Die karierte Fahne wurde geschwenkt, das Zielfoto geschossen und ein Sieger gefunden. Frei nach dem fiktiven Dominic Toretto ist es auch egal, ob man einen Inch oder eine Meile Vorsprung hat, gewonnen ist gewonnen. Doch wer aus unserem Racing-Sim Trio den Champagner-spritzenden Part in der Mitte des Podests übernimmt , können wir erst nach unserem Test zu Gran Turismo Sport enthüllen. Mit Bewertungen von neun und sieben ist Forza Motorsport 7 heißester Anwärter auf die Mitte des Treppchens, während Project Cars 2 maximal den zweiten Platz einnimmt. Gran Turismo geht als heiß erwartetes Racing-Urgestein ins Rennen. Gleichzeitig hat sich beim Konzept des Spiels jedoch so viel geändert, dass sich viele Fans, die die bisherige Berichterstattung verschlafen oder ignoriert haben, ordentlich wundern dürften, was das Team von Polyphony Digital bei GT Sport ausgeheckt hat. Lest nun, warum die Neuausrichtung nicht nur gute Seiten hat.

Gran Turismo Sport – Eine Ode an den Rennsport

Die Neuausrichtung von Gran Turismo Sport wird schnell deutlich. In kleinem Maße steckt sie sogar im Namen des Spiels. Gemeint ist das Wort Sport, das natürlich in vielerlei Arten interpretiert werden kann. Im neuen Gran Turismo steht es für den Wettkampf untereinander, für Teamgeist und nicht zuletzt den Lohn des Sieges. Wer hart arbeitet, hat eine Chance auf den Thron. Wer das Spiel nicht ernst nimmt, bleibt einer von vielen, kann aber dennoch Spaß haben. Diese Ausrichtung sorgt beim neusten Ableger der PlayStation-exklusiven Renn-Serie für den Verzicht auf beliebte Single-Player-Erfahrungen. Man könnte es sogar so weit überspitzen, dass man sagt, dass uns, mit der Fahrschule, nur der frustrierende Teil der Kampagne erhalten blieb. Letztere bietet aber noch immer einen guten Weg, um die eigenen Fähigkeiten punktuell zu trainieren und Ingame-Credits sowie erste Fahrzeuge zu gewinnen. Zusätzlich zur Fahrschule bietet die Kampagne dann auch noch besondere Renn-Aufgaben, die ihr erfüllen könnt.

Gran Turismo Sport GT Sport PS4 PlayStation 4 PS4 Pro Review Test 1
Das Interieur der meisten Boliden stellt GT Sport gut sehr detailliert dar

Mit Online-Zwang auf die Rennstrecke

Auch die Herausforderungen, die der Arcade-Modus für euch bereit hält, halten für mehrere Stunden auf Trab. Nichtsdestotrotz kommt vor allem im Vergleich zum umfangreicheren Forza Motorsport 7 ein deutliches Gefühl auf. Es handelt sich nicht um ein komplettes Gran Turismo. Was im Singleplayer-Bereich beginnt, setzt sich beim nicht vorhandenen dynamischen Wetter und dem weiterhin nicht zufriedenstellenden Schadensmodell fort. Schäden an Fahrzeugen haben nämlich immer noch den selben Umfang wie bei Gran Turismo 6. All das ist beabsichtigt. Der Fokus liegt auf dem Online-Vergleich mit realen Rivalen. So seid ihr auf eine unterbrechungsfreie Internetversorgung angewiesen. Ohne diese könnt ihr weder im Multi-, noch im Singleplayer-Bereich euren Fortschritt speichern. Diese Tatsache hat viele Spieler noch nach dem Kauf überrascht. Während ihr für den Einzelspieler-Part kein PS Plus benötigt, bleibt das Abo bei Online-Rennen zusätzlich Voraussetzung. Gerade über die Online-Problematik dürfte auch der VR-Modus, den wir nicht getestet haben, nicht hinwegtrösten.

Die Stärken auf und neben dem Asphalt

Gran Turismo Sport hat definitiv auch seine Stärken. Während das Menü sicherlich Geschmackssache und für unser Empfinden zu altbacken ist, überzeugt die akustische Untermalung an dieser Stelle umso mehr. Zusätzlich lieben wir die vielen historischen Informationen, die uns während unserer Pausen immer wieder präsentiert werden. Diese reichen auch über das normale Auto-Wissen hinaus und erfüllen einen Teil des Bildungsauftrages gleich nebenbei. Im Vergleich zu den, in Gran Turismo 6 vorhandenen, knapp 1200 fahrbaren Untersätzen wirken die 162 Fahrzeuge, die GT Sport zu beginn bietet, etwas mau. Dafür sind die vorhandenen Boliden wirklich wunderschön gestaltet. Ganz egal ob ihr sie von innen oder von außen betrachtet. Die einzelnen Online-Events sind gut präsentiert und liefen in unserem Testbetrieb problemlos ab. Die Strafen für Rempler und ähnliche Regelwidrigkeiten gefallen sicher nicht jedem. Sie lassen allerdings ein fehlendes, überzeugendes Schadensmodell nicht so schwer wiegen.

