Ein Spiel zu entwickeln ist ein großes Unterfangen. Es ist mit Träumen und Erwartungen aber auch mit Enttäuschungen und Problemen verbunden. Indie Game: The Movie bietet einen eindrucksvollen Einblick hinter die Kulissen erfolgreicher Indiespiele.

Indiegames — Mehr als nur Spiele

Jonathan Blow ist vor allem durch sein 2008 erschienenes Spiel Braid bekannt. Seitdem hat er immer wieder durch seine Philosophie und Ansichten auf sich aufmerksam gemacht. Blow sieht das Potential von Computerspielen noch lange nicht erschöpft. Spiele werden in Zukunft einen erheblichen Teil unserer Kultur darstellen. Daher erhebt er einen hohen Anspruch an seine eigenen Spiele. Braid und The Witness sind Spiele, die eine einzigartige Nachricht übermitteln wollen. Sie richten sich an ein erwachsenes Publikum.

Braid
Braid enthält etliche Anspielungen auf Videospiele und Kunst

Braid ist ein Plattformer in dem man per Knopfdruck die Zeit beeinflussen kann. Blow hat sich mit Braid aus der Verschuldung in die finanzielle Sicherheit gerettet. Und obwohl Braid viele Preise gewonnen hat und ein finanzieller Erfolg war, denkt er, dass die Mehrheit der Spieler die Nachricht hinter Braid nicht verstanden hat. Blow möchte nicht nur Spiele schaffen, die als Unterhaltung dienen. Spiele sind für ihn eine Kunstform. Dementsprechend fällt die Kritik gegenüber den aktuellen Bestsellern der Videospielbranche aus. Social Media Games wie FarmVille bezeichnet er zum Beispiel als das „pure Böse“, da sie Spieler dazu verleiten, Geld in sinnlose Gegenstände zu investieren und die Lebensqualität des Spielers verschlechtern, da diese Spiele obsessiv gespielt werden müssen.

In Indie Games: The Movie bekommt man einen Eindruck davon, was Blow mit seinen Spielen erreichen möchte. Er wollte in Braid seine „tiefsten Makel und Verletzlichkeiten“ einfließen lassen. Blows Spiele verweigern sich dem Zeitgeist. Sie nehmen Bezug auf Kunst und Computerspielegeschichte. Sie sind langsam und kontemplativ, ganz Abseits der AAA Actionblockbuster.

Finanzielle und soziale Risiken

Team Meat
Team Meat: Edmund McMillen und Tommy Remens

Indieentwickler setzen oftmals nicht nur ihre finanzielle Sicherheit aufs Spiel, um ihren Traum zu erfüllen. Die Geschichte rund um Super Meat Boy und Team Meat, bestehend aus Edmund McMillen und Tommy Refenes, macht dies deutlich. Während der Dreharbeiten zu Indie Game: The Movie steckte Super Meat Boy gerade in der so genannten Crunch-Time. Team Meat hatten das Angebot bekommen, Super Meat Boy im Rahmen einer Xbox Live Arcade Aktion zu veröffentlichen. McMillen und Refenes hatten kaum noch Geld zur Verfügung und willigten ein. Somit musste das Spiel so schnell wie möglich fertig gestellt werden.

Beide berichten, dass sie ihr Sozialleben für ihr Ziel aufs Spiel setzten. Der hohe Arbeitsaufwand zehrt an McMillens Ehe und an Refenes‘ Gesundheit. Vor allem als Refenes am Tag der Erscheinung sieht, dass das Spiel nicht auf Xbox Live beworben wird, scheint der Traum zu platzen. Letztlich wird Super Meat Boy aber ein voller Erfolg und kann sich sogar besser verkaufen als Braid. Die Geschichte von Team Meat zeigt eindrucksvoll, vor welchen finanziellen und sozialen Herausforderungen unabhängige Spieleentwickler stehen.

Fez — die unendliche Geschichte

Fez wurde bereits 2007 angekündigt. Aufgrund seiner Entwicklungsdauer von über 5 Jahren wurde das Spiel als das „Indie Duke Nukem Forever“ bezeichnet. Bei Fez handelt es sich um einen Puzzle-Plattformer, in dem eine zweidimensionale Kreatur, die in einer zweidimensionalen Welt lebt, die Fähigkeit erhält, diese Welt in drei Dimensionen zu erkunden.

Phil Fish, der Entwickler von Fez, arbeitete unter anderem bei Ubisoft, kam aber mit den Arbeitsprozessen großer Entwicklungsstudios nicht zurecht. Daraufhin entschied er sich sein eigenes Studio zu gründen. Bei der Entwicklung von Fez kam es zu finanziellen und rechtlichen Problemen. Im Film ist Phil Fish kurz davor, eine neue Version von Fez auf der Penny Arcade Expo (PAX) vorzustellen. Da noch nicht alle Rechtsangelegenheiten geklärt waren, riskierte Fish das gesamte Projekt.

Fez
Die Entwicklung von Fez hat über 5 Jahre gedauert

Eine weitere Geschichte eines Indieentwicklers, die aufzeigt, welche Probleme entstehen können. Nicht nur die finanziellen und rechtlichen Hürden, sondern auch Fishs eigener Perfektionismus haben die Entwicklung in die Länge gezogen. Letztlich war aber auch Fez überaus erfolgreich und wurde sehr gut rezensiert. Wenig später konnte Fish jedoch dem Druck nicht mehr standhalten und verließ die Videospielbranche.

Indie Game: The Movie ist eine faszinierende Sammlung von Hintergrundgeschichten rund um 3 der erfolgreichsten Indiespiele und ein Portrait der Leute, die hinter diesen Titeln stecken. Wer sich für ein wenig Videospielegeschichte und Hintergründe der Indieszene interessiert ein absolutes Muss.

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