Divinity: Original Sin 2 – Auch auf Konsolen ein Hit?
Divinity: Original Sin 2 ist unter PC-Spielern eine bekannte Größe. Das RPG der Larian Studios erschien dort am 17. September letzten Jahres und überzeugte Gamer und Kritiker mit einer spielerischen Freiheit, wie sie wenige Rollenspiele bieten. Wie schlägt sich der Titel jedoch auf unseren Konsolen?
In der Gamescom-Zeit eine Review zu vervollständigen, ist gar keine einfache Sache. Schließlich sind da die ganzen kleineren und größeren Artikel, die sich zu einem fast unerklimmbaren Berg anhäufen. Trotzdem gibt es Spiele, denen wir diese Sonderbehandlung gerne gewähren. Eines dieser Spiele ist auch Divinity: Original Sin 2 – Definitive Edition. Nicht nur die positiven Stimmen zur PC-Version haben uns aufhorchen lassen. Die Tatsache, dass das Game komplett im Online- oder Couch-Koop gespielt werden kann, ist ebenso ein Anreiz, wie die versprochene spielerische Freiheit. Selbst die besten Vorzeichen helfen jedoch nicht weiter, wenn das Endprodukt nicht passt. Wie gut schlägt sich Divinity: Original Sin 2 auf den Konsolen wirklich?
Kleine aber feine Aufgabe – werde Gott
Die Geschichte von Divinity: Original Sin 2 beginnt 1000 Jahre nach den Ereignissen des Vorgängers. Euer Start in Rivellon, der Welt des Spiels, ist jedoch alles andere als einfach. Als Gotterweckter steht ihr unter der stetigen Beobachtung des Göttlichen Ordens. Dieser macht euch und andere Gotterweckte dafür verantwortlich, dass die Leere Rivellon bedroht. Als mächtige Quellenmagier sollt ihr für das Auftachen dunkler Kreaturen, der Leerenerwachten, in der zuvor noch sicheren Welt des Spiels verantwortlich sein. Mit eurer Truppe aus Gotterweckten macht ihr euch also auf den Weg, um euer Ansehen und die Welt zu retten. Jedoch kann nur einer der Truppe wirklich der neue Göttliche werden.
Füllt das Story-Gerüst mit Leben
Wie ihr seht, ist die grundsätzliche Story des Spiels nicht viel mehr als ein Story-Gerüst. Das ist jedoch kein Versäumnis des Entwicklers, sondern ein wichtiges Merkmal des Spiels. Während viele andere Games euch gerne das Gefühl geben, dass ihr etwas bewegt, lassen die Entwickler der Larian Studios Taten folgen.
Der erste Schritt hierzu ist die Erstellung eures Charakters. Entweder wählt ihr aus sechs unterschiedlichen Herkunftscharakteren euren Favoriten oder erstellt euch einen Gotterweckten nach euren Vorstellungen. Wir empfehlen jedoch ersteres. Ihr könnt nämlich trotzdem verschiedenste Änderungen vornehmen. Ihr habt aber die Story dieses Charakters, besondere Attribute und seine eigene Motivation, die die Spielerfahrung bereichern.
Es spielt also durchaus eine Rolle, für welche Rasse ihr euch beim Erstellen eines Charakters entscheidet. Die Wege von Divinity: Original Sin 2 sind nämlich mit Vorurteilen und Rassismus gepflastert. Uns ist es nicht selten passiert, dass ein Charakter benötigte Informationen erst dann herausgerückt hat, als wir ihn mit dem richtigen Gruppenmitglied angesprochen haben. Hier steckt auch ein Tipp von uns. Sprecht NPCs möglichst oft mit verschiedenen Charakteren an. Die Unterschiede sind teilweise gravierend. Als Untoter ist es zudem von Vorteil das Gesicht zu verhüllen. Darauf macht euch jedoch bereits das gute und nützliche Tutorial-System aufmerksam.
Untoter Beschwörer mit tierischem Redebedarf
Dafür, dass ihr im Spielgeschehen selbst eher seltener an eure Charaktere heranzoomt – so war es zumindest bei uns der Fall – sind die Charaktermodelle detailliert und der Editor lässt wenige optische Wünsche offen. Selbst bei dem von uns gewählten Untoten konnten wir über beinahe unzählige Varianten entscheiden. Das Ergebnis sah dabei außerdem noch besser aus, als bei den Kollegen von BioWare, die ebenfalls meist einen Charakter-Editor in ihre RPGs integrieren.