Gran Turismo Sport GT Sport PS4 PlayStation 4 PS4 Pro Review Test 2
Als ältester GP-Redakteur erinnere ich mich noch gut …

Gran Turismo hat nichts verlernt

Während wir den Umfang mit 162 Boliden und 17 Strecken/40 Layouts und dem geschrumpften Einzelspieler-Part nun zu genüge kritisiert haben, bleibt eine weitere positive Nachricht. Gran Turismo hat nichts verlernt. Während die Motorensounds knackiger und somit auch besser geworden sind, ist das Fahrgefühl noch immer ein ganz besonderes. Zugeständnisse an unerfahrende Spieler macht GT Sport nicht in dem Maße wie Forza Motorsport 7 und die Einstellungsmöglichkeiten müssen sich vor Project Cars 2 nicht verstecken. Natürlich machen sich eure Anpassungen auch auf der Strecke bemerkbar. Während sich Gran Turismo gut mit einem Controller steuern lässt, ist ein Force Feedback Lenkrad mit passender Pedalerie ein weiterer Schritt in Richtung der perfekten Immersion. Leider wurde unser Fanatec CSL Elite nicht direkt von Beginn an unterstützt, sodass wir auf den Kompatibilitätsmodus wechseln mussten. Auf der Strecke belohnt GT Sport euch mit realitätsnahem Fahren. Natürlich gibt es Fahrhilfen für Anfänger und eine steigende Lernkurve motiviert.

Macht euch ein eigenes Bild

Leider könnten die Strecken von Gran Turismo Sport etwas lebendiger wirken. Flugzeuge, die über euch herfliegen, sind ein guter Anfang, für uns aber noch zu wenig. Insgesamt ist uns das Renngeschehen abseits der Strecke zu ruhig. Eine Tatsache, die wir bereits bei Forza Motorsport 7 und Project Cars 2 bemängelten. Racing lebt von den Fans, den Prominenten in der Boxengasse und der Begeisterung für den Rennsport. Die Begeisterung für die stillen Stars des Rennsports, nämlich den Fahrzeugen, vermittelt das Team von Polyphony Digital bereits sehr gut. Natürlich könnten kritische Betrachter gleichzeitig auch Werbung für die Automobilindustrie wittern. Wenn es uns allerdings exakt nachgebildete Racing-Raketen und den wunderschönen Fotomodus Scapes bringt, sind wir im Boot. In Scapes fotografiert ihr eure liebsten Stücke an Kulissen überall auf der Welt. Dabei stehen euch unzählige Optionen zur Verfügung. Auch von der HDR-Kompatibilität des Spiels profitieren eure Bilder. Schickt uns gerne eure schönsten Werke.

Gran Turismo Sport GT Sport PS4 PlayStation 4 PS4 Pro Review Test 3
Next Topmodel – Gran Turismo Sport Edition

Unser Fazit zu Gran Turismo Sport

Die neue Ausrichtung von Gran Turismo Sport ist und bleibt Geschmackssache. Freunde des Einzelspieler-Modus erhalten nicht viel mehr als eine ausgedehnte Demo mit PS-VR Ergänzung. Multiplayer-Fans freuen sich jedoch über die volle Konzentration auf ihren Lieblingsmodus. Wie dieser jedoch in der nächsten Zeit aussehen wird, entscheiden kommende Events und nicht zuletzt ein stabiles Netzwerk. Gran Turismo Sport hält unter dem Strich auf jeden Fall das, was es verspricht. Die Racing-Simulation bietet den Wettbewerb und den Sportsgeist des Rennsports und verzichtet auf unnötiges Beiwerk. Wenn wir diese Tatsache GT Sport auch nicht negativ anrechnen können, wäre eine Kombination aus einer echten Kampagne und dem tollen Fahrgefühl und Sound von Gran Turismo Sport ein Gesamtpaket nach unserem Geschmack. Insgesamt sichert sich GT Sport so trotz aller Kritikpunkte einen guten zweiten Platz in unserem Racing-Simulations-Ranking.


Solltet ihr euch die Mitbewerber von Gran Turismo Sport genauer anschauen vollen, findet ihr hier unsere Reviews zu Forza Motorsport 7 und Project Cars 2. Wenn ihr mehr auf Arcade-Racer steht, könnte Need for Speed Payback der Titel eurer Wahl sein.

Natürlich erhaltet ihr auch Gran Turismo Sport bei Amazon. Für den Fall, dass ihr auf den Geschmack gekommen seid, werft gerne einen Blick auf den eingebundenen Link. Solltet ihr dort bestellen, unterstützt ihr uns damit ungemein und habt selbst keine Nachteile.