Mehr als zwei Jahre ist es her, seitdem Hideo Kojima Konami und die Metal Gear Solid Reihe verlassen hat. Jetzt versucht sich Konami mit Metal Gear Survive an einem Spin-off. Wird Metal Gear ohne seinen Schöpfer überleben oder ist Survive der Gnadenstoß? Erfahrt es in unserem Review!

Update: Einige Zeit nach dem Review hat sich die unglaubliche Langeweile als einziger bleibender Eindruck des Spiels herausgestellt. Die reine Funktionalität des Spiels kann diesen schlechten Eindruck nicht ausgleichen. Ich habe mich daher entschieden, die Wertung von 5 auf 4 herabzusetzen.

Der Elefant im Raum

Jeder Fan der Metal Gear Solid Reihe weiß, dass es ein großes Problem mit Metal Gear Survive gibt. Es ist kein Metal Gear Solid und es wurde ohne Hideo Kojima entwickelt. Im Jahr 2015 wurde Kojima von Konami unter kontroversen Umständen entlassen. Wer eine Zusammenfassung braucht, sollte sich dieses Video von Super Bunnyhop anschauen, der die Lage sehr gut zusammenfasst. Doch wieso ist das Fehlen eines Entwicklers ein so großer Deal?

Kurzum: Metal Gear Solid ist zweifelsfrei die am stärksten Auteur-getriebene Spielereihe der AAA-Gamingbranche. Ob man ihn liebt oder hasst, niemand kann Kojima’s Einzigartigkeit in puncto Story und Gamedirecting bestreiten. Die Metal Gear Solid Reihe beschäftigt sich mit Themen wie der Wirkung des Krieges auf die Psyche von Soldaten, der Frage, ob unser Schicksal durch unsere Gene bestimmt ist, dem Gleichgewicht des Schreckens und vielem mehr. Teil 2 alleine riskierte seinen eigenen Erfolg, als Kojima die Fanbase mit falschem Footage enttäuschte, nur um die Unzuverlässigkeit von Informationen aus dem Internet zu demonstrieren. Selbst wer Kojima’s Schreibstil als dumm, langatmig oder übertrieben empfindet, muss zugeben, dass kein Entwickler solche kreativen Risiken eingehen würde.

Die Spiele haben so viel Charakter, so viele interessante Ideen, so viele denkwürdige Momente und Charaktere und so viel zu sagen. MGS ohne Kojima ist schlicht nicht das Gleiche. Der erste Eindruck von Metal Gear Survive war nicht positiv und machte mir keine Hoffnung, dass Survive Charakter hat. Unser Gamescom Preview verstärkte diese Befürchtungen. Das Spiel wirkte generisch und uninspiriert. Das ist im Vakuum schade, aber eben besonders traurig, wenn man das Erbe der Franchise betrachtet. Als Metal Gear Solid Fan stößt mir das sauer auf. Als Kritiker werde ich dennoch versuchen Metal Gear Survive fair zu beurteilen. Die Kernfrage des Reviews ist demnach die folgende:

Ist Metal Gear Survive für sich allein gesehen ein gutes Spiel?

Ein Hinweis des Reviewers:

Eines vorweg: Ich habe Metal Gear Survive geschätzt nur 7-9 Stunden gespielt, bevor mir die Motivation und die Lust ausgegangen sind. Eine konkrete Spielzeit nennt mir die PS4 Version nicht. Theoretisch besteht die Möglichkeit, dass Metal Gear Survive irgendwann besser wird und sich eine bessere Wertung verdienen würde. Da ich jedoch stark bezweifle, dass die Spielstruktur und das Gameplay zu einem späteren Zeitpunkt komplett über den Haufen geworfen werden, würde sich meine Einschätzung wohl auch bei mehr Spielzeit nicht ändern.

Von anderen Dimensionen und handelsüblichen Zombies

Die Story von Metal Gear Survive könnte eigentlich ganz interessant sein. Direkt nach dem Angriff auf Big Boss‘ Mother Base am Anfang von MGS V findet ein Massenbegräbnis für die gefallenen Soldaten statt. Einer der Gefallenen ist Euer Charakter, den Ihr Euch selbst gestaltet. Er wird reanimiert und im Zuge einer Mission in einer anderen Dimension ausgesetzt. Scheinbar haben sich nach der Schlacht zahlreiche Wurmlöcher geöffnet, welche große Teile der Basis sowie zahlreiche Soldaten in die andere Dimension verschleppt haben. Ein ganz normaler Montag also.

Ebenfalls Teil der Story: Zombies. Diese existieren scheinbar schon seit Jahrzehnten in der Metal Gear Welt, sie wurden bis jetzt allerdings geheim gehalten. In der anderen Dimension (namens Dite) nahmen diese Zombies wohl überhand und haben alles zerstört. Da sie eine potente Energieressource sind, ist es Eure Aufgabe, Dite zu erforschen und Energie zu sammeln. Achja, mehr über die Zombies müsst Ihr auch herausfinden, denn Ihr seid selbst infiziert. Oder vielleicht auch nicht. Oh, und scheinbar wurde das vorherige Forschungsteam unter mysteriösen Umständen getötet.

