Dragon Quest XI – Ein JRPG zum Verlieben
Dragon Quest XI hat den fernöstlichen JRPG-Markt nahezu im Sturm erobert und erscheint nun mit einigen Überarbeitungen auch bei uns. Konnte uns das Rollenspiel aus der Feder von Yuji Horii überzeugen und unsere Erwartungen erfüllen oder verschleimten die wilden Kreaturen nur unseren Controller?
Mein letztes Spiel der Dragon Quest Serie war Teil VIII. Da ich damals hauptsächlich auf Sonys PlayStation 2 unterwegs war, habe ich meine Review für den Sony-Bereich von PlayStation Universe geschrieben. Das Spiel komplettierte ich fast fünf mal, testete das Piggyback Lösungsbuch und vergaß nie mein Abenteuer rund um Metallschleime, dunkle Mächte und tolle Kameraden.
Es prägte mich auf gewisse Weise, wie es auch Ni No Kuni tat. Natürlich habe ich ebenfalls einen Blick auf Dragon Quest Heroes II geworfen. Das Game vereinte die Stärken der Dragon Quest-Welt mit den Massenschlachten der Dynasty Warriors. Die Ankündigung von Dragon Quest XI für den westlichen Markt war für mich jedoch eine der erfreulichsten Nachrichten der letzen Jahre. Abseits von Massenschlachten, MMOs und Spinoffs ist es ein echtes JRPG und verspricht als solches eine herzzerreißende Story, tolle Charaktere und ein fesselndes Gameplay. Wie all dies auch geliefert wird? Lest selbst!
Die Unschuld vom Lande
Einmal mehr gebt ihr eurem Helden einen Namen nach eurem Geschmack. So hat sich das Leben unseres Hauptcharakters Chris schon als Kleinkind maßgeblich verändert. Als Sprössling der Königsfamilie von Eschenburg konnte er nämlich nur dank seiner Mutter und weiteren Helfern in einem Körbchen aus dem bedrohten Königreich evakuiert werden. Von dort aus landete er in einem kleinen, verschlafenen Dörfchen. Gerade als er alt genug wurde, um seine Herkunft zu erfahren, holt ihn seine wahre Bestimmung ein und führt ihn auf einen Weg quer über die gesamte, große Weltkarte.
Diesen Weg bestreitet er nicht alleine. Magier, Kämpfer und sogar Zirkusstars schließen sich dem Helden an und schwören ihm die Treue. Eines ist klar, er wird seine Aufgaben nur mit Hilfe seiner Mitstreiter erfolgreich erfüllen. Ohne zu viel zu verraten, ist nicht alles so, wie es zu Beginn scheint und es kommen einige Überraschungen auf euch zu.
Aller Anfang ist leicht
Anders als in Dragon Quest VIII haben Anfanger in Dragon Quest XI einen leichteren Einstieg. Wer beim PlayStation-Vorgänger nicht gerne nach höheren Charakterleveln gestrebt hat, der sah die Radieschen früher von unten, als ihm lieb war. Dragon Quest XI senkt den Schwierigkeitsgrad etwas und schafft dafür mit wählbaren „Drakonischen Spielregeln“ eine Möglichkeit, den Härte-Grad nach oben zu korrigieren. So kommen auch geübte Veteranen auf ihre Kosten. Über die tollen Charaktere des Spiels dürfen sich alte Hasen und Neueinsteiger gleichzeitig freuen. Die englische Sprachausgabe ist ebenso gut gelungen, wie der deutsche Text. Die vielen Dialekte machen es wieder einmal zu einem Vergnügen, Haupt- und Nebencharakteren zu lauschen. Da kommt Humor ebenso wenig zu Kurz wie Dramatik. Clevere Namensgebung sorgt zudem für die liebevolle und herzliche Atmosphäre, die Fans an ihrem Dragon Quest lieben.