Viel spannender noch, als der optische Editor war für uns jedoch die Verteilung der Attribute, Eigenschaften und Talente. Hier zeigt sich einmal mehr die Sandbox-DNA von Divinity: Original Sins 2. Wenn ihr einen Untoten wollt, der mit Tieren spricht, beschwört und als Waffe einen Zauberstab benutzt, dann bekommt ihr eben genau das. Untote haben neben ihrem Äußeren die Eigenheit von Heilmitteln verletzt und von Gift geheilt zu werden. Das hat gleich mehrere Auswirkungen auf Kämpfe und den Spielverlauf. Die Beschreibungen und Illustrationen zu einzelnen Fähigkeiten sind meist humorvoll und sehr gelungen dargestellt und wir konnten es kaum abwarten, manche Kombinationen auszuprobieren.
Erkundet, was das Zeug hält
Rivellon lädt wirklich zum Erkunden ein. An jeder Ecke findet ihr Truhen, Eimer, Säcke oder Gefäße, in denen sich etwas Wertvolles für euch befinden kann. Zwar müsst ihr aufpassen, dass ihr niemandem etwas stehlt, oder zumindest nicht zu häufig dabei erwischt werdet, sonst wenden sich die Bewohner der jeweiligen Stadt schnell gegen euch. Generell gilt aber – wer suchet, der findet. Intelligente Charaktere machen euch zudem auch auf vergrabene Schätze aufmerksam, die ihr nach guter alter Manier mit einer Schaufel ausgrabt. Natürlich steht euch nicht jede Tür direkt offen. Während ein Untoter Schlösser mit seinen Knochen-Fingern knacken kann, gibt es auch Dietriche oder natürlich Schlüssel. Die meisten Objekte haben jedoch auch eine Gesundheitsanzeige. Wenn ihr keine Angst vor ein wenig Lärm habt, schlagt ihr Türen auch schnell mal zu Klump.
Clevere Zauber wie Teleportation oder intelligentes Vorgehen erleichtern euch eure Erkundungstouren und das Vorankommen. Während ihr mittels Teleportation an zuvor unerreichbare Stellen kommt, die ihr mit dem Auge ausmachen könnt, sind manche Wege durch Kisten, Kerzenständer oder andere Gegenstände verdeckt. Räumt ihr sie aus dem Weg, habt ihr freien Zugang. Auch diese Mechanik wird euch direkt zu Beginn erklärt.
Harte Kämpfe stehen bevor
Die Optik von Divinity: Original Sin 2 kann sich sehen lassen. Selbst die Umgebungen kommen mit dem einen oder anderen interessanten Effekt daher. Außerdem läuft das Spiel auf der Xbox One X mit nativer 4K-Auflösung. Angepasst wurde auch die Steuerung. Während PC-Spieler schließlich mit Maus und Tastatur durch Rivellon navigieren konnten, bauen wir auf unsere Gamepads. Dies ist vielleicht nicht ganz so komfortabel aber dennoch gut umgesetzt. Es gibt viele Auswahlräder, Leisten und übersichtliche Menüs, die das optimum aus der komplexen Spielmechanik herausholen.
Im rundenbasierten Kampf gilt es dann, alle gelernten Feinheiten einzusetzen. Ihr solltet jedoch zuvor wissen, dass es häufig erstrebsam ist, dem Kampf aus dem Wege zu gehen. Das Spiel bietet euch oft die Möglichkeit dazu. Ihr bekommt jedoch auch die Möglichkeit jeden anzugreifen, den ihr seht. Gerade zu Beginn eures Daseins ist das jedoch nicht die cleverste Vorgehensweise.
Im Kampf spielen eure Attribute und Talente eine besondere Rolle. Als Untoter heilt euch eine Giftwolke zwar, sie kann jedoch leicht entzündet werden. Ihr könnt euch auch dank einer Fähigkeit immer dann heilen, wenn ihr in Blut steht, die Möglichkeiten sind riesig. Für den Start eines jeden Kampfes könnt ihr außerdem eine Startaufstellung festlegen. So habt ihr eure Distanzschützen weiter hinten und einen Tank zum Beispiel weiter vorne.
