GT7 im Test – Endlich ein Gran Turismo, das Serie und Fans verdienen
Gran Turismo 7 verspricht nach dem abgespeckten GT Sport die guten und üppigen alten Zeiten der ikonischen PlayStation 2-Auftritte wieder aufleben zu lassen. Dabei legt es den Fokus auf die Freude am Automobil und dessen bestmögliche Nutzung. Wir sind GT7 Probe gefahren.
Gran Turismo 7 tritt in einige der größten Fußstapfen im Bereich der Racing-Simulationen. Die Serie steht wie wenige andere für eine realistische Simulation des automobilen Renngeschehens verschiedenster Klassen vom straßentauglichen Kleinwagen bis zu den schnellsten Rennboliden. Die Racing-Geschichte prägende Automobil-Hersteller nutzen diese Bühne, um ihre mehrrädrigen Lust-Objekte für jeden digitalen Renn-Freund erfahrbar zu machen. Dank der GT Academy ist sogar der Sprung vom digitalen zum realen Rennsport möglich.
Mit diesem Druck geht Entwickler Polyphony Digital bestmöglich um. Er schnürt mit Gran Turismo 7 nicht weniger als das GT-Komplettpaket für Neueinsteiger und alle mit unzähligen digitalen Kilometern auf dem Tacho. Über 400 detailliert gestaltete Fahrzeuge dürfen schnellstmöglich über die Ziellinien von mehr als 90 Streckenvariationen bewegt werden. Mit an Bord ist eine Kampagne namens GT Mode, die auch Racing-Einzelgänger langfristig motiviert und sie an einem Leben teilhaben lässt, in denen Benzin und verbranntes Gummi die Gerüche sind, die sie noch vor dem Aufstehen bis zum verdienten Schlaf in ihren Riechorganen vernehmen. Zusätzlich locken Split-Screen-Rennen im Couch-Koop und weltweites Kräftemessen mit digitalen Rennbegeisterten. Auf den Strecken von GT 7 kehrt nur dann Ruhe ein, wenn die Server des Spiels nicht zur Verfügung stehen, eine Internetverbindung ist für den vollumfänglichen Spielspaß nämlich unverzichtbar. Im Rahmen eines Wartungsprozesses in Überlänge ist dies vielen Spielern schmerzlich bewusst geworden.
Angekommen in der Welt der Automobile
Anders als bei Gran Turismo Sport werden Spieler in GT7 im Rahmen der GT Mode genannten Kampagne auf ihrem Weg zum gestandenen Rennfahrer an die Hand genommen. Der Modus weckt beste Erinnerungen und lässt das Benzin in den Adern auch durch großartige Neuerungen schneller pumpen. Er bietet dabei mehr als nur aneinandergereihte Renn-Veranstaltungen und fahrerische Herausforderungen. Im GT Café erhalten Spieler nacheinander verschiedene Aufträge. Diese machen sie mit unterschiedlichen Aspekten des Spiels vertraut und bilden einen roten Faden. Bei der Vervollständigung zum Beispiel einer „Auftrags-Sammlung“ bekommen digitale Rennfahrer ausführliche Details zu den Fahrzeugen und betrachten dabei wunderschöne Ingame-Sequenzen. Auf Wunsch enthalten diese sogar Ray-Tracing-Reflexionen. Aufgelockerte Dialoge mit Gran Turismo-Rennfahrern führen durch die Menüs des Modus und sind ein willkommener Kontrast zur technischen Seite des Rennsports.
Das Fahrzeug-Tuning, die Fahrzeugpflege und der Erwerb von Neufahrzeugen finden alle ihren Platz in der als Weltkarte gestalteten GT7-Landschaft, wobei an jeder Ecke interessante Fakten und Geschichten zu Fahrzeugen, zur Racing-Historie oder zu einzelnen Herstellern zu finden sind. Manch einer mag kritisieren, dass das Spiel dadurch zu sehr vom Geschehen auf der Strecke ablenkt. Wir fühlen uns stattdessen viel mehr in die Racing-Welt eingebettet und als Teil von ihr akzeptiert. Wer Automobile vor dem Spielen von Gran Turismo 7 mochte, fängt spätestens währenddessen an sie zu lieben. Diese Liebe kann durch digitale Fotografie, eine wachsende Fahrzeug-Sammlung, ausgeklügelte Gestaltung der Boliden oder auch auf der Strecke ausgelebt werden.
In Gran Turismo 7 sind lange nicht nur Supersportler zu Hause. – Quelle: PlayStation
Die Vorteile der PlayStation 5 ausgenutzt
Wir haben Gran Turismo 7 auf der PlayStation 5 genossen. Wie Horizon Forbidden West ist der PlayStation-Exklusivtitel allerdings auch für die PlayStation 4 erschienen. Die mittlerweile als Current-Gen-Konsole zu bezeichnende PS5 bietet neben Raytracing-Effekten abseits der Strecke mehrere Vorteile. Einmal mehr ist die schnelle SSD der Konsole zu nennen. Die konsoleninterne oder eine nachgerüstete interne SSD verkürzt jede Form von Ladezeiten. Dies zahlt sich vor allem bei Herausforderungen aus. Wenn wir Aufgaben im Rahmen des Lizenz Centers wiederholen mussten, konnten wir dies direkt erledigen. Ruck zuck fanden wir uns auf der Rennstrecke wieder. Gleiches gilt für besondere Renn-Missionen, die das Spiel ebenfalls bereithält.