Hört sich die Story für Euch sinnvoll und kohärent an? Nein, für mich auch nicht. Eigentlich sind genug Elemente für eine interessante Handlung da, in der Praxis ist die Geschichte jedoch nur verwirrend, zäh und überraschend langweilig. Von Zeit zu Zeit labern Euch die NPCs in Grund und Boden. Insbesondere zu Beginn werdet Ihr mit Zwischensequenzen bombardiert, die den Flow des Spiels unterbrechen, ansonsten aber nicht viel beitragen. Kombiniert mit unfassbar gelangweilten Performances der Synchronsprecher habt Ihr eine Story, die niemanden interessieren kann.

Wenn Bear Grylls ein Weichei wäre

Die Spielstruktur ist an sich komplette Standardkost für Survival-Spiele. Dem „Survive“ im Namen wird Metal Gear Survive also zumindest gerecht. Euer Charakter hat verschiedene Bedürfnisse, denen Ihr gerecht werden müsst. Allem voran braucht Ihr Nahrung und Wasser. Wohl genährt sein müsst Ihr, damit Eure Lebensanzeige maximiert bleibt, der Durst reguliert dagegen Eure Ausdauer. Soweit so gut. Was in der Theorie eine gute Mechanik ist, bedeutet in der Praxis jedoch viel mühselige Arbeit.Metal Gear Survive Review ausdauer und leben

Zumindest zu Beginn des Spiels gibt es nicht sonderlich viel Nahrung und Ihr haltet kaum eine Mission ohne etwas zu essen aus. Das bedeutet viel Grinden und die Map nach Nahrung abgrasen. Noch schlimmer dran seid Ihr allerdings bei Durst. An Wasser kommt Ihr zum Glück leicht, denn das Ausdauer-System wäre sonst unerträglich. Aktionen wie Sprinten, geducktes Laufen oder Kriechen kosten Euch Ausdauer. Je weniger Durst Ihr habt, desto länger könnt Ihr diese Aktionen am Stück durchführen. Das Problem: Euer Charakter ist recht weinerlich. Ihr verbraucht Ausdauer sehr schnell und könnt ab dem letzten Drittel der Leiste kaum noch laufen. Zwar regeneriert Ihr sie wieder, aber Ihr seid dennoch sehr langsam unterwegs und die Distanzen sind sehr lang. Ihr kommt also kaum voran.

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Besonders nervig ist dies im Staub. Hierbei handelt es sich um großflächige Bereiche des Spiels, die von einem giftigen Nebel bedeckt sind. Hier wird Eure Aufenthaltszeit nicht nur vom verfügbaren Sauerstoff beschränkt, Eure Ausdauer nimmt hier auch unfassbar schnell ab. Gepaart mit einer Vielzahl von Gegnern sollen Trips in den Staub für Spannung sorgen. Ich empfand es jedoch eher als nervig. Wer plant, Metal Gear Survive länger zu spielen als ich sollte also definitiv Erfahrungspunkte in Ausdauer investieren. Vielleicht gibt es Genrefans, denen genau das gefallen wird. Ich persönlich empfand das Spiel als zäh und mühselig.

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Ressourcen sammeln und Gebiete verteidigen

Was ist abgesehen von Überleben das Ziel des Spiels? Ihr werdet eine Menge Craftingmaterial sammeln, Euren Charakter aufleveln, Eure Basis erweitern und Teleporter anschalten und verteidigen. Die Missionen drehen sich hauptsächlich um das Aufstöbern von bestimmten Gegenständen oder die Verteidigung von kleinen Gebieten und dem Kampf gegen Zombies. Das gesammelte Material investiert Ihr in zahlreiche Verbrauchsgegenstände und Waffen. Im Gegensatz zu MGS V liegt der Fokus hierbei jedoch eher auf Nahkampfwaffen, denn Schusswaffen sind erst craftbar nachdem Ihr die entsprechenden Blaupausen gesammelt habt. Zu Beginn sind auch die Materialien für Waffen und Munition recht selten. Aus diesem Grund nehmt Ihr zumeist mit Speeren, Macheten und sonstigen Hieb- und Stichwaffen vorlieb.

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Damit spielt sich Metal Gear Survive weniger wie ein Shooter und mehr wie ein Hack & Slash á la Dynasty Warriors. Die Steuerung ist dafür allerdings eher ungeeignet. Insgesamt wurde diese aus MGS V übernommen und Ihr steuert die Nahkampfwaffen eher wie Schusswaffen. Sprich: Ihr zielt mit der L-Taste und „feuert“ die Nahkampfwaffen mit der R-Taste. Eine bizarre Entscheidung, die unintuitiv ist und zu wenig Spaß führt. Zu oft wusste ich nicht, ob ich einen Gegner treffen werde. Das Kämpfen fühlt sich gerne mal unreaktiv und schwammig an. Nett dagegen ist die Fähigkeit, Zäune und Barrikaden aufzustellen, um Euch Gegner vom Leib zu halten und mit dem Speer oder Bogen durch die Löcher zu töten.