Euren Werten entsprechend beherrscht ihr unterschiedlich viele Fähigkeiten. Der Einsatz von Fähigkeiten kostet Aktionspunkte. Habt ihr euren Vorrat an Aktionspunkten je Runde verbraucht, ist eure Runde vorbei. Da auch normale Bewegungen die wertvollen Punkte verbrauchen, ist nicht nur ein intelligentes, taktisches Vorgehen, sondern auch eine clevere Positionierung zum Start des Kampfes von Vorteil. Wenn sich eure Gegner dann erst bewegen müssen, könnt ihr bereits handeln.
Divinity: Original Sin 2 belohnt euch
Habt ihr euch einmal mit dem Kampfsystem vertraut gemacht, könnt ihr es kaum erwarten, neue Fähigkeiten für eure Recken zu entwickeln und auszuprobieren. So war es zumindest bei uns. Zudem gibt es reichlich Schwierigkeitsgrade für ein mehrmaliges Durchspielen. Diese werden euch bereits zum Start erklärt und können auch geändert werden.
Neben Erfahrungspunkten werfen erfolgreiche Quests und Kämpfe natürlich auch Waffen und Gegenstände ab. Beides kann im Spiel selbst von euch hergestellt werden. Auch hier seid ihr nicht auf besondere Fähigkeiten angewiesen. Es gibt Rezepte, die ihr findet oder durch Probieren selbst entdeckt. Nehmt also mit, was ihr tragen könnt. Tragt ihr zu viel, werdet ihr jedoch sehr sehr langsam. Als Waffen gibt es übrigens mit Speeren, Zauberstäben, Dolchen, Schwertern und Äxten ebenfalls so viel Auswahl, wie auch bei der Rüstung. Diese wird sogar optisch an eure Charaktere angepasst. Dafür gibt es auch eine Ausnahme. Tragt ihr einen Eimer als Helm, bleibt dieser ein Eimer. Es lebe die spielerische Freiheit!
Ein Soundtrack wie er im Buche steht
Die Vertonung von Divinity: Original Sin 2 ist wundervoll. Allem voran konnte uns der Soundtrack regelrecht begeistern. Er läuft uns auch zwischen unseren Spiel-Sessions durch unseren Kopf und lässt uns nicht los. Dieses Gefühl haben wir nicht oft.
Die Sprachausgabe ist komplett englisch. So haben wir den Vorteil, die original Synchronsprecher der Charaktere zu erleben. Die deutschen Texte sind gut verständlich und passen sehr gut zu dem, was Charaktere und Erzähler in ihren Dialogboxen von sich geben.
Auch Soundeffekte wie lodernde Flammen, fließendes Wasser oder das einfache öffnen von Türen sind erstklassig. So entsteht insgesamt eine tolle Atmosphäre.
Unser Fazit zu Divinity: Original Sin 2
Jeder, der erwachsenen, taktischen und rundenbasierten Kampf auch auf der Konsole erleben möchte, der kommt an Divinity: Original Sin 2 nicht vorbei. Das Rollenspiel bietet unglaublich viel von allem. Es hat Tiefe, einen tollen Humor, eine wirklich interaktive Spielwelt und eine riesige spielerische Freiheit. Leider wirkt es jedoch dadurch auch schnell überladen und könnte die überfordern, die nicht bereit sind, sich in ein so umfangreiches Spiel einzuarbeiten. Das macht es zu einem Spiel, das man als Spieler entweder liebt oder nach einiger Zeit liegen lässt. Wir hoffen jedoch, dass sich viele Konsolen-Gamer finden, die sich vom Titel ebenso begeistern lassen wie wir.
Wie erwähnt haben wir die letzte Zeit viel von der Gamescom gesehen. Wenn ihr also auch auf weitere Rollenspiele steht, werft gerne einen Blick auf unsere Previews von The Surge 2 und Kingdom Hearts III. Einen Blick hinter die Kulissen gewähren unsere Tagebücher.
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