Das Abenteuer eures Lebens
Auch in Dragon Quest XI geht es um nicht weniger, als die Errettung der Welt. Ihr seid auserwählter Lichtbringer und setzt euch gegen menschliche und monströse Widersacher durch. Euer Aufenthalt besteht jedoch lange nicht nur aus Kämpfen. Noch länger haltet ihr euch auf der riesigen Weltkarte auf und durchstreift diese zu Fuß, auf dem Pferd, auf hoher See oder durch die Lüfte fliegend. Während dies serientypisch ist, gibt es jedoch auch neue Fortbewegungs-Geräte. Ihr könnt nämlich Reittiere, Maschinerie oder die Flugwesen von funkelnden Gegnern erkämpfen. So schwingt ihr euch beispielsweise für eine gewisse Zeit auf den Rücken einer Wespe und durchfliegt die Umgebung. Das macht Spaß und bringt zusätzliche Abwechslung. Auch zuvor unerreichbare Schätze findet ihr auf diesem Wege. Zu Sammeln gibt es übrigens allerhand. Die Minimedaillen bekommen ebenso einen Auftritt wie Schatztruhen und glitzernde Flecken, an denen ihr wiederkehrende Ressourcen finden könnt.
Der nächste Kampf ist immer der schwierigste
In vergangenen Dragon Quest-Titeln war eure Konzentration ein wichtiger Schritt zum Kampf-Erfolg. Diese konntet ihr in mehreren Stufen steigern, um eure Attacken stärker auszuführen als zuvor. Dafür habt ihr natürlich einige Runden aussetzen müssen. Gleichzeitig gab es Ausrüstungsstücke, wie das Fokustamburin, die zusätzlichen Einfluss auf die Ressource hatten. Dragon Quest XI ändert dies komplett. Ihr habt nun die Chance, in Kämpfen den Status gestärkt zu erreichen. Besondere Fähigkeiten in eurem Talentbaum sorgen sogar dafür, dass ihr den Status selbst herbeiführen könnt. Seid ihr gestärkt, verbessern sich verschiedene eurer Werte. Eure Angriffe werden so beispielsweise effektiver. Gleichzeitig könnt ihr jedoch mit verschiedenen Teilnehmern eurer Gruppe auch mächtige Spezialattacken ausführen. Für manche müssen sogar mehrere bis alle Charaktere gestärkt sein. Setzt ihr diese Koop-Attacken ein, verliert ihr eure Stärkung jedoch umgehend.
Die Kämpfe laufen weiterhin rundenbasiert ab. Entweder wählt ihr die bekannte, starre Kamera-Perspektive oder ihr könnt euren Blick während des Kampfes über das Geschehen schweifen lassen. In letzterem Fall ist es uns allerdings schwer gefallen, das Geschehen immer im Auge zu behalten. Bei schnellen Kameraschwenks kam es zudem immer mal wieder zu Rucklern, die dem guten technischen Gesamteindruck nicht gerecht wurden. Neu ist auch die Fähigkeiten-Entwicklung eurer Charaktere. Jeder Charakter gibt euch nämlich gleich mehrere Entwicklungsrichtungen zur Auswahl. Das erzeugt eine große Freiheit bei der Wahl der Waffen und gibt euch mehr Zugriff auf eure eigene taktische Ausrichtung. So können zwei gleich gewählte Teams von zwei verschiedenen Gamern völlig unterschiedlich ausgerichtet sein. Aber Vorsicht! Aus großer Macht folgt große Verantwortung.
Alles kann, nichts muss
Dragon Quest XI lässt den Jäger und Sammler in euch jubeln, ohne dabei zu überfordern. Ihr könnt die ganze Welt, den jeweiligen Spielfortschritt vorausgesetzt, nach Lust und Laune erkunden. So werft ihr in Häusern mit Fässern und Krügen um euch, durchwühlt fremde Schränke und vermehrt euer Geld im geliebten Kasino. Für Minimedaillen gibt es ebenso seltene Preise, wie für euren Erfolg beim Poker. Wenn ihr wollt, lasst ihr jedoch all das links liegen. Diese Freiheit zeigt sich sogar im Kampf, wo ihr euren Charakteren nur Taktiken verpassen könnt, damit diese eigenständig agieren. Seid ihr jedoch auf das volle Dragon Quest Erlebnis aus, nutzt ihr das, was euch gegeben wird. Dazu gehört auch das neue Schmiede-System.