Die authentischsten Hirntoten aller Zeiten

Eine spezielle Erwähnung verdienen die Gegner des Spiels. Diese machen dem Ruf der Zombies als hirntote Massen alle Ehre, denn nicht nur greifen Sie in Scharen an, sie sind auch unfassbar dumm. Durch ihren recht hohen Damage-Output können sie in Massen zwar gefährlich sein, viel Gedanken müsst Ihr Euch allerdings nicht machen. Eigentlich lässt sich jede Mission durch genügend Zäune und den zuvor erwähnten Speer absolvieren. Noch mehr Probleme haben die Zombies allerdings mit minimal erhöhtem Terrain. Solltet Ihr eine Stufe über den Gegnern stehen, sind diese schlicht nicht in der Lage Euch anzugreifen. Ebenfalls können sie Euch im Schritttempo nicht einholen oder aus mehr als 3 Metern Distanz sehen.

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Minimale Erhöhungen in der Landschaft – Des Zombie’s größte Schwäche

Abgerundet werden die Massen durch ein sehr langweiliges Design und die ebenfalls öden Spezialzombies. In meiner Zeit mit dem Spiel begegneten mir lediglich einige gepanzerte Gegner sowie Zombies, die nach dem Tod explodieren. Das geht origineller.

Der Multiplayer – Der beste Teil des Spiels?

Metal Gear Survive ist nicht nur eine Singleplayer-Angelegenheit. Im Koop-Modus spielt Ihr mit bis zu vier Personen einen klassischen Hordenmodus. Euer Ziel ist es, ein Wurmlochgerät gegen drei Wellen von Gegnern zu verteidigen. Wie im Singleplayer könnt Ihr Eure Basis mit Objekten wie Zäunen und Barrikaden verteidigen. Wie für Hordenmodi üblich könnt Ihr Euch auch gegenseitig wiederbeleben.

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Der Koop-Modus ist nicht besonders originell und funktioniert fast genauso wie beispielsweise bei Gears of War 3. Der Modus wird wie das Hauptspiel von den langweiligen Gegnern zurückgehalten, macht aber trotzdem irgendwie Spaß. Für mich ist dies der beste Teil des Spiels, da Ihr ebenfalls Ressourcen und Erfahrung sammelt, jedoch auf viele verzögernde Element des Singleplayers verzichtet. Ein Problem, das ich jedoch relativ oft hatte, ist schlechtes Matchmaking. In meinen Matches wurde mir zumeist mindestens ein Spieler zugeteilt, der ein weitaus höheres Level hatte. Dadurch wurde auch die Stärke der Gegner erhöht, womit ich kaum Schaden anrichten und dem Team wenig helfen konnte. Ärgerlich!

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Die graubraune Apokalypse

Ich habe bereits erwähnt wie langweilig und uninspiriert das Design der Zombies ist. Leider lässt sich diese Kritik auf das gesamte Spiel übertragen. Sandbox ist ein passender Begriff, da Ihr in einer sehr langweiligen Wüste unterwegs seid. Abgesehen von ein paar kleinen Militärbasen gibt es nicht viel zu sehen. Die Texturen sehen darüber hinaus sehr verwaschen und matschig aus. Die Farbpalette beschränkt sich zum Großteil auf Braun- und Grautöne. Von einem Designstandpunkt sieht das alles sehr lieblos aus. Die Framerate dagegen war für mich sehr stabil und flüssig.

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Die Soundeffekte gehen soweit in Ordnung während die Musik sehr unauffällig ist. Besonders negativ auffallend ist wie eingangs erwähnt das äußerst gelangweilte Voice-Acting aller Beteiligten.

Metal Gear Survive im Fazit

 

Fazit: Als solides Survival-Spiel macht Metal Gear Survive nicht sonderlich viel falsch. Es ist jedoch zäh, langweilig und uninspiriert. Für Genre-Enthusiasten ist das Spiel durchaus interessant, alle anderen Spieler können Metal Gear Survive getrost ignorieren.

 

 

 


Könnt Ihr Metal Gear Survive mehr abgewinnen? Welche Spin-offs wünscht Ihr Euch für Metal Gear Solid? Wir sind gespannt auf Eure Meinungen! Wollt Ihr selbst die Reise nach Dite wagen? Dann nutzt gerne [easyazon_link identifier=“B077V16FQW“ locale=“DE“ tag=“gamspot-21″]diesen Link[/easyazon_link]. So gibt es keine Nachteile für Euch, Ihr unterstützt Gamer’s Potion allerdings sehr