Gamescom 2023 – Wie die Gaming-Event seine Zukunft sichert
Foto: Koelnmesse / gamescom
Die Gamescom 2023 war ein voller Erfolg für Aussteller und Messe. Mehr als 320.000 Besuchende, ein komplett ausgebuchtes Wochenende und hochkarätige Gäste machten die deutsche Gaming-Messe zum internationalen Thema. Welche positiven oder negativen Entwicklungsperspektiven zeigte die beliebte Gaming-Messe in diesem Jahr auf?
Der Niedergang der einst spektakulärsten Gaming-Veranstaltung Weltweit, nichts anderes war die E3 in Los Angeles über Konsolengenerationen hinweg, warf einen Schatten auf die deutsche Gaming-Messe Gamescom voraus. Die Tatsache, dass Branchen-Größen wie Sony einer Teilnahme schon früh eine Absage erteilten, war ebenfalls nicht beruhigend. Namhafte Publisher wie Electronic Arts, Square Enix und THQ Nordic waren ebenfalls nicht mit eigenem Stand vertreten. Alles in allem hätte die Entwicklung der Messe im Jahr 2023 und damit im zweiten Jahr nach der pandemiebedingten Auszeit eine über die Gamescom 2023 hinaus ungesunde Richtung einschlagen können. Stattdessen behauptete sich das Gaming-Event.
Wir haben gleich mehrere Gründe dafür gefunden. Einer davon ist die historische Entwicklung der Messe selbst. Die Gamescom (GC) ersetzte lückenlos die Games Convention (GC) in Leipzig. Die Messe war dem dortigen Gelände entwachsen und fand mit der Koelnmesse nicht nur ein größeres Gelände. Die Gamescom startete in einem bevölkerungsreichen Bundesland und damit auch in einem Bundesland mit zahlreichen Spielenden. Zusätzlich waren bereits derzeit Electronic Arts in Köln und Ubisoft im benachbarten, wenn auch verfeindeten, Düsseldorf ansässig. Selbst ein geografischer Vorteil mit einem Standort in der Mitte Deutschlands ist nicht von der Hand zu weisen.
Super Mario und Luigi schnupperten am Nintendo Stand einmal mehr Gamescom-Luft – Bild: Gamer’s Potion
Sowohl Games Convention als auch Gamescom waren und sind Messen, die Publishern, Hardware-Herstellern und Entwicklern das bieten, was sie in dieser Zeit der Vernetzung, des Abwickelns von Geschäften und anderen Arten ihres Business benötigen. Auf ihre Fahnen schreiben sie sich allerdings die Spieler aus Deutschland und der Welt, die ihre Reise zur Messe antreten können, um aktuelle Spiele anzutesten, exklusives Material zu sehen, imposante Messestände zu begutachten, miteinander ins Gespräch zu kommen und ihre Lieblings-Influencer in Natura zu erleben. Ein Fest, an dem viele Publisher und Hersteller noch immer teilnehmen möchten.
Team XBox setzt ein deutliches Zeichen
Bei vielen namhaften Publishern, die kein Teil der Gamescom 2023 waren, ist es die Aufgabe der anwesenden Aussteller, die entstehende Lücke zu füllen. Obwohl ein PlayStation-Stand mit einer Testmöglichkeit der PSVR2 und die Möglichkeit von Presseterminen beispielsweise zu Spider-Man 2 gefehlt haben, schlossen die Anwesenden viele entstandene Lücken. Zum Teil auch dadurch, dass Spiele der abwesenden Publisher an den Ständen von Microsoft und Co. Spielbar waren. Interessant war zudem der Stand von Netflix, der Serien wie Squid Game, The Witcher, Stranger Things und Wednesday jeweils einzigartig präsentierte und dabei genau den richtigen Ton traf. Eine besondere Rolle spielte bei der Gamescom 2023 allerdings Team-Xbox.
Xbox setzt seit mittlerweile sechs Jahren immer auf das eigene Games-Abo-Modell Game Pass. Dabei ist es nicht falsch, Xbox-Chef Phil Spencer selbst als Vater des Game Pass zu bezeichnen. Während der Game Pass seit jeher Heimat von Third-Party-Games ist und auch Xbox-Spiele wie die beliebten Forza-Horizon-Games und Halo (Infinity konnte leider nicht vollends überzeugen) ab Release bietet, hat Microsoft durch Studio-Zukäufe ordentlich an der Schraube für die Veröffentlichung von zahlreichen Xbox-Konsolenexklusiven Spielen gedreht. Ein Schlüsselkauf war dabei der von Bethesda. Das Team hinter den erfolgreichen RPG-Reihen The Elder Scrolls und Fallout arbeitete seit 25 Jahren an einem Weltraum-RPG. Dies trägt den Namen Starfield und gilt aktuell als größtes Zugpferd des Game Pass.