Der Alchemie-Kessel gehört in Dragon Quest XI der Vergangenheit an. Ihr schmiedet im neuen Ableger Waffen, Rüstung und Assessoires an der Pfiffigen Schmiede. Rezepte findet ihr, genau wie Zutaten, in der riesigen Spielwelt. Der Schmiedevorgang ist eine Kunst für sich. Generell geht es darum, so lange auf einen Teil des Schmiedeguts zu kloppen, bis ein gelber Balken eine Markierung erreicht. Je besser ihr dies schafft, umso besser wird euer Ergebnis. Die Anzahl der Schläge ist begrenzt und die Komplexität der Gegenstände ist verschieden. Hier gibt es also einen Weiteren Aspekt in dem man sich mit etwas Übung verbessert. Es existiert eine Lernkurve, die ebenso befriedigend ist, wie die erschaffenen Gegenstände. Zu dieser Lernkurve zählen auch besondere Schmiede-Attacken. Wir haben also allerhand befriedigende Nebenaufgaben im Spiel. Leider sind die Nebenquests, die wir zusätzlich von den Bewohnern der Welt bekommen, nicht im Ansatz so inspiriert wie der Rest des Spiels. Ni No Kuni II konnte hier wenigstens mit kleinen Armee-Missionen und Städtebau zusätzliche Abwechslung bieten. Einen mutigen, völlig neuen Part vermissen wir in Dragon Quest XI. Immerhin gab es Pferderennen an denen wir uns versuchen durften.
Unreal Engine sei Dank
Es ist kein Geheimnis, dass Dragon Quest XI der erste Genre-Vertreter ist, den die Unreal Engine 4 befeuert. Zunächst haben wir diese Tatsache sehr kritisch gesehen. Es heißt schließlich „Never change a winning Team“ und wir mochten den beinahe zeitlosen Cel-Shading-Look von Dragon Quest VIII. Erst unsere ersten eigenen Spielstunden haben jeden Zweifel ins Reich des übertriebenen Pessimismus verwiesen. Dragon Quest sah nie besser aus. Egal ob wir uns die zahlreichen neuen Monster, die bekannten Rüstungen, Roben und Waffen in neuem Glanz oder die nun viel beeindruckenderen Städte anschauen; Wir sehen nun mehr von dem, was Yuji Horii im Kopf hatte, als er Dragon Quest erdachte.
Trotz neuer Optik hat die Spielwelt und ihre Bewohner nicht an Herzlichkeit verloren. Es war uns sehr wichtig, dass ein grafisches Update nicht mit einer sterilen Welt einhergeht. Wir wollten nicht, dass ein Metallschleim unfreundlich oder ein tanzender Teufel böse herüberkommt. Der Charme der Vorgänger ging nicht verloren. Dafür hat das Entwicklerteam gesorgt.
Unser Fazit zu Dragon Quest XI
Dragon Quest XI ist das Spiel, das wir uns gewünscht und erhofft haben. Es bietet ebenso eine mitreißende Story, eine charmante und positive Welt und tolle Charaktere, wie seine Vorgänger. Gleichzeitig ist die technische Qualität im Hier und Jetzt angekommen. Das führt zu einer imposanten, riesigen Spielwelt, die auf ihre Art zeigt, was aktuelle Konsolen leisten können. Leider wirken viele Nebenquests sehr uninspiriert und ein mutiges ganz neuartiges Spielelement hat gefehlt. Daher schlittert das JRPG als glanzvoller Genre-Vertreter nur knapp an der Bestwertung vorbei.
Ihr seid JRPGs ebenso verfallen wie wir? Dann werft dringend auch einen Blick auf unsere Review zu Ni No Kuni II. Etwas actionreicher geht es bei Dragon Quest Heroes II zu.
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