherungsmine, typische Granate oder Lautloser Stolperdraht eingesetzt werden können.
Overkill im Grindhouse-Stil
Obwohl Deathloop mit seinen Gameplay-Mechaniken ein aktueller Next-Gen-Vorzeigetitel ist, ist er nicht der grafisch beeindruckendste. Er erreicht selbst mit Raytracing nicht die als Animationsfilm durchgehende grafische Hochglanzpolitur eines Ratchet and Clank. Auch die detailgetreu programmierte Umgebung eines Spider-Man: Miles Morales suchen Spieler vergebens. Dafür versprüht der Titel aus jeder seiner digitalen Poren einen besonderen Charme. Deathloop erinnert gleichermaßen an 60er-70er-Jahre-Nostalgie und Grindhouse-Kino. Die Kombination aus einem bunten und tödlichen Blackreef mit gleichermaßen wissenschaftlichen und fiktiven Motiven und modernen Waffen sowie magieartigen Attacken schafft ein Gesamtbild, das einzigartig aussieht und sich einzigartig spielt.
Auch wenn der Raytracing-Modus optisch das meiste aus Blackreef herausholt, ist es der Leistungs-Modus mit seiner konstanten Bildwiederholrate von 60-Fps, der Spieler bei ihrem Auftrag am besten unterstützt. Er kommt dem Gameplay zu Gute, wenn es einmal brenzlich wird. Der Bildqualitäts-Modus verzichtet auf einen 60-Fps-Lock und Raytracing zu Gunsten einer besseren Auflösung. Mit RT erhalten Spieler maximal 30 Fps. Neben der PS5-SSD, die sich hauptsächlich in nicht vorhandenen Ladebildschirmen beim Spielen und einem schnellen Bootvorgang bemerkbar macht, nutzt Deathloop auch die DualSense-Features, wie das haptische Feedback oder die Trigger, die den Abzug von Waffen der niedrigsten Qualitäts-Stufe auch mal Blockieren lassen. Viel Leistung fließt zweifelsohne in die grandios simulierte Welt mit ihren Bewohnern.
Anders als die maskierten Eternalisten haben Visionäre wie Frank ganz eigene Geschichten. / Bild: Bethesda
Fazit zu Deathloop: Arkanes bestes für die PS5
Mit Deathloop hat Arkane Lyon ein Spiel geschaffen, das den Mut besitzt, sich an Serien-Größen des Studios zu Bedienen und so Fähigkeiten von Dishonored und Prey ins Spiel zu integrieren und diese mit einer großer Portion Neuerung neu zu erfinden. Auf diese Weise entsteht ein Deathloop, der neue Spieler schnell in seinen Bann zieht. Fans bisheriger Arkane-Werke werden dabei nicht um ein wohliges Gefühl der Vertrautheit gebracht. Die Story von Deathloop zieht vor allem aufgrund ihrer gelungenen Charaktere in ihren Bann, die als Visionäre einen festen Platz in Blackreef haben und dieses prägen. Eternalisten bleiben hingegen meist das, was sie sein sollten: Gesichtslose Widersacher.
Die Loop-Mechanik ist motiviert Spieler die Geheimnisse von Blackreef zu erkunden. Kein Loop fühlt sich unnütz an und die Spielwelt bietet genug Herangehensweisen an ein Ziel, dass man sich an der Spielwelt sattsehen könnte. Für gewöhnlich vermeiden wir es am liebsten bekannte Gebiete in Spielen nochmals zu besuchen. In Deathloop bereitet uns genau dies Freude.
Insgesamt macht sein Gesamtpaket aus Stil, Gameplay-Ideen und Erkundungs-Motivation Deathloop für uns zu einem Spiel-des-Jahres-Anwärter. Es ist beinahe ironisch, dass ein so gutes „Microsoft-Spiel“ als PlayStation 5-Konsolen-Exclusive daherkommt. In Zeiten von Exklusivitäts-Deals und steigenden Entwicklungskosten musste etwas derartiges passieren. Wir dürfen gespannt sein, ob auch GhostWire: Tokyo derartig überzeugen kann. Auch dieser Deal war schließlich schon vor dem Bethesda-Verkauf in Stein gemeißelt.
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