Porsche und Forza Horizon passen gut zusammen, was dieser Sportwagen beweist. Bild: Gamer’s Potion
Auch wenn Starfield auf der Gamescom nicht spielbar war, so haben Messeteilnehmer dennoch die ersten 20 Minuten des Spiels in Form einer Video-Präsentation und einen Live-Action-Trailer zum Spiel spendiert bekommen. Der Andrang in Halle 8 war groß. Trotz eines großen Vorführungs-Raumes waren die Schlangen lang. Außerdem waren die wichtigsten Persönlichkeiten der diesjährigen Gamescom selbst anwesend. Die Rede ist nicht von Robert Habeck. Bei der ersten Vorführung begrüßten Xbox Chef Phil Spencer und Bethesdas Todd Howard selbst die Anwesenden, die dies mit Sicherheit nicht mehr vergessen dürften. Dies hat dem Starfield-Hype sowie der Gamescom mehr als gutgetan und die deutsche Gaming-Messe aufgewertet.
Gamer feiern sich und die Branche
Auf der Gamescom feiern Spielende sich und die Branche. Die Merchandise-Halle ist ebenso voll an Besuchern wie das Cosplay-Village. Auf der Gamescom kommen alle Branchen-Teilnehmende zusammen. Das stellt man besonders dann fest, wenn sich die Branche verändert. Immer dann verändert sich nämlich auch die Zusammensetzung des Gamescom-Publikums. Das Gaming-Event ist schon lange nicht mehr nur der Ort, an dem Spielende auf Games treffen. Cosplay und die Verbindung von Influencern und ihrem Publikum wachsen als Themen stetig. Influencer nutzen die von der Gamescom gebotene Bühne, um entweder im Auftrag von Publishern oder Herstellern oder aber auf eigene Faust auf die Gamescom zu kommen.
Als Gamescom-Teilnehmende sind sie nahbarer als in ihren Streams, können sich selbst in die Hallen stürzen, die nicht selten mit dem gefüllt sind, was sie selbst lieben und dabei mehr oder weniger aktiv eigene Inhalte produzieren, die sich etwas von ihrem „Tagesgeschäft“ abheben. Sichtungen bekannter Influencer und deren Ankündigung, ebenfalls die Gamescom aufzusuchen, ziehen weiteres Publikum an. Ein Publikum, für das es zweitrangig ist, ob jedes ihrer Lieblings-Games auf der Messe anspielbar ist oder nicht.
Einer der optisch eindrucksvollen Gründe, warum Bandai Namcos zum besten Stand gekürt wurde war (garnicht so) Little Nightmares III – Bild: Gamer’s Potion
Road to Gamescom 2024
Der Termin der Gamescom 2024 steht. Bis dahin gilt es, die Weichen für ihre weitere, erfolgreiche Entwicklung zu setzen. Die Abwesenheit mancher Publisher wird man vor allem von jenen, die sich komplett gegen die Beteiligung an Geld, Ressourcen und Zeit verschlingenden Gaming-Events entscheiden, akzeptieren müssen. Nach Corona gilt es, weiter eigene Stärken auszubauen. Dazu gehört es, vor allem dem Publikum immer wieder einen Grund zu geben, zur Messe zu kommen und dort Bedingungen zu schaffen, unter denen dieses gerne vor Ort ist. Hierzu gehören neben entsprechenden Ausstellenden auch Raum
für Influencer und und Cosplayer aber nicht zuletzt ebenfalls Rückzugsorte in Form von Sitzplätzen, Ess-Ecken mit hochwertiger Nahrung und selbst zum Ende der Messe hin noch sauberen sanitären Einrichtungen.
Der Zeitraum der Gamescom ist in Bezug auf Games-Releases immer gut gewählt. Nächstes Jahr dürfte es also ruhig wieder ein EA Sports FC auf der Messe geben. Außerdem wäre es Vorteilhaft, wenn die Lücke, die nächstes Jahr nicht von Starfield gefüllt werden kann, von einem oder gar mehren Messe-Highlights abgelöst würde. Dafür spricht, dass Phil Spencer in jedem Jahr vier Xbox-Konsolen-Exclusives veröffentlichen will. Auch Bandai Namco, der Publisher mit dem schönsten Messestand 2023, und viele weitere sind gewiss gewillt, diesen Platz einzunehmen. Alles in allem sagen wir auch für die Gamescom 2024 ein weiteres Wachstum bei Besucherzahlen und Ausstellern voraus und werden unseren eigenen Messeaufenthalt ebenfalls ausbauen.
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