Auf der Strecke freuen sich PlayStation 5-Besitzer über eine überzeugende Nutzung des DualSense-Controllers. Sein haptisches Feedback und die adaptiven Trigger geben ein gutes Gefühl für Beschleunigung, Bremswirkung und die Streckenbeschaffenheit. Gerade auf dem Tokyo Expressway ist dies deutlich spürbar. Diese ist augenscheinlich sehr homogen. Erfühlen lassen sich jedoch viele kleine Abschnitte. Eine weitere Besonderheit der Current-Gen-Version ist die Umsetzung des 3D-Audio-Features. Dieses erzeugt eine überzeugende Sound-Kulisse und erleichtert die akustische Ortung gegnerischer Fahrer. Sowohl PlayStation 4 als auch PlayStation 5 bieten detaillierte Fahrzeug-Modelle, deren Inneres und Äußeres überzeugt.
Weiter ohne nennenswertes Schadensmodell aber mit überzeugenden Wettereffekten
Das Schadensmodell lässt einmal mehr nur leichte Schäden an den Boliden zu. Hier ist weiterhin davon auszugehen, dass die Automobil-Hersteller nicht zulassen, dass ihre Fahrzeuge in nicht optimalem Zustand begutachtet werden. Für uns ist das ein wenig schade, auch wenn wir nicht mit dem Messer zwischen den Zähnen durch die Kurven rasen. Überzeugend sind hingegen die dynamischen Wetter-Effekte, die Serien-Vorgänger bei Regen und Nacht deutlich in den Schatten stellen. Besonders deutlich wird dies in den optisch nochmals beeindruckenderen Replays des Renngeschehens, in denen Raytracing-Effekte aktiv sind. Technisch haben wir insgesamt wenig zu beanstanden. Lediglich einige Pop-Ins von Streckendetails oder Schatten sind uns während der Rennen aufgefallen.
Die in Fahrzeug-Innenräumen verwendete Materialvielfalt kommt wunderbar zur Geltung. Quelle: PlayStation
Einladende Freiheiten auf und abseits der Strecke
Die Weltkarte von GT7 spricht mehr digitale Racing-Freunde an als jedes Gran Turismo zuvor. Dank unterschiedlichsten Helfern ist der Einstieg in die Welt des auf Wunsch anspruchsvollen Racers so einfach wie noch nie. Wer dies wünscht, kann gänzlich auf eigenes Bremsen verzichten und dies einem Assistenzsystem überlassen. Ein Rückspul-Feature wie es zur Forza-Serie gehört gibt es in der Welt von Gran Turismo allerdings weiterhin nicht, der einfachste Schwierigkeitsgrad verzeiht jedoch Fahrfehler, solange sie sich nicht häufen. Das Autosammeln geht dank vieler Belohnungs-Fahrzeuge schnell voran. Der Gebrauchtwagenhändler ist hier zusätzlich eine gute Anlaufstelle. Generell sind Fahrzeuge bei den Händlern allerdings teurer als in bisherigen Serien-Ablegern. Dies hat im Zusammenhang mit optionalen Mikrotransaktionen zum Kauf von Ingame-Währung bereits für die eine oder andere kritische Stimme gesorgt. Wir verurteilen diese optionale Abkürzung nicht.
Generell hätten wir uns großzügigere optische Tuning-Möglichkeiten und eine Art Werkstatt-Animation für das Tuning durch Gewichtsreduktions-Pakete, Chips oder Luftfilter gewünscht. Die Animationen aus dem GT-Auto-Bereich sind hier eine amüsante Kleinigkeit. Wir mochten es zu sehen, wie Rennsport-Ingenieure unsere Karosse breitzogen. Etwas ähnliches sollte auch beim bedeutsameren Leistungs-Tuning möglich sein. Wenn wir schon bei unseren besten Wünschen angekommen sind, wäre da noch etwas zu erwähnen, was wahrscheinlich kein Wunschtraum bleibt. Wir möchten GT7 samt PlayStation VR2 und unserem Fanatec-Lenkrad aus der Cockpit-Perspektive genießen.
Fazit zu Gran Turismo 7: Neues Modell. Originalteile.
Gran Turismo 7 positioniert die Serie als Komplettpaket aus bekannten Stärken und neuen Inhalten wieder in die Riege der Top-Racing-Simulationen, die jeder PlayStation-Spieler im Blick halten sollte. Währen Gran Turismo Sport vor allem Gelegenheitsspieler schnell überforderte, reißt der GT Mode jeden mit, der Benzin im Blut hat. Aus Automobilfreunden werden schnell Automobilnarren mit Fachkenntnissen. Kein anderes Rennspiel hat es geschafft, uns so viel Automobilkultur in einer schier unglaublichen Qualität zu vermitteln.
Während Gegner-KI und Fahr-Physik für ein authentisches Fahrerlebnis sorgen, wird das Gesamtbild lediglich durch das kaum erwähnenswerte Schadensmodell leicht getrübt. Dafür ist die Einstiegshürde für Neueinsteiger erfreulich niedrig. Die Online-Pflicht, die auch den Einzelspieler-Modus betrifft, findet nicht viel Gegenliebe. Außerhalb einer überlangen Wartungsphase waren wir jedoch nicht von üppigen Offline-Zeiten betroffen. Mikrotransaktionen des Spiels sind rein optional und das Sammeln von Fahrzeugen ist vielleicht nicht so einfach wie in Forza, wir mussten allerdings im Rahmen des GT Modes nie ein Rennen zweimal fahren, weil uns das Geld für den passenden Untersatz gefehlt hätte. Insgesamt bekommen Spieler das Gran Turismo, das sie nicht zu träumen gewagt hätten.
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